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Nachttanzdemo

Demonstranten in Karlsruhe tanzen für Solidarität und soziale Gerechtigkeit

Bunt und laut zieht am Freitagabend eine Demo durchs nächtliche Karlsruhe. Das Besondere: Die Teilnehmer tanzen für ihren Protest.

Nachttanzdemo in Karlsruhe beim Stephanplatz
Teilnehmer einer Nachttanzdemo wollen am Samstagabend beim Stephanplatz auf soziale Ungerechtigkeit aufmerksam machen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Beat the System“. Foto: Jörg Donecker

Die Postgalerie bebte am Freitagabend. Menschen mit Einkaufstüten strebten hinein und hinaus. Manche kamen vielleicht direkt von der Arbeit. Einer Arbeit, mit der sie ein System unterstützen, das ihnen trotz harter Mühen nur das Nötigste zum Leben gewähre.

So, verkürzt dargestellt, ist die Botschaft jener, die gleichzeitig mit den Abendshoppern den Platz vor der Postgalerie für eine sogenannte Tanzdemonstration nutzten. Deren Teilnehmer hatten sich unter dem Begriff „Beat the System“ eingefunden. Der Untertitel dieses Mottos lautete „Solidarität statt Konkurrenz“. Diese These musste genauer hinterfragt werden.

„Beat the System“ setzt auch Solidarität und gegenseitige Hilfe

Im Gespräch mit dieser Redaktion erläuterte Anmelder und Mitinitiator Christoph Schwaab, was sich für ihn und seine Mitstreiter hinter den griffigen Worten verbirgt. Die Verteilungsungerechtigkeit, die die Gesellschaft in Arm und Reich spalte und die zu Mietwucher und Wohnungslosigkeit führe, gelte es zu überwinden. Schwaab wünscht sich eine solidarische Struktur in der Gesellschaft, die für ihn nicht identisch mit dem Staat sei.

Die Freie Initiative „Beat the System“ setzt auf Geschwisterlichkeit, Solidarität und gegenseitige Hilfe. Es sei zu verurteilen, dass Menschen ein Leben lang arbeiteten und am Ende nicht in Würde leben könnten. Trotz dieser und anderer – sehr deutlich – systemkritischer Botschaften plante die Gruppe um Schwaab aber keine Konfrontation an diesem Abend. Der begann farbenfroh auf dem Stephansplatz.

Wir wollen kämpferisch, aber nicht feindselig sein.
Christoph Schwaab
Mitinitiator

„Wir wollen kämpferisch, aber nicht feindselig sein“, bekräftigte Schwaab. Und laut – aber nicht lauter als circa 85 Dezibel. Aus verkehrstechnischen Gründen begleiteten auch Polizisten den Zug.

Demo zieht über Karlsruher Stephan- und Kronenplatz zum Platz der Grundrechte

Zu Beginn der Tanzdemonstration tröpfelten die Teilnehmer jedoch nur spärlich heran. Getanzt wurde zunächst auch nicht. Doch nach und nach gewann die Veranstaltung an Fahrt. Im wahrsten Sinne.

Denn der bunte Traktor mit Anhänger, die kleine blinkende Lokomotive sowie die farbenfroh gekleidete Band „Rhythm of Resistance“ (Rhythmus des Widerstands) –die Band setzt sich aus Musikern aus Karlsruhe, Wiesbaden und Mainz zusammen – brachen nach einer halben Stunde zu ihrem nächsten Ziel auf: dem Kronenplatz.

Mit ihnen zog eine beträchtliche Menge von Gleichgesinnten aller Altersstufen, die später auch den Vorträgen lauschten. Grundtenor des Abends war auch hier, dass die herrschenden Verhältnisse nicht naturgegeben seien und durchaus verändert werden könnten. Die Vereinzelung müsse durch Solidarität ersetzt werden, denn nur gemeinsam könnten Antworten auf Klimakatastrophe, Kriege, Armut und Menschenfeindlichkeit gefunden werden.

Singend und tanzend sowie gelegentlich Parolen skandierend, zog der bunte Tross durch die Stadt bis zum Platz der Grundrechte. Im Café Noir in der Schauenburgstraße 5 setzte sich der Abend mit einem Essen für Alle (KüFA) fort und klang mit einer Afterparty in der dort angesiedelten „Kulturdose“ aus.

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