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Das sind die Gewinner

Auflösung der dritten Sommerrätsel-Runde: Darum gibt es den Badischen Knoten

Im dritten Teil des Sommerrätsels 2023 ging es um die Frage, aus welchem Grund die Badische Oberrandheftung eingeführt wurde. Wussten Sie die Lösung?

Peter Exner vom Generallandesarchiv zieht mit einem Aktenstichel Seiten auf.
Ohne den Stichel ist man beim Auffädeln der Seiten verloren. Peter Exner vom Generallandesarchiv demonstriert, wie der spitze Stab dafür sorgt, dass später die Schnur durch die Seiten gezogen werden kann. Foto: Andrea Fabry

Zugegeben, wir haben bei den Antwortmöglichkeiten bei der dritten Frage des BNN-Sommerrätsels 2023 alle Register der Beamtenklischees gezogen.

In Wahrheit waren es allerdings weder korrupte, faule noch kleinliche Beamte, deren Verhalten für die Einführung der Badischen Oberrandheftung sorgte. Es waren die fleißig ihren Dienst Tuenden – doch leider auf zu viele unterschiedliche Weisen.

So sah das jedenfalls Nikolaus Friedrich Brauer, ein badischer Spitzenbeamter, der in Karlsruhe durch die Brauerstraße verewigt wurde. Er hielt es für unumgänglich, „landesherrlich sanktionierte Normen“ zu erlassen, als die Regeln „der verschiedenartigen Einsicht und wandelbaren Willkür jedes Archivbeamten“ zu überlassen.

Der Archivar kennt die Antworten

„Zu Deutsch heißt das: Es soll nicht jeder rumwurschteln, wie er will“, sagt Peter Exner. Der Archivar im Generallandesarchiv hat es fast täglich mit dem Badischen Knoten zu tun und kennt dessen Geschichte gut.

Zu Deutsch heißt das: Es soll nicht jeder rumwurschteln, wie er will.
Peter Exner
Archivar im Generallandesarchiv

„Am Anfang war Napoleon“, so Exner. Bevor der berühmte Herrscher daherkam, war Baden eine Markgrafschaft. „Durch die napoleonischen Veränderungen wurde es zum Großherzogtum.“ Ein Großherzogtum mit einer viermal größeren Fläche als das alte Baden. Es zog sich vom Odenwald im Norden bis hinunter an den Bodensee – und hatte unterschiedlichste Verwaltungen und Arbeitsweisen.

Herr Brauers Kampf gegen den Papierkrieg

„In Karlsruhe war der Verwaltung schnell klar, dass das alles vereinheitlicht werden muss.“ Auftritt Nicolaus Friedrich Brauer, dessen Aufgabe es war, Ordnung in das neue Gefüge zu bringen. Als „Macher des Großherzogtums“ verfasste er 13 Edikte zur Staatsorganisation. Das zweite befasste sich mit der Ordnung der Verwaltung – und machte die Badische Oberrandheftung zum Standard.

Hände knoten einen Knoten
Der Knoten an sich ist unspektakulär, doch die Badische Oberrandheftung hat gleich mehrere entscheidende Vorteile – und wird deshalb bis heute noch genutzt. Foto: Andrea Fabry

„Ich halte diesen Knoten für eine geniale Erfindung. Badisch, praktisch, gut“, sagt Peter Exner. Das gelte besonders im Vergleich zum Leitz-Ordner, dessen flächendeckende Einführung Mitte des 20. Jahrhunderts dem Badischen Knoten fast den Todesstoß versetzte, den ihm in den kommenden Jahren die E-Akte definitiv versetzen wird.

Warum die Badener es besser machen

So sind die Löcher in der badischen Variante links oben an einer Stelle, an der in den seltensten Fällen Buchstaben stehen, was den Albtraum jedes Archivars – „Informationsverlust!“ – gering hält.

Auch die Leserichtung sei logischer als beim Leitz-Ordner. Da die Blätter von vorne nach hinten einsortiert werden, bleibe die „genetische Formation“ gewahrt. Ein Aktenordner verbrauche im Gegensatz zum Badischen Knoten zudem immer gleich viel Platz.

