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Umfrage bei Geschäften

Haben Secondhandläden in Baden-Baden Umsatzeinbußen durch Corona und Energiekrise?

Gebrauchte Kleidung aus zweiter Hand ist nachhaltiger als neue – und oft günstiger. Wird in den Baden-Badener Secondhandgeschäften trotz Krise also gut eingekauft? Ladeninhaberinnen berichten von ihren Erfahrungen.

Frau steht in einem Ladengeschäft
Lucia Landgraf kümmert sich zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin im Ooser Kleiderlei 2 mit individuellem Frühstück und Mittagstisch auch um das seelische Wohlbefinden ihrer Klientel. Foto: Cornelia Hecker-Stock

Steigende Heizkosten, Mieterhöhungen, Inflation: Jeder spürt die Ebbe im Portemonnaie. Bleibt da am Ende des Geldes noch viel Monat übrig oder ist es drin, shoppen zu gehen im Secondhandladen?

Lucia Landgraf und Claudia Schlotter betreiben seit sechs Jahren gemeinsam Kleiderlei 2 in der Ooser Hauptstraße, idyllisch am Bächlein gelegen. Wie die Nummer im Namen andeutet, gab es bereits ein Vorgängergeschäft. Landgraf ist schon seit Jahrzehnten „Secondhändler“, aus Nachhaltigkeitsgründen, die „erst in jüngster Zeit modern geworden sind“.

Wie ein roter Faden zieht sich der Gedanke durch ihr Leben, begonnen bei der Küche. „Wir kochen beide gesund, werfen nichts weg, ergänzen mit Kräutern aus dem Wald, Beeren oder Pilzen, je nach Saison“, sagt Landgraf ganz selbstverständlich.

Schön zu wohnen, gut zu essen und geschmückt zu sein war ihr auch bei schmalem Geldbeutel immer wichtig. „Wir wollen unseren Gästinnen Glücksmomente schenken, vom individuellen Frühstück, das sich nie gleicht, bis zum Mittagstisch“, erzählt die Inhaberin.

Das Geschäft selbst lädt zum Kruschteln förmlich ein, auch wenn man nichts Konkretes sucht. Eine anwesende Kundin darf Rock und Pullover gerne mit nach Hause nehmen zum Anprobieren, der ausgedehnte Plausch beim Besuch gehört ganz selbstverständlich dazu.

Im Kleiderlei 2 in Baden-Baden hat sich seit der Pandemie das Kaufverhalten verändert

Seit Corona hat sich dennoch das Kaufverhalten geändert, obwohl Landgraf immer noch viele Stammkunden hat. „Viele waren im Homeoffice, das sich ja bei etlichen fortsetzt, und hätten ein neues Kleidchen gar nicht ausführen können“, begründet sie die Zurückhaltung.

„Die Leute haben sich an das Nicht-Kaufen und weniger Brauchen gewöhnt“, mutmaßt sie. Zudem seien damals viele wegen des Kontaktverbotes auf das Internet umgestiegen und dabei geblieben.

„Junge Leute kaufen heute eher billige Fummel, während wir auch bei Secondhand auf gute, dennoch bezahlbare Qualität achten“, erklärt die agile Inhaberin. Sie verweist auf Kaschmirpullover oder Seidenblusen, die doch immer noch etliche Kunden zu schätzen wissen.

Im DRK-Kleiderladen kommen viele Kundinnen und Kunden vorbei

Beim DRK-Kleiderladen, der gerade wieder von der Rheinstraße neben das Zentrum am Schweigrother Platz umzieht, wird das neue Konzept sehr gut angenommen. Inge Botsch berichtet von einer täglich sehr regen Klientel, aus allen Schichten und jeden Alters, die hier für ganz kleines Geld gerne shoppen geht.

Bei immer mehr Kunden spielen Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine große Rolle. „Viele könnten sich etwas Neues leisten, stehen aber auf dem Standpunkt, etwas hübsches Gebrauchtes tut es auch und die Ware bleibt so im Kreislauf“, das höre sie immer wieder.

Im Secondhandladen Laufsteg geht es ohne Stammkunden nicht

Juliane Arens betreibt seit 22 Jahren ihren Secondhandladen Laufsteg in der Steinstraße. Sie hat in erster Linie Stammkunden „ohne die geht es gar nicht“, sagt sie. In den Anfangsjahren lief es zwar besser, doch dass heute Nachhaltigkeit großgeschrieben wird „kommt bei mir nicht an“ ist Arens Erfahrung.

„Wahrscheinlich bin ich zu teuer“, vermutet sie diese Klientel woanders. Denn was sie vertreibt, sind nur wertige Marken aus dem hochpreisigen Segment, mit Labels von Mara, Sander oder Boss. „Viele Kunden kennen den Wert gar nicht wirklich“, sagt Arens lachend, bei der häufig auch Touristen stöbern kommen auf ihrem Weg zur Stiftskirche.

Sie spürt, dass die Leute weniger Geld ausgeben, kann aber nur spekulieren, woran das liegt. Aber sie schätzt nach wie vor ihre etwas versteckte B-Lage abseits der City. „Viele Kunden wollen immer noch nicht gesehen werden, wenn sie aus dem Secondhandladen kommen und sprechen dann eher von einem Geheimtipp“, erzählt sie mit einem Schmunzeln.

Seit Corona und durch die Energiekrise halten die Leute ihr Geld zusammen, das spüren wir ganz deutlich.
Clara Meyer
Licht und Hoffnung

Clara Meyer von Licht und Hoffnung bestätigt sofort wie aus der Pistole geschossen die Zurückhaltung der Kunden. „Seit Corona und durch die Energiekrise halten die Leute ihr Geld zusammen, das spüren wir ganz deutlich“, ist ihre Erfahrung.

Die Lager seien voll bis unter die Decke. „Viele entrümpeln heute selbst, wollen uns dann aber ihre Sachen bringen“, erzählt sie aus dem Alltag. Doch wenn auf der anderen Seite keine Nachfrage herrscht, kann auch nichts mehr angenommen werden. Platz ist Mangelware, auch wenn ständig Angebote von beispielsweise gut erhaltenen Möbeln kommen. 

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