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Umzug gegen „Riss in der Gesellschaft“

Corona-Demo mit Lichtern und Musik in Palmbach distanziert sich von Querdenker-Szene

Der Unmut gegen die Corona-Beschränkungen äußert sich immer wieder in größeren oder kleineren Kundgebungen. In aller Regel stehen Organisatoren aus der Querdenker-Szene dahinter. Nicht immer ist dies aber eindeutig zuzuordnen, wie eine Kundgebung am späten Sonntagabend im Karlsruher Stadtteil Palmbach zeigt.

Ungewohnte Aktivität: Durch das ansonsten so stille nächtliche  Palmbach zog am Sonntag ein kleiner Kundgebungszug, um mit Musik gegen die aktuelle Corona-Politik zu protestieren.
Ungewohnte Aktivität: Durch das ansonsten so stille nächtliche Palmbach zog am Sonntag ein kleiner Kundgebungszug, um mit Musik gegen die aktuelle Corona-Politik zu protestieren. Foto: Jörg Donecker

Das hat Palmbach auch schon lange oder wahrscheinlich noch nie erlebt: eine Kundgebung am späten Sonntagabend, zumal noch in Zeiten von Lockdown und Ausgangssperre. Mit den Klängen von David Hasselhofs Hymne „Looking for freedom“ zog ab 20 Uhr in eisiger Kälte ein kleiner Demonstrationszug von rund 30 Personen durch den Höhenstadtteil.

Angekündigt war gegenüber dem Ordnungsamt eine Kundgebung unter dem Motto „Peace-Love-Music, Politischer Lichter-Aufzug zur Überbrückung des gesellschaftlichen Risses in unserer Gesellschaft“.

Distanzierung von Querdenker-Szene

Ziel der Kritik der Kundgebungsteilnehmer waren dabei die Folgen der Corona-Beschränkungen, wie Anmelder Wolfgang Weiler aus Pfinztal gegenüber den BNN sagte. Ausdrücklich distanzierte er sich von der Querdenker-Szene, damit habe man nichts zu tun. „Wir haben eine Spaltung der Gesellschaft, die Menschen reden nicht mehr miteinander,“ sagte er gegenüber den BNN. Deshalb wolle man die Menschen mit Musik zusammenbringen und sie durch den Umzug zum Nachdenken bringen. Die aktuellen Beschränkungen hält er für nicht zielführend.

Weiler verwies auf die Gruppierung „Peace-Love-Music“ aus Pfinztal, die in den vergangenen Tagen ähnliche Aktionen in der ganzen Region, beispielsweise in Karlsruhe am 6. Januar, organisiert hat und weitere vorbereitet. Man sei eine Untergruppe mit dem Namen „It’s Partytime“.

So zog die von einem Polizeiauto begleitete kleine Kundgebung jüngerer und älterer Personen vom Waldenserplatz aus durch einige Straßen Palmbachs, durchaus verwundert aus dem ein oder anderen Fenster betrachtet, und kehrte wieder zum Waldenserplatz zurück.

Ein junger Mann aus Grünwettersbach, eingesetzt als Ordner, beschreibt seine Motivation so: „Ich will, dass die Menschen wieder zusammenkommen dürfen.“ Er leugne nicht die Krankheit Corona, doch die Menschen seien verunsichert. Die Maßnahmen seien völlig überzogen.

Ähnlich sieht dies eine Frau aus Pfinztal, die, wie sie erzählt, in der Altenpflege gearbeitet hat. „Es gibt die Krankheit Corona, und sie hat schwere Verläufe.“ Aber die Einschränkungen seien nicht mehr nachvollziehbar. Nach einer Dreiviertelstunde löste sich die Kundgebung am Waldenserplatz angekommen wieder auf.

Ortsvorsteher verweist auf Verfassung

Wettersbachs Ortsvorsteher Rainer Frank teilte zwei Tage vor der Kundgebung den Ortschaftsräten durchaus mit pessimistischen Unterton mit: „Leider reichen alle Argumente, die wir in mehreren Gesprächen zur Verhinderung ins Feld geführt haben nicht aus, diese Veranstaltung zu verhindern. Die Gruppe hat das in unserer Verfassung verankerte Recht auf Genehmigung, so dass das Ordnungsamt Karlsruhe keine andere Möglichkeit sieht, als den Aufmarsch zu genehmigen“, so Frank in dem den BNN vorliegenden Schreiben.

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