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Wegen des Neubaus

Am Ettlinger Tor in Karlsruhe: Bäume auf dem Gelände des Landratsamts gefällt

Es geht im wahrsten Wortsinn Schlag auf Schlag: Am Donnerstag fällen Arbeiter auf der Fläche vor dem Landratsamt Karlsruhe großkronige Schnurbäume und Platanen. Insgesamt werden dem Neubau 33 Bäume weichen müssen.

Säge auf Baumstumpf.
Schnurbäume und Platanen haben die Arbeiter auf dem Gelände des Landratsamtes gefällt. Foto: Stefan Proetel

Ein paar Tage nach dem Gemeinderatsbeschluss kreischen auf dem Gelände am Ettlinger Tor die Sägen. Dort wurden am Montag rund 15 Bäume gefällt, um Platz für den geplanten Neubau des Landratsamtes zu machen. Eine Forderung der KAL-Fraktion, das Bauvorhaben zu verkleinern und zumindest 16 Bäume zu retten, hatte im Stadtparlament in der vergangenen Woche keine Mehrheit gefunden.

Am Bauzaun vor dem Gelände stehen am Donnerstag Gudrun Vangermain und Harry Block vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Sie halten ihr Plakat empor, auf dem sie die Aufschrift „Baustopp Landratsamt – Hochhaus + Bäume bleiben“ aus aktuellem Anlass durchgestrichen haben.

BUND Karlsruhe kritisiert den Bebauungsplan

„Uns blutet das Herz“, sagen sie. Wenn die Stadt Karlsruhe bei Planungen so schnell wäre wie beim Abreißen und Fällen, dann wäre sie Weltmeister, findet Block. Es gebe Sachen, die sind notwendig. „Das hier ist es nicht“, sagt der ehemalige Stadtrat.

Der BUND hatte gefordert, dass der Bebauungsplan auf ein „nachhaltiges Maß unter Berücksichtigung der Wohnungsnot und des Büroflächenüberflusses und dem Schutz des Kleinklimas durch Erhalt aller Bäume“ geändert werden müsse.

Die Luft wird in Karlsruhe immer schlechter.
Ein Anwohner
Möchte anonym bleiben

Ein Anwohner, der seinen Namen nicht in den Medien lesen möchte, macht Fotos des nun fast kahlen Geländes. „Die Luft wird in Karlsruhe immer schlechter – und damit die Lebensqualität“, beklagt er. Der 75-Jährige lebt seit 15 Jahren hier. Einige andere Nachbarn seien ebenfalls unzufrieden mit der Situation, zumal die Baustelle vor der Haustür noch Jahre da sein wird.

Eigentlich müsse man ausziehen, sinniert der Mann. „Allerdings könnte ich ja gar nicht“, sagt er mit ironischem Unterton. Die Straße vor seinem Haus (Beiertheimer Allee) ist gesperrt, ein Umzugswagen könnte gar nicht vorfahren. „Seit Langem haben wir keine Parkplätze mehr, müssen aber 180 Euro Parkgebühr pro Jahr zahlen“, beklagt er.

Landratsamt soll Karlsruhes höchstes Gebäude werden

Das neue Landratsamt wird in einer Holz-Hybridbauweise gebaut. Der Hochhaus-Turm auf dem Areal soll 90 Meter hoch werden. Er wird damit wohl das höchste Gebäude in der Stadt. Im zweiten Quartal 2024 soll mit den Arbeiten begonnen werden. Der Abriss von Teilen des alten Gebäudes läuft seit 2021.

Zwei Menschen mit einem Protestplakat
Gudrun Vangermain und Harry Block halten ein Protestplakat an den Bauzaun. Foto: Stefan Proetel
Bäume vor dem Landratsamt
So sah das Gelände noch vor kurzem aus. Foto: Gudrun Vangermain

Sechs große Bäume bleiben auf der am Donnerstag bearbeiteten Fläche stehen. Der Chef der mit dem Fällen beauftragten Baumpflegefirma will seinen Namen ebenfalls nicht nennen. Er sagt, dass seine Mitarbeiter mit großer Vorsicht arbeiten, um die noch stehenden Bäume nicht zu beschädigen. Unter anderem haben sie deren Wurzelraum markiert, damit die Maschinen nicht darüberfahren. Gefällt wurden am Donnerstag vor allem Schnurbäume und Platanen.

Laut Landratsamt ist im Bebauungsplan vorgesehen, 33 Bäume zu fällen. 34 Bäume würden erhalten bleiben, zudem vier Bäume am südwestlichen Grundstücksrand, der später bebaut werden soll. 41 Bäume würden neu gepflanzt.

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