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Zwei Auftritte beim Zeltival

Furiose Konzerte auch in Karlsruhe: Rock-Ikone Patti Smith wird 75

Die Energie von Rock-Ikone Patti Smith war auch schon zwei Mal beim Karlsruher Zeltival im Tollhaus zu erleben. Nun wird die Sängerin 75 Jahre alt – und will auch an ihrem Geburtstag auf der Bühne stehen.

epa05411323 US singer Patti Smith performs on the Auditorium Stravinski stage during the 50th Montreux Jazz Festival, in Montreux, Switzerland, 06 July 2016. The music festival runs from 01 to 16 July. EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT EDITORIAL USE ONLY ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Charismatische Auftritte voller Energie sind das Markenzeichen von Patti Smith, die an diesem Donnerstag 75 Jahre alt wird. Auch beim Zeltival Karlsruhe hat sie eindrucksvolle Konzerte gespielt, zuletzt 2015 mit einer Wiederaufführung ihres Debütalbums „Horses“ Foto: Jean-Christophe Bott / dpa

Von der ungeheuren Energie der Künstlerin Patti Smith können auch Karlsruher Konzertgänger ein Lied singen. Zwei Mal war die Rock-Ikone zu Gast beim Zeltival des Kulturzentrums Tollhaus. Schon beim ersten Mal, im Juli 2011, brachte sie trotz Minimalband mit Akustikgitarre und Bass den ausverkauften Saal zum Rocken.

Und vier Jahre später, mit bereits 68 Jahren, stapfte sie zur Wiederaufführung ihres fulminanten Debütalbums „Horses“ im breitbeinigen Truckerschritt auf die Bühne und krönte den furiosen 90-minütigen Auftritt mit einer ultimativen Version des Who-Klassikers „My Generation“, wobei sie zum Dröhnen ihrer Band eine eigens hierfür gereichte Gitarre so lange malträtierte, bis sie auch die letzte der sechs Saiten abgerissen hatte.

Nein, wehmütige Oldie-Kuschligkeit steht bei dieser Song-Schamanin nicht im Programm – auch nicht zu ihrem nun mittlerweile 75. Geburtstag an diesem Donnerstag.

Ich singe, aber das macht fast jeder.
Patti Smith, Künstlerin

Die raue und rohe Vitalität, mit der Smith auf der Bühne agiert, hat ihr den Ruf als „Godmother of Punk“ eingebracht. Doch selbst sieht sie sich gar nicht primär als Musikerin. „Ich singe, aber das macht fast jeder. Ich bin Performer und wenn ich nicht auftrete, dann bin ich Mutter, ich habe eine Katze, ich bin Einzelgänger, ich schreibe jeden Tag. Ich sehe mich als Schreiberin“, sagte sie einmal dazu.

Ihr Buch „Just Kids“ ist denn auch das seltene Beispiel einer authentischen, ohne Ghostwriter verfassten Star-Autobiografie – und eine literarische Liebeserklärung an ihren langjährigen Freund, den Fotografen Robert Mapplethorpe, den sie noch zu Zeiten beiderseitiger Erfolgslosigkeit kennenlernte, als sie in den späten 60er Jahren nach New York kam.

Patti Smith erlebte viele Verluste in ihrem Leben

Mapplethorpe starb 1989 an Aids – einer der vielen Verluste in Smith’ Leben. Mit dem Gitarristen Fred Smith hatte sie eine Familie gegründet und zwei Töchter. 1994 starb er mit nur 45 Jahren an Herzversagen. Sie könne den Neil-Young-Song „Helpless“ nicht singen, ohne an Fred Smith zu denken, sagte sie 2011 bei ihrem Karlsruher Auftritt.

Und beim Konzert 2015 widmete sie den Song „Elegie“, der ursprünglich im Andenken an Jimi Hendrix entstanden war, all jenen Größen der New Yorker Szene, die in den vier Jahrzehnten seit der Erstveröffentlichung des Albums „Horses“ gestorben waren, von allen vier Ramones über Johnny Thunders bis zu Lou Reed. 2017 stellte sie in New York das letzte Buch ihres ebenfalls langjährigen Freundes Sam Shepard vor, der kurz vor der Veröffentlichung gestorben war.

Als eng verbunden gilt sie auch mit Bob Dylan, der bereits 1974 eines ihrer ersten Konzerte besuchte. Zunächst habe sie abweisend reagiert, verriet sie unlängst dem „Rolling Stone“ – aber nicht aus Ablehnung, sondern aus Verehrung. Die beiden freundeten sich an, und 2016 reiste sie sogar als seine Vertretung nach Stockholm, um den Literaturnobelpreis für ihn entgegenzunehmen.

Beim Vortrag seines Songs „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ kam sie ins Stocken, was sie damit erklärte, ungeheuer nervös gewesen zu sein – ein Problem, mit dem sie wohl weniger kämpfte, als sie im Mai dieses Jahres zu Dylans 80. Geburtstag einige seiner Songs in Konzerten spielte.

Rock-Ikone mit eigenem Konzert zum Geburtstag

Gut möglich, dass an diesem Donnerstag bei irgendwelchen Konzerten irgendwo auf der Welt Songs von Patti Smith gespielt werden, etwa „Dancing Barefoot“ oder „People Have The Power“ (oder Songs, die in ihrer Interpretation berühmt wurden, wie Springsteens „Because The Night“). Sicher ist, dass die Jubilarin selbst auf der Bühne stehen will: im Capitol Theatre in Port Chester, einem 30.000-Einwohner-Ort zwischen Greenwich und New York. Glücklich, wer dabei sein kann.

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