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Kontrollen haben begonnen

Jetzt hat auch die Karlsruher Polizei eine Fahrradstaffel

Auf zehn Pedelecs fahren Polizisten ab sofort regelmäßig durch Karlsruhe und kontrollieren, ob Radfahrer sich an die Verkehrsregeln halten.

28.06.2023 Die neue Fahrradstaffel der Karlsruher Polizei erstmals im Einsatz: An der Kreuzung von Kriegsstraße und Ritterstraße wird Mario Hartmann, der mit dem Fahrrad unterwegs ist, von einer der drei Polizistinnen im Team angesprochen.
Die neue Fahrradstaffel im Einsatz: An der Kreuzung von Kriegsstraße und Ritterstraße wird Mario Hartmann von einer der Polizistinnen im Team angesprochen. Foto: Jörg Donecker

Die junge Radfahrerin ist eben von der Hebelstraße auf den Marktplatz abgebogen. Sie kommt nicht weit. Ein Polizist mit leuchtend gelbem Kurzarmhemd und Weste sprintet auf sie zu. Sonst erlaubt, jetzt aber verboten: Radfahrer müssen den südlichen Teil des Marktplatzes aktuell umfahren. Oder absteigen und schieben, was die frisch gestoppte Radfahrerin bevorzugt.

Es ist der erste Einsatz der neuen Karlsruher Fahrradstaffel. Zehn Pedelecs sind beschafft für drei Polizistinnen und sieben Polizisten, und dazu die Ausstattungen. In einer Box auf dem Gepäckträger ist neben ein paar Formularen noch Platz für ein Getränk.

Mario Hartmann radelt in leuchtend rotem Poloshirt und kurzen Hosen über die Kreuzung von Kriegs- und Ritterstraße. Eine der drei Polizistinnen in der Fahrradstaffel hat den Übergang mit der Ampel im Blick und spricht ihn an.

Fahrradstaffel Karlsruhe kontrolliert Problempunkte

Bei geringfügigen Ordnungswidrigkeiten können es die radelnden Polizisten bei einer mündlichen Verwarnung belassen. Sonst gibt es Knöllchen. 20 Euro zum Beispiel muss berappen, wer auf der falschen Seite radelt. 100 Euro und ein Punkt in Flensburg sind fällig, wenn jemand bei Rot über eine Ampel fährt.

Die zehn Mitglieder der Fahrradstaffel kennen die neuralgischen Punkte. Die Wolfartsweierer Straße mit der Brücke über die Gleise zum Beispiel ist im Blick der Beamtinnen und Beamten.

Ab sofort sollen die radelnden Polizisten vorwiegend in Zweierteams mindestens einmal pro Woche unterwegs sein, vom Rheinhafen bis in die Höhenstadtteile, kündigt Martin Plate an. Als Führungskraft im Polizeipräsidium hat er bewirkt, dass es nun auch in der Fahrradstadt Karlsruhe eine Fahrradstaffel der Polizei gibt.

„Das war überfällig“, sagt Plate. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Pedelecfahrern hat deutlich zugenommen. Eine Pflicht zum Helmtragen gibt es nicht. Aber die Mitglieder der neuen Karlsruher Fahrradstaffel werben bei ihren Gesprächen mit Radlern, ob die nun mit oder ohne Akku-Unterstützung unterwegs sind, gegebenenfalls dafür, einen Fahrradhelm zu tragen.

Ein Verkehrsunfallaufnahme-Team der Polizei sichert bei einer Vorführung Spuren eines Unfalls. Die nordrhein-westfälische Polizei führt in den nächsten drei Jahren landesweit Verkehrsunfallaufnahme-Teams (VU-Teams) ein, die auf die Spurensicherung bei Autounfällen spezialisiert sind. +++ dpa-Bildfunk +++
Spurensicherung: Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Pedelecfahrern hat deutlich zugenommen. Foto: Federico Gambarini/dpa/Symbolfoto

Alle Mitglieder der Fahrradstaffel behalten ihre ursprünglichen Aufgaben. Einige steigen für die Fahrradpatrouillen vom Motorrad. Was die Einsatzkräfte sonst im Streifenwagen dabeihaben, tragen sie jetzt am Körper. Da geht es ums Funkgerät und Handschließen, die Waffe und einen Schlagstock. Denn auf kritische Situationen müssen sie jederzeit vorbereitet sein.

Bürgermeister Albert Käuflein (CDU) und Polizeipräsidentin Caren Denner versprechen sich viel von der neuen Einheit. Mehr Kontrollen seien wichtig, sagt Denner: „Schwere Unfälle hängen nachweislich mit Regelverstößen zusammen.“ Künftig müssten Radler damit rechnen, belangt zu werden, wenn sie sich über Regeln hinwegsetzen.

Schwere Unfälle hängen nachweislich mit Regelverstößen zusammen.
Caren Denner
Karlsruher Polizeipräsidentin

Bürgermeister Käuflein begrüßt den Perspektivwechsel. „Wenn ein Auto auf dem Radweg steht“, sagt er, „fällt das einem Autofahrer oder Fußgänger weniger auf. Radfahrern aber schon: Denen steht es ja im Weg.“

Die Feuertaufe hat die neue Einheit auf Fahrradreifen übrigens schon bestanden. Sie kam statt der Probefahrt, so der Teamchef. Kaum war die Staffel startklar, ging Alarm ein wegen eines schweren Unfalls auf der Autobahn. Keine Zeit für die Polizisten auf den Pedelecs, die Fahrradmontur abzulegen – also sprangen sie so in die Streifenwagen. Der Einsatz verlief einwandfrei, berichtet der Leiter der Staffel.

Perspektive ist der Ausbau der Einsatzeinheit

Ein Anfang sei gemacht mit der zehnköpfigen Fahrradstaffel, sagt Denner. Auf Dauer angelegt, soll sie bis einschließlich Oktober ausrollen, dann ist Winterpause, zunächst bis Ende März. „Die Fahrradstaffel wird eher noch größer werden“, sagt die Polizeipräsidentin. Die Perspektive sei, die Einsatzeinheit auszubauen und sie auch öfter an den Start zu schicken, sobald es personell möglich sei.

Die Mobilitätswende mit jetzt schon über 30 Prozent Radverkehr in Karlsruhe spreche eine deutliche Sprache, so Plate: „Wir müssen und wollen mitgehen.“

Die neue Fahrradstaffel der Polizei ergänzt den dezentralen Fuhrpark, an dem sich nichts ändern soll. In etlichen Polizeirevieren gibt es schon länger einzelne Fahrräder oder Pedelecs. Außerdem bleibt es bei der Kooperation mit dem Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Karlsruhe. Auch dieser Dienst setzt schon regelmäßig auf moderne Diensträder mit E-Unterstützung.

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