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Vorstellung der Kandidaten

Bundestagsabgeordneter der Linken in Karlsruhe: Michel Brandt kämpft für eine bessere Welt

Der Wahlkampf für die Bundestagswahlen am 26. September ist in vollem Gange. Wir stellen die Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien vor. Michel Brandt macht den Anfang.

Michel Brandt
Der Linken-Abgeordnete Michel Brandt setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege ein. Foto: Jörg Donecker

Die Franz-Lust-Straße in der Karlsruher Nordweststadt ist für den Bundestagsabgeordneten Michel Brandt ein Symbol für das derzeitige Dilemma im Gesundheitswesen.

Auf der einen Seite befindet sich die private Helios-Klinik, dort wird nach Einschätzung des Linken-Politikers säckeweise Geld gescheffelt. Direkt gegenüber müsste das Städtische Klinikum Karlsruhe als öffentlicher Maximalversorger dagegen Jahr für Jahr ums wirtschaftliche Überleben kämpfen.

„Was im Gesundheitswesen passiert, ist einfach unerträglich“, sagt Brandt. Eine grundlegende Reform mit einer gerechteren Finanzierung der Krankenhäuser, einem einheitlichen Kassensystem sowie einer Aufwertung des Pflegeberufs deshalb überfällig. „Noch nicht einmal durch die Pandemie hat sich die Anerkennung für die Pflegekräfte verändert“, sagt Brandt mit einem Kopfschütteln.

Pflegekrise ist eine von vielen Baustellen

Dabei ist die Pflegekrise für den 31-Jährigen lediglich eine von vielen sozialen Baustellen in der Bundesrepublik. Die explodierenden Immobilienpreise sind für den Linken ebenso eine Ursache für die zunehmende Spaltung der Gesellschaft wie die wachsende Zahl an prekären Beschäftigungsverhältnissen.

Wenn er über die soziale Schieflage in der Bundesrepublik spricht, ist Brandt in seinem Element. Seine Argumente unterfüttert er mit vielen Fakten und immer wieder streut er ganz bewusst einige gut zitierbare Schlagworte ein.

Geschickt lässt er auch einfließen, dass die Linken ihre Wahlversprechen auch finanzieren könnten, und zwar durch eine Steuerreform, bei der über 90 Prozent der Bürger entlastet und lediglich reiche Leute mehr zur Kasse gebeten würden.

Schauspieler sitzt im Bundestag

Sprechen fällt Brandt leicht, das hat er zwischen 2008 und 2012 bei seinem Schauspielstudium in Stuttgart gelernt. 2012 erhielt er ein Engagement im Badischen Staatstheater in Karlsruhe, seit vier Jahren sitzt der Schauspieler im Deutschen Bundestag. Und die meist gestellte Frage, die er seither beantworten musste, ist die nach den Gemeinsamkeiten zwischen dem Parlamentsbetrieb und einem Theater.

„Es gibt keine“, stellt Brandt, dessen Chancen auf eine Wiederwahl dank Landeslistenplatz vier sehr gut stehen, klar. Während man im Theater mit der Inszenierung eines vorgefertigten Textes beschäftigt sei, stehe im Bundestag die Sacharbeit sowie die Aufarbeitung von komplexen Themen im Vordergrund.

Eine Art „Schmierenkomödie“ werde den Fernsehzuschauern allerdings in zahlreichen Talkshows präsentiert. „Da werden zu viele Phrasen gedroschen. Mir persönlich fehlt da die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen“, sagt Brandt.

Einsatz für Flüchtlinge

Hohle Phrasen kommen dem in Aurich geborenen Bremer nicht über die Lippen. Der Kampf für soziale Gerechtigkeit und für eine bessere Welt ist sein Antrieb. In Karlsruhe protestiert er Seite an Seite mit den Gewerkschaftern für faire Arbeitsbedingungen und höhere Arbeiterlöhne. In Berlin sitzt er im Menschenrechtsausschuss des Bundestages.

Politik hört für Michel Brandt aber nicht an den Grenzen seines Wahlkreises oder des Parlaments auf: Mehrfach war er in den griechischen Flüchtlingslagern, der Einsatz für bessere Lebensbedingungen für Flüchtlinge ist ihm eine Herzensangelegenheit.

Dass Despoten hofiert und Seenotretter behindert werden, treibt dem sonst so besonnenen Bundestagsabgeordneten die Zornesröte ins Gesicht. Wenn er dann von Kindern erzählt, die seit sechs Jahren unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern leben müssten und keinen Zugang zu Bildung erhielten, redet er sich auch mal in Rage.

Trockenes Statement zur Causa Spuhler

Ansonsten sei er eher ein „nordisches Gemüt“ und nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, sagt Brandt. In Karlsruhe brächten ihn höchstens die vielen Hochsommertage zum Schwitzen.

Selbst für die Theateraffäre um den gekündigten Intendanten Peter Spuhler hat er eine kurze und trockene Antwort parat: „Sein Vertrag hätte niemals verlängert werden dürfen. Aber der Verwaltungsrat hat die Vorwürfe jahrelang ignoriert.“

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