Skip to main content

Sympathieträger

Eichhörnchen besucht regelmäßig Karlsruher Paar und hat jetzt einen eigenen Instagram-Account

„Es ist einfach niedlich“, sagt Daniela Geister über das Eichhörnchen, das schon seit mehreren Wochen in die Karlsruher Wohnung von ihr und ihrem Partner kommt. Doch das Eichhörnchen hat inzwischen noch mehr Fans.

Eichhörnchen Ferdi kommt oft vormittags bei den Karlsruhern vorbei und futtert Nüsse.
Daniela Geister und Heino erhalten seit April 2022 regelmäßig Besuch von einem Eichhörnchen. Foto: Rake Hora

Sie haben einen niedlichen Freund: Daniela Geister und Heino Wild erhalten immer wieder Besuch von einem Eichhörnchen in ihrer Erdgeschoss-Wohnung in der Karlsruher Karlstraße.

„Es ist einfach niedlich und kommt über die Terrasse in unsere Wohnung und ist sehr zutraulich“, sagt die 51-jährige Geister, die Flugbegleiterin ist und im vergangenen Jahr aufgrund von Kurzarbeit viel zu Hause war.

Wenn das Eichhörnchen, das sie und ihr Partner liebevoll „Ferdi“ getauft haben, kommt, hüpft es zumeist erst auf das Bett. Wenn es draußen geregnet hat, wischt es sich an der Decke zuerst trocken.

Inzwischen gehen die beiden aufgrund der Fotos und größeren Aktivität, die eher weiblichen Tieren nachgesagt wird, davon aus, dass es eher ein Mädchen ist. Den Namen behielten sie dennoch bei.

„Ferdi“ besucht das Paar meist vormittags zwischen acht und elf Uhr. „Eichhörnchen sind je nach Jahreszeit unterschiedlich, tagsüber aktiv“, weiß Christine Großmann, zweite Vorsitzende der Wildtier-Anlaufstelle Karlsruhe (WITAS).

Die Tiere halten keinen Winterschlaf, sind allerdings im Winter weniger aktiv als im Sommer, so Großmann. Im Frühjahr und Sommer beginnen sie laut der Expertin den Tag bereits früh und halten es wie die Menschen: Sie machen Mittagsschlaf. Nachmittags geht es dann weiter, denn sie suchen einen Partner oder eine Partnerin.

Der 49-jährige Wild hat inzwischen schon einen Bewegungsmelder und eine Kamera installiert, um mitzubekommen, wann der tierische Gast kommt. Zu Beginn sei das Eichhörnchen noch sehr dünn gewesen, inzwischen sei es ein „richtiges Prachthörnchen“.

„,Ferdi’ bekommt von uns Nüsse. Walnüsse mag es am liebsten, aber Haselnüsse gehen auch“, sagt Geister, die sich viel über die Nagetiere angelesen hat. Es frisst manchmal schon aus der Hand, wenn die Nüsse geknackt sind. Das Eichhörnchen verbuddelt die Beute anschließend draußen und im Blumentopf in der Wohnung.

„Im Herbst machen Eichhörnchen das, was wir gerne beobachten: Sie sammeln Futter für den Winterspeck“, erklärt Großmann die spätjährliche Sammelwut.

Zwei Kilogramm Walnüsse für Eichhörnchen „Ferdi“

Wild habe gerade erst wieder zwei Kilogramm Nüsse bestellt. Auch Fettwolle für das Nest hätten sie schon gekauft. Doch diese habe das Eichhörnchen noch nicht genommen.

„An Heiligabend hat das Eichhörnchen uns vier Stunden lang besucht und zwischen 20 und 30 Nüsse geschafft“, sagt Wild, der im IT-Bereich arbeitet und daher ein Händchen für Fotos und Videos hat, die von „Ferdi“ bei Instagram geteilt werden.

Seit Kurzem hat das Eichhörnchen sogar einen eigenen Social Media-Account in dem Netzwerk. Dort wurde Wild auch schon gefragt, ob es ein wildes Tier ist.

Eichhörnchen Ferdi kommt oft vormittags bei den Karlsruhern vorbei und futtert Nüsse.
Meist kommt das Eichhörnchen über die Terrasse in die Wohnung von Heino Wild. Foto: Rake Hora

Wenn Bekannte zu Besuch sind, lässt sich auch „Ferdi“ blicken. Die Gäste seien dann stets überrascht, wie zutraulich das Wildtier ist. Zu Nachbarn geht das Eichhörnchen jedoch nicht.

Wo es seine Kobel (Anmerkung der Redaktion: Nester) hat, weiß das Paar nicht. Es beobachtet jedoch, dass das Tier oftmals drei bis fünf Minuten weg ist, um die Nüsse zu verstauen, ehe es wieder kommt.

Biologe Mario Ludwig: Eichhörnchen haben ein unglaubliches Klettervermögen

Dass Eichhörnchen, die eigentlich Wildtiere sind und normalerweise eine Fluchtdistanz halten, in einer Stadt wie Karlsruhe Unterkünfte und Essen suchen, ist laut dem Karlsruher Biologen und Tierexperten Mario Ludwig nichts Besonderes.

Er selbst wohne in der Weststadt und beobachte dort, wie die Tiere mit ihrem unglaublichen Klettervermögen die raue Fassade rauf und runterklettern. „Und das in einer affenartigen Geschwindigkeit sowie kopfüber, was für uns Menschen völlig undenkbar wäre“, fügt Ludwig hinzu.

Auch auf dem weiten Gelände des Hauptfriedhofes könne man laut der WITAS-Vorsitzenden an manchen Tagen mehrere Eichhörnchen beobachten. „Man braucht etwas Geduld, aber sie fühlen sich dort sehr heimisch“, sagt Großmann.

Ob es sich bei dem Eichhörnchen „Ferdi“ um ein Weibchen oder Männchen handle, könne Ludwig nur aus der Nähe feststellen, wenn Zitzen oder Hoden zu sehen wären.

Von Weitem könne Ludwig das nicht erkennen. Die Nähe zu Daniela Geister und Heino Wild erklärt er einfach: „Wenn man Eichhörnchen über einen längeren Zeitraum mit Karotten, Haselnüssen oder Sonnenblumenkernen anfüttert, können sich diese schnell an Menschen gewöhnen“, sagt der Biologe.

Auch ein Schälchen mit Wasser empfiehlt er. Wer Platz im Garten für einen Eichhörnchenkasten habe, könne diesen auch hinhängen. „Eichhörnchen sind wie Ratten, ein Nagetier. Aber sie sind auch Sympathieträger“, so Ludwig. „Sie sehen einfach nett aus.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang