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Kunstaktion und Aktionswoche in Karlsruhe

Flüchtlingsboot auf Karlsruher Kirchplatz sorgt für Diskussionen und Tränen

Es fällt auf, das Schlauchboot, das seit Samstag auf dem Karlsruher Kirchplatz St. Stephan steht. Immer wieder kommen Passanten, um zu sehen, was es mit diesem Boot auf sich hat. Es ist ein echtes Flüchtlingsboot, mit dem 170 Menschen über das Mittelmeer gefahren sind.

Zwei Frauen in einem Schlauboot
Wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen: Schwester Flora Ridder und Annette Bernards stehen in dem Boot, das im Jahr 2016 zur Seenotrettung vor der libyschen Küste im Einsatz war. Foto: Jörg Donecker

Fast jeden Tag sind Annette Bernards, sie gehört dem Gemeindeteam St. Stephan in Karlsruhe an, und Schwester Flora Ridder, sie ist Mitglied der Gemeinschaft Lavigerie, vor Ort, um den Menschen zu erklären, was sie da sehen: Ein Flüchtlingsboot, mit dem einst 170 Männer, Frauen und Kinder vor Hunger und Krieg nach Europa flohen.

Die Passanten bleiben stehen, schauen fassungslos auf das Boot, informieren sich an den Schautafeln über die Schicksale von Geflüchteten oder kommen mit den beiden Organisatorinnen ins Gespräch. So auch Victoria Kahnes. „Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, was die armen Menschen haben aushalten müssen“, sagt sie, als sie das Boot betrachtet. „Die Enge, die Gefahr, sie sind deutlich spürbar“, meint sie.

Es gebe viele solche Begegnungen, erklärt Schwester Flora und erinnert sich an einen jungen Syrer, dem die Flucht über das Mittelmeer vor drei Jahren gelang. Die Flüchtlinge seien sich selbst überlassen worden, habe der junge Mann berichtet, der inzwischen eine Ausbildung absolviere. Bernards erzählt von einer jungen Frau aus Guinea: „Sie ist immer noch traumatisiert und brach in Tränen aus, als sie das Boot sah“, sagt Bernards. „Sie lag während der Überfahrt auf dem Boden und hat gesehen, wie die Menschen, die auf dem Rand des Bootes saßen, von den Wellen ins Meer gespült wurden und ertranken.“

Die meisten Passanten, die das Gespräch suchen, stehen dem Thema aufgeschlossen gegenüber, aber es gibt auch Ausnahmen, etwa den Mann, der meinte, man solle einfach alle ertrinken lassen. „Diskussionen sind in solchen Fällen kaum möglich“, bedauert Bernards.

Rund um das Boot gab und gibt es eine Reihe von Veranstaltungen: „Wir haben uns mit unserer Aktionswoche an der Rettungskette für Menschenrechte orientiert, aber auch am Welttag der Migranten und Flüchtlinge, der am kommenden Sonntag begangen wird“, erklärt Bernards. Diesen kirchlichen Gedenktag gibt es bereits seit 1914.

Die Rettung als „Aufgabe als Christen“

„Wir wollen mit unserer Aktionswoche ein Zeichen setzen und deutlich machen, dass es unsere Aufgabe als Christen ist, Menschen zu retten“, sagt Bernards. Schwester Flora weist darauf hin, dass es sich bei dem Boot um ein echtes Flüchtlingsboot handelt. „2016 wurden die Menschen, die in dem Boot waren im Rahmen einer Seenotrettungsaktion von Sea-Watch vor der libyschen Küste aus dem Meer gefischt“, erklärt sie. Dass das Boot nun in verschiedenen Städten gezeigt werden kann, ist dem Verein Resqship zu verdanken, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Sterben auf dem Mittelmeer zu verhindern.

Am Mittwoch gibt es um 18 Uhr auf dem Kirchplatz St. Stephan ein Kunstprojekt mit dem Titel „Hey EU, deine Grenzen töten weiter“. Veranstalter ist das Bündnis „Seebrücke“. Der Eintritt ist frei. Am kommenden Samstag findet am gleichen Ort, zwischen 11 und 13 Uhr eine Ausstellung zum Thema Menschenrechte statt.

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