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Eigene Zahlen vorgelegt

Langes Warten auf den Steuerbescheid: Oberfinanzdirektion Karlsruhe widerspricht

Wie lange muss man durchschnittlich warten, bis das Finanzamt die Steuererklärung bearbeitet? Die Karlsruher Oberfinanzdirektion hat Zweifel an der Studie von Lohnsteuer-kompakt.de.

Oberfinanzdirektion Karlsruhe
Die Oberfinanzdirektion Karlsruhe mit Sitz in der Moltkestraße ist zuständig für die beiden Finanzämter der Stadt. Foto: Jörg Donecker

70,6 und 84 Tage dauert es durchschnittlich, bis bei den Finanzämtern Karlsruhe-Stadt und Karlsruhe-Durlach eine Steuererklärung bearbeitet wird. So zumindest präsentiert es eine Erhebung des Portals Lohnsteuer-kompakt.de. Die Oberfinanzdirektion Karlsruhe, zuständig für beide Finanzämter, widerspricht nun diesen Zahlen.

„Die Zahlen von lohnsteuer-kompakt.de können wir nicht nachvollziehen“, heißt es in einer Stellungnahme der Oberfinanzdirektion auf Anfrage dieser Redaktion. Gleichzeitig nennt die Behörde eigene Zahlen für die Karlsruher Finanzämter.

Oberfinanzdirektion Karlsruhe präsentiert eigene Zahlen

Demnach lag die Bearbeitungszeit bei den im vergangenen Jahr bearbeiteten Erklärungen für das Finanzamt Karlsruhe-Stadt bei 56 Tagen. Beim Finanzamt Karlsruhe-Durlach nennt die Oberfinanzdirektion einen Durchschnitt von 66 Tagen.

Die Zahlen sind aufgrund der geringen Fallzahlen nicht repräsentativ.
Oberfinanzdirektion Karlsruhe
auf Anfrage dieser Redaktion

„Hintergrund für die Abweichungen ist möglicherweise, dass Lohnsteuer-kompakt.de anscheinend nur 400.000 Steuererklärungen bundesweit ausgewertet hat“, so die Oberfinanzdirektion weiter.

Allein in Baden-Württemberg hätten die Finanzämter aber mehr als vier Millionen Steuererklärungen pro Jahr zu bearbeiten. Daher sind die Daten des Portals aus Sicht der Finanzbehörde „aufgrund der geringen Fallzahlen nicht repräsentativ“.

Für Felix Bodeewes, Geschäftsführer des Online-Portals, kommt die Kritik indes nicht überraschend. Im Gespräch mit dieser Redaktion sagt er: „Solche Aussagen kennen wir aus den vergangenen Jahren schon.“ Er verweist darauf, dass die von seinem Portal dargelegten Daten Jahr für Jahr auch von Kunden bestätigt werden. „Die Daten werden von vielen Seiten bestätigt, häufig nur nicht von den Finanzämtern“, so Bodeewes.

Wir haben den Anspruch an uns, das sehr detailgenau zu machen.
Felix Bodeewes
Geschäftsführer Lohnsteuer-kompakt.de

Bei mehr als 400.000 ausgewerteten Steuererklärungen, verteilt auf fast 500 Finanzämter in Deutschland, ergibt sich eine Quote von rund 1.000 Steuererklärungen pro Finanzamt. „Das ist hoch repräsentativ“, so Bodeewes.

Und weiter: „Wir haben den Anspruch an uns, das sehr detailgenau zu machen.“ Für den Bürger seien fünf Tage mehr oder weniger nicht so relevant. Wichtig sei aber vor allem der Trend der vergangenen Jahre.

Als mögliche Gründe für die lange Bearbeitungszeit für die Karlsruher Oberfinanzdirektion indes eine Reihe von Gründen an. Generell stelle diese aber „immer eine Momentaufnahme dar“. Gründe für eine lange Bearbeitung sind demnach etwa die personelle Situation vor Ort.

Konstant hohe altersbedingte Abgänge hätten in den vergangenen Jahren immer wieder zu unbesetzten Stellen geführt. Auch kann es zu längeren Bearbeitungszeiten kommen, wenn viele Bürgerinnen und Bürger in kurzer Zeit ihre Steuererklärung abgeben.

Auch Corona-Nachwehen Grund für Verzögerung

Auch die Nachwehen von Corona wird als Grund genannt. „Neben den pandemiebedingten Zusatzaufgaben hat vor allem auch die gesetzliche Verlängerung der Abgabefristen für Steuererklärungen zu Arbeitsrückständen geführt“, so die Oberfinanzdirektion.

Absolut betrachtet wurden laut Behörde im Jahr 2023 daher deutlich mehr Steuererklärungen bearbeitet als noch 2022. „Unser Ziel ist es, auch unter den gegebenen Umständen wieder schneller zur werden“, so die Behörde. Gleichzeitig sei es wichtig, alle Bescheide gründlich und richtig zu bearbeiten.

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