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„Joeybag“ für mehr Nachhaltigkeit

Karlsruher Start-up will wiederverwendbare Einkaufsbeutel in die Supermärkte bringen

Wer beim Einkaufen keine Tasche dabei hat, steht vor der Qual der Wahl: Entweder eine günstige Plastiktüte kaufen oder eine teurere Stofftasche. Das Karlsruher Startup „Joeybag“ bietet nun eine dritte Variante. Wiederverwendbare Taschen die nach dem Einkauf zurückgegeben werden.

Joeybag
Nachhaltiges Einkaufen: Sarah Danner und Jakob Müller wollen mit einem System für wiederverwendbare Einkaufstaschen an den Markt gehen. Foto: Jakob Müller

Ein Känguru hat es einfach. Das australische Wappentier trägt seinen Beutel schließlich immer mit sich. Nicht von ungefähr ist ein Känguru auch das Symbol des Karlsruher Start-ups „Joeybag“. Unter diesem Namen haben Jakob Müller und Sarah Danner nämlich ein Leihsystem für wiederverwendbare Einkaufsbeutel entwickelt.

Das System ist denkbar einfach: Die farbigen Stoffbeutel mit dem markanten Känguru-Logo können nach dem Einkauf gegen eine kleine Leihgebühr und ein Pfand befüllt und mit nach Hause genommen werden. Nach der Rückgabe bekommt der Kunde sein Pfand zurück und die Beutel werden gereinigt und weiterverliehen.

„Es wird Zeit, dass die Kreislaufwirtschaft auch beim täglichen Einkauf zum Einsatz kommt“, sagt Müller. Bislang stünden Kunden ohne eigene Einkaufstasche an der Supermarktkasse nämlich vor der Qual der Wahl.

Die Stofftaschen landen meist nur in der Schublade und sind deshalb auch nicht sonderlich nachhaltig.
Jakob Müller, Gründer von „Joeybag“

Entweder man kauft für einen geringen Cent-Betrag eine Einwegtüte aus Kunststoff oder Papier, die anschließend höchstens noch einmal für die Entsorgung von Hausmüll verwendet wird.

Oder man kauft sich für wenige Euro eine wiederverwertbare Tasche aus Kunststoff oder Stoff. „Aber diese Taschen landen meist nur in der Stoffbeutelschublade und sind deshalb auch nicht sonderlich nachhaltig“, sagt Müller.

Idee kam während einer Vorlesung zu radikalen Innovationen

Die Idee zu einem Leihsystem kam dem Gründerduo bereits vor eineinhalb Jahren. Müller und Danner studieren im Studiengang Technologie-Entrepreneurship zusammen Unternehmertum an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft und haben nach der Vorlesung „Radikale Innovationen“ die Gründung eines eigenen Start-ups beschlossen.

Für die Herstellung der wiederverwendbaren Taschen holten sich die beiden angehenden Unternehmer die Firma Mewa ins Boot. Mewa ist ein Spezialunternehmen für Putztücher und bereits in der Kreislaufwirtschaft tätig, allerdings bislang ausschließlich mit Angeboten für Unternehmen.

„Wir wollten aber auch den Endkunden mit ins Spiel bringen“, so Müller. Und das Vorhaben gelang. Beim Edeka Lukasiewicz am Kronenplatz wurden die aus recyceltem Polyester hergestellten „Joeybags“ Ende 2020 bereits einen Monat lang erfolgreich getestet.

Derzeit gibt es die Leihtaschen noch beim Unverpackt-Laden am Bahnhof und bei „Tante M“ in der Weststadt. Demnächst soll das System bei weiteren Edeka-Märkten in Karlsruhe auf Herz und Nieren getestet und weiter verfeinert werden.

Duo präsentiert Idee beim Gründerwettbewerb Grow

Am Donnerstagabend präsentiert das Gründerduo seine Geschäftsidee sowie die bisherigen Ergebnisse beim Gründerwettbewerb Grow der Hochschulgruppe Pioniergarage. Bei dem Wettbewerb konnten studentische Start-ups seit November ihre Geschäftsideen weiterentwickeln.

Das Finale mit den verbleibenden zehn Teilnehmern wird im Internet auf der Seite grow.pioniergarage.de ab 17 Uhr live übertragen. Müller und Danner sind von ihrem Konzept bereits heute überzeugt.

„Die Leute wollen beim Einkaufen weniger Verpackungsmüll erzeugen. Aber wer spontan nach der Arbeit in den Supermarkt geht, hat meistens keine eigene Tasche dabei“, sagt Müller.

Ein Knackpunkt könnte die Leihgebühr sein

Als Knackpunkt für den wirtschaftlichen Erfolg könnte sich noch die Leihgebühr erweisen. Bei der Pilotphase in Karlsruher Läden kostet das einmalige Ausleihen 70 Cent.

„Das Ausleihen ist zwar teurer als eine Plastiktüte, dafür aber umweltfreundlicher. Und irgendwie muss man die Kosten für Reinigung und Transport erwirtschaften“, sagt Müller.

Langfristig sei auch eine Erhöhung des Pfands von derzeit drei auf fünf Euro sowie eine Senkung der Leihgebühr denkbar, so Müller. „Wenn sich das System aber nur durch nicht zurückgegebene Taschen finanziert, ist das nicht unbedingt nachhaltig.“

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