Skip to main content

Debatte um Design

„Ich war entsetzt“: Karlsruher Studenten vertreiben Bier mit Bomben-Etikett

Karlsruher Wirtschaftsstudenten lassen zur Einführungswoche traditionell Bierflaschen mit selbst entworfenen Etiketten bedrucken. Dieses Jahr zeigen sie eine explodierende Bombe.

An dieser Flasche scheiden sich die Geister. Die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften ließ sie für die Einführungswochen am Karlsruher Institut für Technologie extra etikettieren.
An dieser Flasche scheiden sich die Geister. Die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften ließ sie für die Einführungswochen am KIT extra etikettieren. Foto: Privat

Eine Bierflasche sorgt derzeit für Diskussionen auf dem Campus des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Das Etikett der Flasche zeigt eine explodierende Atombombe über dem Karlsruher Schloss. Davor sind fünf flüchtende Menschen zu sehen. „Stoff, der knallt“, steht darüber zu lesen.

Gestaltet hat das Etikett die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften. Entworfen wurde es anlässlich der sogenannten Orientierungsphase am KIT, der Zeit, in der die Erstsemester traditionell an der Universität begrüßt werden. Während dieser Phase organisieren die Studierenden verschiedene Veranstaltungen, darunter auch Partys und Kneipenbesuche.

Ich war entsetzt.
Anonym
Student der Wirtschaftswissenschaften

Das Etikett stößt manchem Studenten sauer auf. „Ich war entsetzt“, sagt ein Student im Gespräch mit dieser Redaktion. Er studiert selbst Wirtschaftswissenschaften, möchte seinen Namen aber lieber nicht in den Medien lesen.

„Ich hätte mir hier ein bisschen Sensibilität gewünscht“, sagt er. Insgesamt seien Tausende Flaschen mit dem Etikett versehen worden, die nun „überall herumliegen“.

In diesem Gebäude am Karlsruher Kronenplatz residiert die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften am KIT.
In diesem Gebäude am Karlsruher Kronenplatz residiert die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften am KIT. Foto: Jörg Donecker

Die Darstellung mit der explodierenden Atombombe findet der Student angesichts der aktuellen Weltlage „vollkommen unangemessen“. Wegen des Kriegs in der Ukraine und des Nahostkonflikts sei ein solches Bier-Etikett „geschmacklos und den Opfern der beiden Konflikte gegenüber respektlos“.

Karlsruher Studierende diskutieren über das Bomben-Etikett

Unter den Karlsruher Studierenden werde das Thema diskutiert, manche seien entsetzt, andere stünden dem Bomben-Bild eher gleichgültig gegenüber. Kontakt zur Fachschaft hat der Student bislang keinen gesucht, vielmehr wünscht er sich eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, kann er nicht verstehen: „Das ist ja nichts, was man sich schnell ausgedacht hat.“ Mehrere Leute schauten schließlich auf den Entwurf, bevor ein solches Etikett in den Druck gehe.

Von den Verantwortlichen hat er sich mehr erhofft: „Es hat doch jeder präsent, was gerade in der Welt passiert.“ Die, die hinter dem Etikett stehen, seien doch „studierte Leute, die auch die Nachrichten lesen“.

Laut einem Medienbericht sollte mit dem Etikett Bezug auf den Film „Oppenheimer“ genommen werden. Der Film behandelt die Lebensgeschichte des „Vaters der Atombombe“, J. Robert Oppenheimer. Er hatte im Sommer einen regelrechten Hype ausgelöst, wie auch der Film „Barbie“.

Gedruckt wurden die Etiketten bei der Karlsruher Brauerei Moninger. „Die Studenten entwerfen jedes Jahr ein Spezialetikett“, sagt Geschäftsführerin Dorothee Scheidtweiler.

Dieses sei bereits im Juni designt worden. Zu diesem Zeitpunkt sei nicht klar gewesen, dass sich die Weltlage weiter verschärfen werde. Das Bier werde von den Studierenden vertrieben. An der Gestaltung des Etiketts sei man nicht beteiligt, so Scheidtweiler. „Wir zensieren das nicht.“

Das Motiv ist sehr unglücklich gewählt.
Margarete Lehné 
stellvertretende KIT-Pressesprecherin

Von der Pressestelle des KIT heißt es unterdessen auf Anfrage dieser Redaktion: „Diese Aktion war uns im Vorfeld nicht bekannt.“

An dieser Flasche scheiden sich die Geister. Die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften ließ sie für die Einführungswochen am Karlsruher Institut für Technologie extra etikettieren.
Die Fachschaft selbst äußerte sich auf Nachfrage nicht zum Bomben-Etikett. Foto: Privat

Weiter schreibt die stellvertretende Pressesprecherin Margarete Lehné in dem Statement: „Das Motiv ist sehr unglücklich gewählt.“ Die Akteure bedauerten dies und versicherten, dass es „keineswegs beabsichtigt war, die aktuellen Kriege zu relativieren“. Die Fachschaft selbst äußerte sich auf Nachfrage nicht zu dem Thema.

nach oben Zurück zum Seitenanfang