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Meinung

von Susanne Jock

Kinderkram-Kolumne

Was die Sandkiste alles verrät

Buddeln war einmal - aber in der Sandkiste schlummern viele verborgene Schätze. Und manche Sandspuren wird man niemals los.

Knirps im Sans
Fasziniert: Mit Sand kann sich mancher Knirps stundenlang beschäftigen. Foto: Tatyana Tomsickova /Adobe Stock

Die Sandkiste ist weg. Endlich! Jahrelang schlummerte sie unter einer großen Plane hinten in unserem Garten. Irgendwann haben wir sie abends abgedeckt und nie mehr geöffnet.

Spannend war, was ich beim Abräumen und Wegschaufeln zutage förderte: Sandelgeschirr in Mini-Format, das in den Händen meiner Teenager verschwinden würde. Haifischzähne und Glassteine – das waren „Schätze“, die bei Kindergeburtstagen gehoben wurden. Und einen Blumenübertopf aus Kupfer, in dem meine Harry Potters und Hermine Grangers übelriechende „Zaubertränke“ brauten.

Erinnerungen kommen hoch: An die Faszination meines Sohnes, als er mit knapp einem Jahr den Sand entdeckte und einfach nur stundenlang durch seine Finger rieseln ließ. An riesige Burgen, die meine Kinder bauten. An Tunnel, durch die ihre Murmeln rollten und an Kanäle, auf denen ihre Plastikboote schwammen – wofür die Sand- in eine Matschlandschaft umgestaltet wurde. Wenig anfangen konnten sie mit den Förmchen, die noch immer in jedem Sandel-Set sind – aber das mag an mir gelegen haben.

Das Kindergarten-Trauma aus dem Sandkasten

Mein eigenes Kindergarten-Trauma stammt nämlich auch aus dem Sandkasten: Ein Junge riss mir eine der begehrten Metallschaufeln aus der Hand – und die Erzieherin, die damals noch „Tante“ hieß, hatte einen pädagogisch wertvollen Rat für mich: „Die Schaufeln sind doch sowieso etwas für die Jungen“, befand sie. „Back doch lieber Kuchen!“ Habe ich nicht getan. Und später auch meinen Kindern nicht beigebracht.

Vieles anderes aber leider auch nicht. Und so wurde es ein aussichtsloses Unterfangen, den Sand aus dem Haus zu halten: In Jackentaschen und Hosenaufschlägen, in Socken und zwischen den Zehen trugen ihn die Kinder herein und verteilten ihn auf allen Etagen.

In ihre Kinderzimmer führte eine Sandspur, eine ins Badezimmer und – gegen jede elterliche Ermahnung – manchmal auch eine in die Sessel vorm Fernseher oder an den Esstisch. Abstreiten konnten sie das nicht – die Spurenlage war stets eindeutig.

Und ist es noch heute. Buddeln war vor langer Zeit – aber meine Helden spielen inzwischen begeistert Beachvolleyball.

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