Und nicht zuletzt sorgten die zwei Arten von Knoten – der feste Ruheknoten zum Aufbewahren und der lockere Arbeitsknoten zum Blättern und Umschlagen – dafür, dass man super mit den Akten arbeiten kann.

In der hiesigen Justiz wird das bis heute praktiziert. „Es ist eben einfacher, mit handlichen Papieren ein flammendes Plädoyer zu halten, als mit einem unförmigen Leitz-Ordner.“

Der Badische Knoten überforderte die Hamburger

Um den Badischen Knoten anzuwenden, braucht es Handwerkszeug. Einen speziellen Locher, den Aktenstichel, auf den man die Blätter auffädelt, und eine Aktenschnur mit verstärkten Enden. Ohne diese Dinge ist man verloren, wie eine Hamburger Behörde erfahren musste, die sich eine Akte aus dem Süden hatte schicken lassen.

„Weil sie das Prinzip des Knotens nicht kannten, hatten sie die Akte auseinandergenommen und den Faden entfernt“, erzählt Exner. Es folgte ein verzweifelter Anruf in Karlsruhe, als die norddeutschen Beamten es nicht schafften, die Schnur ohne Stichel wieder in die Blätter einzufädeln. „Am Ende schickten sie sie als Stapel zurück.“

Vom „Württembergischen Büschel“

Die Hamburger sind übrigens nicht die Einzigen, die es anders machen. Da gibt es die Preußische Fadenheftung, „eine Art Buchbindung ohne Rücken und Einband“, mit der Akten vernäht werden.

Oder das „Württembergische Büschel“, dessen Name das Prinzip nicht nur gut erklärt – „alles aufeinander und ein Band drumrum“ –, sondern auch Vorurteile auf den Prüfstand stellt. „Schließlich gelten ja die Badener als locker und die Württemberger als extrem genau“, sagt der Archivar Exner.

Eine Hand dreht eine zerschnittene Spielkarte auf einer Akte um
Zur Seitenverstärkung nutzte man unter anderem zerschnittene alte Spielkarten. Foto: Andrea Fabry

Ein bisschen Lockerheit ist aber auch bei der Badischen Oberrandheftung zu finden – wenn man weiß, wo man suchen muss.

Wer unter die kleinen Rechtecke linst, die die Akten am oberen Durchzug des Fadens verstärken, stellt häufig fest, dass es sich um zerschnittene Spielkarten handelt. „Eine gute Idee“, sagt Peter Exner. Schließlich sei es ein Material, das auch feuchtfröhliche Wirtshausnächte unbeschadet übersteht. Ob die Beamten die Karten selbst mitbrachten, bleibt allerdings ein Rätsel.

BNN-Sommerrätsel, Teil 3: Das sind die Gewinnerinnen und Gewinner

Der erste Preis: Karin Allgeier aus Sasbach hat die richtige Antwort gewusst. Sie darf sich nun auf eine Ballonfahrt mit Ballooning 2000 über der Region freuen. Gestartet wird meistens am frühen Morgen, wenn die Wetterbedingungen gut sind.

Der zweite Preis: Auf eine exklusive Kuratorenführung am Freitag, 15. September, durch die Ausstellung „Baden und Europa“ im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe dürfen sich Christina Heidegger aus Marxzell, Alfred Wipfler aus Muggensturm und Birgit Buck aus Karlsruhe freuen. Zu diesem ungewöhnlichen Blick hinter die Kulissen dürfen sie jeweils noch eine Begleitung mitnehmen.

Dieses Mal kein Glück gehabt? Dann raten Sie weiter beim BNN-Sommerrätsel mit. In den nächsten drei Runden werden weitere attraktive Preise verlost.

Der nächste Teil unseres Sommerrätsels zum Thema „Typisch Baden“ erscheint am Sonntagabend, 20. August.

Das sind die Teilnahmebedingungen.

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