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Badisches Mundarttheater

Spaß mit derb-drolligen Sprachspielen: Karlsruher Badisch Bühn zeigt „Oins nach em annere“

In „Oins nach em annere“ zeigt das Badische seine derbe, aber auch lustige Seite. Den Spaß an den badischen Dialogen des Stücks konnten Zuschauer im Karlsruher Mundarttheater Badisch Bühn erleben.

Gegen das Alleinsein: „Bumbelesbatscher“ Herbi (Zweiter von links), gespielt von Thomas Munz, wurde vor kurzem von seiner Frau verlassen. Seine Freunde versuchen, ihn mit einer Pokerrunde aufzuheitern – allerdings mäßig erfolgreich.
Gegen das Alleinsein: „Bumbelesbatscher“ Herbi (Zweiter von links), gespielt von Thomas Munz, wurde vor kurzem von seiner Frau verlassen. Seine Freunde versuchen, ihn mit einer Pokerrunde aufzuheitern – allerdings mäßig erfolgreich. Foto: Alberto Cortes

Der badische Dialekt hat seine derben, seine liebevollen, vor allem seine drolligen Seiten. Das Wort „Bumbelesbatscher“ zum Beispiel hört sich selbst schon so putzig an, wie der damit bezeichnete Mensch wohl auch daherkommt: ein harmoniebetonter, verheirateter Mann, der seiner überversorgten Frau alles recht macht, dabei aber vergisst, an sich selbst zu denken.

Der Herbi – von Beruf Fleischermeister – war so einer, bevor seine Frau ihn verließ, weil sie mit einem anderen Metzger der Stadt meinte, durchbrennen zu müssen. So jedenfalls beginnt die Story des neuen Lustspiels „Oins nach em annere“ von Hans Rüdiger Kucich, das „d‘Badisch Bühn“ nun – endlich, nach zwei Jahren durch Corona erschwerter Probenzeit – zur Premiere brachte. Über das von den erfahrenen Amateuren gebotene Volkstheater wurde bei bester Laune viel gelacht.

Thomas Munz, Geschäftsführer der Mundartbühne mit Domizil im Gasthaus „Zum Schupi“ in Grünwinkel, hatte die Hauptrolle inne. Im schlabberigen grauen Jogginganzug steht er als großer, stattlicher Herbi allein gelassen in der Wohnung, mit Esstisch, Sessel und Fernseher das einzige Bühnenbild im Stück.

Herbis Pokerfreunde versuchen, ihn aufzuheitern, was allerdings nicht so recht klappt. Sei es, dass Kumpel Chris, im grüner Latzhose (sehr „symbadisch“ von Stefan Zimmermann gespielt), lieber an der E-Zigarette zieht und Herbi Rauch ins Gesicht bläst. Sei es, dass die Freunde Manu und der italienische Luigi immerzu ein bisschen stänkern – allein schon, weil auf Badisch aus „Luigi“ so unschön „Lutschi“ wird. Yannick Falkenstein und Davide Mannarino geben die beiden Rollen mit großer Spielfreude.

Herbis Lebenslaune vermag auch nicht die einbestellte Esoterik-Lehrerin aufzuheitern, mit Shiffontüchern und Klangschale ausgestattet, wird sie herrlich überdreht gespielt von Susanne Heidt. Aufgeheitert wird lediglich das Publikum, weil aus Yoga, Reiki und Tantra – Fremdwörter sind Glückssache – Yoghurt, Raki und Tundra wird.

Am Ende verliebt sich Herbi in seine anfangs verschmähte Nachbarin, weil die nämlich als gelernte Fleischereifachverkäuferin im Laden mit einsteigt und köstlichen Schwartenmagen und leckere Leberwurst zu zaubern weiß. Herzlich und charmant gibt Angela Gärtner-Saurano diese fürsorgende Frauenrolle.

Stück der Badisch Bühn spielt mit Geschlechter-Klischees

Das Stück spielt natürlich mit Klischees, vor allem was die Geschlechterbilder betrifft. Deshalb nochmals zum „Bumbelesbatscher“: So richtig nett ist das drollig klingende Wort nicht. Weder zu den so bezeichneten Männern, noch zu den indirekt beleidigten Frauen.

Ein „Bumbele“ ist im Badischen eine übergewichtige Dicke. Sie bekommt also von den Männern tätschelnde „Batscher“ ab, was in engerer Bedeutung freilich auch auf Übergriffigkeit anspielt. Verdichtet die Mundart hier in einem einzigen Wort Jahrhunderte lang gepflegte Frauenunterdrückung? Mag sein. Es verringert aber nicht den Spaß an den Dialogen auf Badisch, die sehr schnell über die Bühne gehen, sodass man muss aufpassen muss, um auch solche Feinheiten mitzukommen.

Großartig, dass es „d‘Badisch Bühn“ gibt, seit 40 Jahren. Einer der wenigen Orte, wo man mit großem Vergnügen das sprachkulturelle Erbe des Badischen erleben kann.

Service

Vorstellungen bis 29. April immer Freitag und Samstag ab 20.15 Uhr (nicht an Karfreitag, 15. April). Sonntag-Zusatzvorstellungen am 27. März sowie 3. und 10. April, je 18 Uhr. Badisch Bühn, Durmersheimer Straße 6. Mehr Infos: www.badisch-buehn.de

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