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Einzigartiges Dokumentarfestival

Karlsruher Festival „dokKa“ lenkt seit zehn Jahren den Kinoblick aufs echte Leben

Seit zehn Jahren widmet sich das Karlsruher Festival „dokKa“ ausschließlich dokumentarischen Formen. Die Veranstaltung hat sich etabliert, doch die Zukunft ist nicht sorgenfrei.

Eröffnungsabend des Karlsruher Festivals „dokKa“ 2022 in der Kinemathek Karlsruhe
Das Kino ist beim Karlsruher Dokumentarfestival „dokKa“ auch ein Ort der Begegnung und des Gesprächs wie hier bei der Eröffnung 2022 mit Festivalleiter Nils Menrad und Filmregisseurin Uli Decker. Foto: Damian Domes

Mit den weltweit beachteten Filmfestspielen in Cannes hat das Karlsruher Festival dokKa nur den Termin in der nächsten Woche und das Medium Film gemein. Aber es bietet einen konsequenten Fokus, wie man ihn anderswo kaum erleben kann.

Vom 17. bis 21. Mai läuft die diesjährige Ausgabe von „dokKa“. Das vor zehn Jahren gegründete Festival präsentiert ausschließlich dokumentarische Beiträge.

Dieses Genre gilt als speziell, muss aber kein Nischenprogramm sein. Bei der diesjährigen Berlinale vergab die Jury den Hauptpreis, den Goldenen Bären, nicht an einen der insgesamt 18 Spielfilme im Wettbewerb, sondern an die einzige dort vertretene Dokumentation: „Sur l’Adamant“ von dem französischen Regisseur Nicolas Philibert.

Auch das Karlsruher Festival hat immer wieder Beiträge, die weit reichende Aufmerksamkeit finden. 2022 beispielsweise wurde dokKa eröffnet mit dem Werk „Anima – Die Kleider meines Vaters“ von Uli Decker, das beim renommierten Festival Max Ophüls Preis als bester Dokumentarfilm und als Favorit des Publikums ausgezeichnet wurde.

Und 2019 lief zum Auftakt „Born in Evin“, das Regiedebüt der Schauspielerin Maryam Zaree, das 2020 den Deutschen Filmpreis erhielt.

Eine Dokumentation ist oft spannender als ein Spielfilm.
Nils Menrad, Festivalleiter dokKa

„Eine Dokumentation ist oft spannender als ein Spielfilm, schon weil sie formal größere Freiheiten hat“, sagt Nils Menrad, der dokKa 2013 ins Leben gerufen hat und seitdem leitet. Zur formalen Offenheit gehört auch, dass dokKa nicht allein auf Film fixiert ist.

Festival ist nicht allein auf Film fixiert

So bietet die diesjährige Ausgabe auch Hördokumentationen über Familiengerichtsurteile, die den Schutz von Frauen in Frage stellen („Ihre Angst spielt hier keine Rolle“, 18. Mai, 14.30 Uhr), über den wegen terroristischer Anschlagspläne verurteilten Ex-Soldaten Franco A. (18. Mai. 16.30 Uhr) oder über den Konflikt alter und neuer Denk- und Lebensmuster („Der jüngste Prozess“, 20. Mai, 15 Uhr).

Auch diese akustischen Arbeiten werden im Kinosaal der Kinemathek präsentiert, der angestammten Spielstätte von dokKa. „Ein Festival ermöglicht es dem Publikum, etwas gemeinsam zu erleben, statt alleine zuhause durch Mediatheken zu scrollen“, befindet Menrad.

Was Dokumentationen von Nachrichten unterscheidet

Für alle Beiträge, die ein fünfköpfiges Gremium aus mehr als 200 Einreichungen ausgewählt habe, gelte daher der Anspruch einer künstlerischen Qualität: „Es muss einen Grund geben, sich eine Dokumentation auf der Kinoleinwand anzuschauen.“

Auch inhaltlich unterscheiden sich Dokumentationen von Nachrichten. So bietet der Eröffnungsfilm „Drei Frauen“ zwar Einblicke in Lebensrealitäten in der Ukraine - aber ohne den Fokus auf den russischen Angriffskrieg.

Denn der Film von Maksym Melnik über den Alltag in einem kleinen Dorf entstand bereits 2019. Was die Porträts einer Bäuerin, einer Biologin und einer Postbotin als medialen Ausgleich zu tagesaktuellen Kriegsberichten möglicherweise noch interessanter macht.

Szene mit einer alten Bäuerin in dem Film „Drei Frauen“.
Einblicke in das Leben in der Ukraine jenseits von tagesaktuellen Nachrichten bietet der Film „Drei Frauen“, mit dem das Karlsruher Festival „dokKa“ am 17. Mai eröffnet wird. Foto: Maksym Melnyk

Auf Besuchermassen zielt das Festival nicht, doch bei einem Stammpublikum hat sich dokKa etabliert. Auch wegen einer weiteren Besonderheit: „Wir sind eines der wenigen Festivals, das nach jedem Beitrag eine Diskussion mit den Machern bietet“, sagt Menrad.

Diese Möglichkeit der Begegnung werde vom Publikum sehr honoriert. Insgesamt 17 Regisseurinnen und Regisseure wollen in diesem Jahr anreisen - was freilich auch einen finanziellen Aufwand bedeutet.

Warum gleichbleibende Förderung eine Kürzung bedeutet

Nicht nur in diesem Bereich sieht Menrad das Festival an einem Scheitelpunkt: „In Zeiten von Kostensteigerungen und Inflation bedeutet eine gleichbleibende Förderung faktisch eine Kürzung von Mitteln“, stellt er fest.

Bei der aktuellen Zuschusshöhe (von der Stadt Karlsruhe gebe es derzeit 12.000 Euro) sei das Festival in der etablierten Form nicht weitere zehn Jahre machbar. „Da müssten wir den Umfang anpassen.“

Problematisch sei die Filmförderung allerdings bundesweit. „Bislang wird vor allem die Produktion gefördert, aber nicht die Verbreitung“, erklärt Menrad. Das müsse mit einem ganzheitlichen Ansatz überarbeitet werden: „Sonst landet vieles nur auf Mediathek-Friedhöfen.“

Service

Festival dokKa: 17. bis 21. Mai, Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, www.dokka.de.

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