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Musik fürs Klima

Badische Staatskapelle startet in kritische Konzertsaison am Badischen Staatstheater

Einen Klimatag und viel „Herzensmusik“ verspricht die Badische Staatstkapelle zum Auftakt in die neue Konzertsaison. Diese beginnt am Sonntag mit Mahlers wohl intimster Sinfonie.

Maria Ioudenitch eröffnet die Konzertsaison am Badischen Staatstheater mit dem Violinkonzert des finnischen Komponisten Sibelius.
Maria Ioudenitch eröffnet die Konzertsaison am Badischen Staatstheater mit dem Violinkonzert des finnischen Komponisten Sibelius. Foto: Nissor Abdourazakov

Gipfelglück und Klimawandel. Aufbruch und Endzeitstimmung. Die Kontraste zwischen Wohl und Wehe, zwischen schönem Klang und dem Ernst der Lage schwingen mit im Konzertprogramm am Badischen Staatstheater Karlsruhe, das an diesem Sonntag mit Gustav Mahlers vierter und wohl intimster Sinfonie beginnt.

„Sie scheint heiter, ist es aber nicht. Sie ahnt den Zusammenbruch der Gesellschaft im Ersten Weltkrieg voraus.“ Um die Fallhöhe zu erleben, von der Georg Fritzsch spricht, muss man nur einem Stichwort folgen, unter das der Generalmusikdirektor die Saison stellt: Zuhören. „Musik verlangt das Hören, eine Fähigkeit, die wir dringender denn je brauchen – einander zuhören. Nur durch das Zuhören kann Musik den Nachhall entwickeln und zu dem werden, was Rilke bezeichnet: Sprache wo Sprachen enden.“

Der Auftakt in die Konzertsaison klingt geheimnisvoll

Zum Zuhören verleiten bis Juli 2023 Sinfoniekonzerte, Kammerkonzerte, das Weihnachtssingen, ein Neujahrskonzert oder auch die Händel-Gala. Es soll wieder Jazznights geben und die Reihe der Nachtklänge mit zeitgenössischer Musik.

Internationale Gäste wie der Harfenist Xavier de Maistre, die Pianistin Claire Huangci oder der Trompeter Simon Höfele, Programme zu den Jubilaren Max Reger und Sergei Rachmaninow sowie ein Stummfilmkonzert gehören zu den Besonderheiten im Konzertplan. „Es ist uns ein Herzensanliegen, unser Publikum mit unserer Herzensmusik vertraut zu machen“, so Fritzsch.

Den Auftakt bildet neben Mahlers 4. Sinfonie herrlich geheimnisvoll und wie von Nebel verschleiert das Violinkonzert von Jean Sibelius mit der Solistin Maria Ioudenitch.

Klimatag flankiert die „Alpensinfonie“

Gleichwohl geht es nicht nur wortlos zu im Programm der Badischen Staatskapelle. Geplant ist neben der neuen Reihe der „Klangöffner“ mit moderierten Konzerten auch ein Klimatag flankierend zum 6. Sinfoniekonzert (23. und 24. April) unter anderem mit der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss.

Sie schildert eine Bergwanderung und ist für das Orchester Anlass zur kritischen Betrachtung. Die Badische Staatskapelle gehört zu den „Orchestern des Wandels“, die sich mit der Klimakrise auseinandersetzen und im Naturschutz aktiv sind. Zum 6. Sinfoniekonzert soll es deshalb in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) einen Vortrag über die Alpen geben.

Badisches Staatstheater hat Krisen im Blick

Zugleich hat das Staatstheater die aktuellen Krisen im Blick. Wie alle Kultur-Veranstalter hat auch das Haus zwei Jahre hinter sich, die von Schließungen, Ausfällen oder mühevollen Umplanungen aufgrund der pandemischen Lage geprägt waren. Das Gefühl der Unsicherheit schwingt daher auch mit in die nächste Spielzeit, die am Samstag mit dem Theaterfest eingeläutet wird.

Das Publikum ist zögerlich geworden. Nach Einschätzung des Deutschen Bühnenvereins werden Theaterkarten kurzfristiger gekauft als vor der Pandemie. Ein Trend, den auch das Badische Staatstheater beobachtet.

90 Prozent der Abonnenten sind dem Badischen Staatstheater geblieben

Konnte man früher etwa drei Wochen vor einem Termin absehen, wie er sich verkauft, so habe sich das auf nur mehr eine Woche verkürzt, berichtet der Geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber. Gut sei die Lage bei den Abonnements.

Im Gegensatz zu vielen anderen Theatern hat das Staatstheater diese während der Pandemie nicht ausgesetzt, sondern auf Kulanz gesetzt und flexible Lösungen für den Fall angeboten, dass Veranstaltungen kurzfristig abgesagt oder verschoben werden mussten. So habe man 90 Prozent der Abonnenten halten können, erklärt Graf-Hauber.

Das gilt auch für die Konzertsparte. Rund 60 Prozent der Plätze bei den Sinfoniekonzerten sind durch Abonnements belegt. Natürlich hoffe man, den einen oder die andere noch zum Kartenkauf bewegen können. „Allerdings haben wir keine übertriebenen Erwartungen. Denn jetzt schauen alle mehr aufs Geld“, sagt Graf-Hauber mit Blick auf die Inflation und die Energiekrise. „Wir können uns vorstellen, dass da viele zurückhaltend sind.“

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