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Kunst in Durlach

„Nicht küssen, nicht hauen“: Durlach wird im Herbst zum Kunst-Parcours

Kunst im Baum, am Friedhof, auf dem Turmberg: Ab 22. Oktober wird Durlach zum Kunst-Parcours. Studierende der Karlsruher Kunstakademie setzen sich von Malerei bis Performances mit der Stadt auseinander – laden aber auch zum Brotbacken.

Vier Personen vor Plakat
Bringen Kunst nach Durlach: Julia Müller und Julia von Brandenburg (von links) sowie Daniel Roth (rechts) von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste präsentieren mit Durlachs Ortsvorsteherin Alexandra Ries das Kunstprojekt von Studierenden. Foto: Isabel Steppeler

Genug vom Drinnen: Lange genug mussten Studierende der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe in ihren eigenen vier Wänden um sich und ihre Arbeiten kreisen. Mit Zoom als einzigem Fenster zum pädagogischen Austausch.

Dass Durlach ihnen nun für einige Wochen den öffentlichen Raum als Podium zur Verfügung stellt, ist aber nicht nur im Zusammenhang mit der Pandemie ein Gefühl der „Befreiung“. Kunst für den Außenraum zu gestalten, ist eine wertvolle Aufgabe und neu für die meisten der rund 50 Studentinnen und Studenten, die sich an einem gemeinsamen Projekt der Stadt Durlach und der Akademie beteiligen.

Ab 22. Oktober wird Durlach vorübergehend zum Kunst-Parcours. Ulla von Brandenburg, Julia Müller und Daniel Roth sind die Professorinnen und der Professor, die das Projekt und die kuratorische Arbeit an der groß angelegten Gruppenausstellung begleiten und die jungen Künstlerinnen und Künstler aus ihren Klassen, aber auch Gäste, bei inhaltlichen Fragen beraten.

Durlach bietet Künstlern eine Ausstellungsfläche

„Die vergangenen eineinhalb Jahre waren sehr schwierig für unsere Studierenden, weil sie keine Möglichkeiten hatten, ihre Werke zu präsentieren“, erklärt Ulla von Brandenburg bei der Präsentation des Projektes im Gewölbekeller des Durlacher Rathauses. „Wenn man Kunst macht, ist es aber wichtig, dass man sie auch zeigen kann. Insofern ist das Projekt super für uns.“

In Karlsruhe fehlt uns als Akademie ein Ort für eine Ausstellung dieser Art.
Ulla von Brandenburg, Professorin

Die Pandemie hat das unterbunden, daher sei es „nochmal mehr etwas Besonderes, das Projekt gerade jetzt durchzuführen“. Hinzu kommt aber auch: „In Karlsruhe fehlt uns als Akademie ein Ort für eine Ausstellung dieser Art“, bedauert die Professorin für Malerei.

Das möchte Durlach nicht nur auffangen, sondern auch selbst etwas daraus lernen. „Ich glaube, es wird auch für uns eine Erfahrung sein“, sagt Durlachs Ortsvorsteherin Alexandra Ries. „Wer werden daran erkennen, welche Orte wir auch in Zukunft für Kunst nutzen können und möglicherweise auch Studierende dazu einladen.“

Wetterfeste Kunst als neue Herausforderung

Die Werke entstehen gerade, ein Motto haben die Teilnehmer aber schon gefunden: „Nicht küssen nicht hauen“, steht auf Plakaten – grafisch verzahnt mit den Streifen eines Lamellenvorhangs. Corona lässt grüßen. Und vielleicht auch der Wunsch, die Kunst möge die Wochen der Ausstellung unversehrt überstehen.

Denn sie ist nicht nur den Launen des Wetters, sondern möglicherweise auch Vandalismus ausgesetzt. Das sind Fragen, so von Brandenburg, die für die Studierenden mit Blick auf mögliche spätere Aufträge zu Kunst am Bau durchaus relevant sind.

Geplant sind Aktionen für Kinder und Jugendliche sowie Performances

Die ungefähr 50 geplanten künstlerischen Positionen bewegen sich in den Feldern Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografie, Film und Performance. Die Künstlerinnen und Künstler sollen sich dabei auf die Geschichte Durlachs oder die Ausstellungsorte beziehen.

Objekte entstehen im Schlossgarten, am Alten Friedhof und auf dem Turmberg, aber nicht nur im Freien, sondern auch zum Beispiel im Rathaus. Zur Übung gehört es dabei ebenfalls, architektonische Begebenheiten zu berücksichtigen und ein kuratorisches Konzept zu gestalten, das die Lesbarkeit der Werke möglich macht.

Brotbacken auf dem Alten Friedhof

Es gibt Führungen, Workshops, interaktive Projekte auch und vor allem für Kinder und Jugendliche. Dafür werden eigens Pavillons gebaut, Performances erarbeitet und Räume für freies Gestalten organisiert. So soll es zum Beispiel auf dem Alten Friedhof einen Parcours zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft geben, am Ende wird Brot gebacken und Kindern hierfür ein Workshop geboten. Die Festhalle wird nicht nur zum riesigen Museum, sondern auch Bühne für den Performancetag am 23. Oktober 14 bis 18 Uhr.

Insofern spielt der pädagogische Aspekt eine wichtige Rolle – besonders für jene, die Kunst auf Lehramt studieren. Daniel Roth verweist in diesem Zusammenhang auf die Besonderheit der Karlsruher Einrichtung, an der freie Künstler und Kunsterzieher gemeinsam ausgebildet werden – das sei nach wie vor einzigartig in Deutschland.

Augen aufhalten beziehungsweise Handyzücken lohnt sich schon vorab und regelmäßig, wie Kunstprofessorin Julia Müller betont: Der QR-Code auf den Plakaten führt zum Programm, das erst kurz vor Projekt-Beginn endgültig steht.

Zum Projekt

„Nicht küssen nicht hauen“. Kunstprojekt von Studentinnen und Studenten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe in Durlach vom 22. Oktober bis 21. November. Vernissage am Freitag, 22. Oktober, 18 Uhr in der Festhalle Durlach. Performance-Tag dort am 23. Oktober ab 14 Uhr.

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