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Klimaschützer unterstützen Ziele

Streik legt ÖPNV in Karlsruhe und Baden-Baden ab Donnerstag still: Mehr Linien betroffen als bisher

Die Gewerkschaft erhöht den Druck mit Blick auf die nächste Verhandlungsrunde Anfang März. Die Beschäftigten kritisieren ihre Arbeitsbedingungen und fordern ein Verbesserungsangebot.

Stadtbahnen und Straßenbahnen fahren in der Durlacher Allee, im Hintergrund ragt der Turmberg auf.
Der kommende Warnstreik trifft jetzt erstmals sowohl Stadtbahnen als auch Straßenbahnen in Karlsruhe. Foto: Jörg Donecker

Der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr bringt in der zweiten Wochenhälfte Fahrgäste in und um Karlsruhe und Baden-Baden erneut aus dem Takt. Der Tarifstreit spitzt sich zu, die Gewerkschaft Verdi erhöht den Druck und ruft die Beschäftigten erneut zum Warnstreik auf.

Diesmal sind zwei Tage Ausstand ausgerufen: Schon am Donnerstag, 29. Februar, beginnt der Warnstreik, kündigt Verdi an. Im Depot bleiben die Bahnen und Busse auch wie bereits angekündigt am Freitag, 1. März, parallel zu den Klimaschutz-Demonstrationen von Fridays for Future (FFF).

Anders als zuletzt stehen an den kommenden zwei Streiktagen voraussichtlich alle Straßenbahnen und auch viele Stadtbahnen still.

Denn erstmals in der laufenden Tarifauseinandersetzung legt Verdi im Klimabündnis-Verbund mit FFF den Nahverkehr auf der Schiene sowohl bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) als auch bei der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) lahm.

Mehr Linien im Karlsruher Umland als bisher sind vom Streik betroffen

Für diejenigen, die auf die Stadt- und Straßenbahnen in Karlsruhe und dem weiten Umland setzen, bedeutet das am Donnerstag, 29. Februar, und Freitag, 1. März: kein Betrieb auf den Straßenbahnlinien 1, 2, 3, 4, 5 und 8.

Wie die Stadtbahnlinien S1/11, S2, S3, S31, S32, S4, S41, S42, S5, S51, S52, S6, S7, S71, S8 und S81 konkret betroffen sind, werde der Karlsruher Verkehrsverbund gemeinsam mit VBK und AVG spätestens am Mittwoch, 28. Februar, mitteilen, kündigt ein Sprecher des Verkehrsverbunds an.

Auch Informationen zu den Serviceadressen des KVV und telefonischen Anlaufstellen sollen bis Mittwoch bekannt gegeben werden.

Wir bringen jetzt mehr Druck in die Verhandlungen, weil es einfach kein Angebot gibt.
Thorsten Dossow
Verdi Mittelbaden-Nordschwarzwald

„Wir bringen jetzt mehr Druck in die Verhandlungen“, sagt Thorsten Dossow, der Geschäftsführer von Verdi Mittelbaden-Nordschwarzwald, „weil es einfach kein Angebot gibt.“ Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr seien „einfach schlecht“. Durch Personalknappheit und Stellenabbau habe sich das noch verschärft.

Dossow nennt Beispiele. Im Fahrdienst gebe es zweigeteilte Dienste mit vier Stunden Unterbrechung. Im Normalbetrieb seien massive Überstunden bereits fest eingeplant.

Verdi: Tempo 30 und Baustellen fressen Pufferzeiten auf

Baustellen und immer mehr Tempo-30-Zonen verlängerten außerdem die Fahrzeiten, dies werde aber in den Fahrplänen nicht berücksichtigt. Die Pufferzeiten an den Endhaltestellen, eine Möglichkeit, das WC aufzusuchen oder einmal kurz durchzuatmen – das bleibe auf der Strecke.

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„Je nach Schichtdauer“, sagt Dossow, „fahren unsere Kolleginnen und Kollegen dann fünfeinhalb Stunden am Stück durch die Stadt.“ Und es gebe Touren, die im Osten der Stadt, zum Beispiel an der Tullastraße, beginnen, eine Pause an einer Örtlichkeit ohne entsprechende Räumlichkeit vorsehen, etwa am Hauptbahnhof, und schließlich im Westen der Stadt, beispielsweise am Entenfang, enden.

Um das zu ändern, müssten die Touren geändert, mehr Fahrzeuge eingesetzt und zwei bis drei Dienste pro Tag mehr eingeteilt werden, heißt es in der Betriebsgruppe von Verdi in den VBK. Das ist eine Kostenfrage.

VBK-Personalchefin hat wichtige Rolle bei den Verhandlungen

In den Tarifverhandlungen in Stuttgart wird um ebendies gerungen. Dort ist diesmal die ehrenamtliche Verhandlungsführerin die VBK-Personalchefin aus Karlsruhe: Stephanie Schulze ist Geschäftsführerin Personal und Recht bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe. Hauptamtlich führt die Hauptgeschäftsführerin des Kommunalen Arbeitgeberverbands (KAV), Sylvana Donath, die Verhandlungen.

Die Gewerkschaft fordert zudem, eine tarifliche Regelung abzuschaffen, die qualifizierte Fachkräfte zum Beispiel fürs Schweißen von Schienen nicht dem Tarif entsprechend entlohnt.

Der Trick ist: Macht die höherwertige Tätigkeit nicht mindestens 50 Prozent der Arbeit aus, wird sie nicht in der berücksichtigt. „Dann schickt man diese qualifizierten Leute nachts im Notdienst raus“, moniert Dossow, „lässt sie Schienen schweißen, bezahlt sie aber nicht nach ihren Fähigkeiten.“

Klimaschützer betonen gemeinsame Ziele

Fridays for Future unterstützt die Forderungen. „Wir haben grundsätzlich gemeinsame Ziele“, sagt die FFF-Aktivistin Paula Kanzleiter. Dazu zählten eine sozial gerechte Klimapolitik, ein flächendeckender ÖPNV und eine bessere Taktung.

Wenn sich die Tarifparteien am 5. und 6. März nicht näher kommen, gehe Verdi in die Urabstimmung, kündigt Dossow an. Dann werde aus dem Warnstreik ein Erzwingungsstreik – und der könne dann Wochen dauern und nicht Tage wie bisher.

„Wir merken, wie viele Menschen auf den ÖPNV angewiesen sind“, sagt Dossow. „Wie sehr sich die Beschäftigten dafür aufopfern, fällt vielen aber erst auf, wenn die Bahnen und Busse nicht zur Verfügung stehen.“

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