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Testzentrum hat die meisten Kunden

In den Laden mit Corona-Test: Von Einkaufsfreude ist in Karlsruhe keine Spur

Einkaufen mit Test, Termin und Kontaktdaten: Unser Redaktionsmitglied Catrin Dederichs will das erleben und macht sich in Karlsruhe auf die Suche nach neuen Sandalen.

Glückliche Ausnahme: Sebastian Metz von ‘s Fachl darf seine Kunden ohne Test ins Geschäft lassen, weil er überwiegend Kosmetika und Lebensmittel verkauft.
Glückliche Ausnahme: Sebastian Metz von ‘s Fachl darf seine Kunden ohne Test ins Geschäft lassen, weil er überwiegend Kosmetika und Lebensmittel verkauft. Foto: Catrin Dederichs

Ein negativer Corona-Schnelltest ist meine Eintrittskarte zum Einkaufserlebnis? Heißt das, ich kann wieder Leute sehen und meinen Schuhschrank füllen? Ich bin begeistert.

Die Redaktion schickt mich zum Shoppen. „Sensationell“, denke ich: „Einkaufen gehen und in dieser Zeit auch noch Geld verdienen.“

Schnell kommen jedoch leise Zweifel. Wie wird es nach der Zeit des Einigelns sein, zwischen Kleiderständern zu schlendern? Und weiß ich überhaupt noch, wie Shoppen geht?

Ich glaube an mich. Neben dem nötigen Kleingeld brauche ich besagten Schnelltest. Beim frühesten freien Termin am Dienstagmorgen beim Dorgeriemarkt dm in Durlach schlage ich zu: um kurz nach halb zehn. 20 Minuten später ist das Ergebnis da, wie erhofft negativ. Auf in die Karlsruher Innenstadt. Sandalen stehen auf meiner Einkaufsliste.

Eindeutig die meiste Kundschaft auf der Kaiserstraße hat die Corona-Teststation.
Eindeutig die meiste Kundschaft auf der Kaiserstraße hat die Corona-Teststation. Foto: Catrin Dederichs

Nur vereinzelt treffe ich ein paar Menschen auf der Kaiserstraße. Vor Peek und Cloppenburg steht eine Handvoll Kunden an und auch bei Karstadt gegenüber. Ansonsten sind die Geschäfte fast ausnahmslos leer.

Eindeutig die längste Schlange sehe ich am Corona-Testzentrum. Bin ich froh, dass ich mein Ergebnis schon in der Tasche habe.

Aber möglicherweise stehen dort ja potenzielle Kunden, die sich nur schnell eine Einkaufsgenehmigung abholen.

Die meisten Kunden hat das Corona-Testzentrum

Einkaufen hat von ihnen allerdings niemand im Sinn. Ein junger Mann erzählt mir, er lasse sich dort jede Woche testen, einfach um sicherzugehen. Eine Frau braucht den Test, um nach Frankreich reisen zu dürfen. Und Schülerin Rosaly Wieland muss den Test in der Schule vorzeigen.

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Einkaufen unter den aktuellen Bedingungen lockt Wieland sowieso nicht. „Für mich hat Shoppen mit Spontaneität zu tun“, sagt sie. „So macht es keinen Spaß.“

Es fängt an zu nieseln, da kommt mir Schirm Weinig gerade recht. Schirme finde ich dort jede Menge, Kundschaft dafür keine. „Mit diesem Modell kann man keinen Umsatz generieren“, klagt Inhaber Stefan Wallbaum.

„Die Menschen wollen spontan reinkommen.“ Gebessert habe sich durch die Lockerung so gut wie nichts. „Jetzt sind es nicht mehr keine Kunden, sondern zwei oder drei am Tag.“

Warten auf die Öffnung: Vor Peek und Cloppenburg steht eine Handvoll Menschen an.
Warten auf die Öffnung: Vor Peek und Cloppenburg steht eine Handvoll Menschen an. Foto: Catrin Dederichs

Frustriert äußert sich auch Aysha Akyol von La Petite. „Es kommt trotzdem keiner rein“, sagt sie. Viele Menschen seien verunsichert, niemand blicke mehr durch. Das einzige, was sie verkauft habe, sei ein bisschen Kinderkleidung am vergangenen Samstag.

Ich schlendere weiter, die Sandalen stehen noch immer auf meiner Liste. Enttäuscht blicke ich am Schuhladen „Salamander“ hoch: „Wir haben geschlossen“, steht an der Tür.

„Was soll es?“, denke ich mir. Schuhe finde ich auch bei Karstadt. Dort bin ich nicht einmal ganz alleine. Brav stelle ich mich in die Schlange, desinfiziere meine Hände und zeige den Corona-Test.

Andere Kunden kommen mit ihrem Impfausweis hinein. Bevor ich nach den begehrten Sommerschuhe suche, gebe ich noch Namen, Telefonnummer, Datum und Uhrzeit an.

Ich ziehe durch die untere Etage. In der Parfümerie ist kein Mensch, so gut wie niemand interessiert sich für Schmuck oder Socken. In der Lederabteilung treffe ich Kundin Sabine Kassel.

Einkaufsfreude ist sehr gebremst

Die Karlsruherin ist doppelt geimpft, zum ersten Mal nutzt sie die Gelegenheit zum Einkaufen. Sie sucht nach einer neuen Handtasche und nach Frühlingskleidern. So richtig Freude kommt dabei aber nicht auf. „Es ist besser als gar nicht, aber es nervt schon, dass man sich überall anmelden muss“, sagt sie.

Ich verlasse Karstadt wieder, ohne etwas gekauft zu haben. Die Shopping-Lust ist mir vergangen. Am Ende der Einkauftour sind meine Taschen so leer wie vorher. Mit Ausnahme zweier Baguettebrote. Aber die hätte ich auch ohne Corona-Test kaufen dürfen.

Ich sehe ein, das Shoppen muss ich tatsächlich wieder üben. Deshalb verspreche ich schon heute: Liebes Karlsruhe, ich komme wieder.

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