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Start-up für guten Zweck

Karlsruher machen Mode und spenden den Gewinn für ein Kinderprojekt in Afrika

Drei junge Männer aus Karlsruhe haben ein eigenes Modelabel gegründet, damit Kinder in Tansania eine warme Mahlzeit bekommen. Auch ein Fußballer aus der Ersten Bundesliga wirbt für ihre Streetwear.

Jannis Winkels und Oliver Maier arbeiten am Esstisch in Winkels Wohnung in Karlsruhe-Grötzingen an den Zeichnungen und dem Design ihres Modelabels.
Kein Profit: Die Karlsruher Jannis Winkels (rechts) und Oliver Maier (links) beim Designen ihres eigenen Modelabels. Mit dem Gewinn finanzieren sie warme Mahlzeiten für Kinder in Tansania. Foto: Jörg Donecker

Der Fußballer Kevin Akpoguma von der TSG Hoffenheim trägt die Mode der drei Karlsruher Jungs. Neben der Familie und Freunden helfen auch Models dabei, das Streetwear-Label zu vermarkten. Jannis Winkels (27), Marvin Sohl (25) und Oliver Maier (27) sind beste Freunde. Vor über einem Jahrzehnt haben sie sich in einer Kirchengemeinde in Karlsruhe-Durlach kennengelernt. 2018 gründen die drei Jungs ihre eigene Modemarke.

Den Gewinn aus ihrem Start-up „One Hundred“ teilen sie aber nicht etwa brüderlich. Sie spenden den Erlös einem Projekt in Tansania, damit Vorschulkinder eine warme Mahlzeit bekommen.

Den Bezug zum ostafrikanischen Staat am Indischen Ozean wollen die Karlsruher auch auf die von ihnen designte Kleidung bringen. Auf schwarzer Biobaumwolle steht ein Löwe mitten in der afrikanischen Savanne, im Hintergrund fährt ein Jeep. Auch der in Tansania lebende Leopard hat es aufs weiße Hemd geschafft. Über ihm ziehen einige der für das Land typischen Pfirsichköpfchen, eine quietschgrünen Papageienart, mit ihren gelb orangenen-Köpfchen und dem roten Schnabel hinweg.

Man sieht, dass wir keine Fashion-Experten sind. Wir gestalten die Kleidung so, wie sie uns gefällt.
Oliver Maier, Gründer von „One Hundred“

„Der Hoodie aber ist der Renner“, sagt Winkels. Er ist schwarz. Etwas oberhalb des Herzens ist in ockergelben Großbuchstaben der Name des Start-ups gedruckt. Auf dem linken Schulterblatt steht im Design der Handschrift eines der Vorschulkinder, dem die Essensspenden zugutekommen, „we’re warrior and worshiper“ – „Wir sind Krieger und Glaubender“.

Für das Gute kämpfen mit dem christlichen Glauben. Das ist die Nachricht der Gründer. „Man sieht, dass wir keine Fashion-Experten sind. Wir gestalten die Kleidung so, wie sie uns gefällt“, sagt Maier. Als Kind war der 27-Jährige, der nun in München lebt, übrigens schon einmal Model für C&A. Jetzt hat er sein Comeback in der selbst designten Kleidung.

Nachhaltigkeit und Oversize-Mode

Die Schnitte sind zwar eher für Männer. Doch an die 40 Prozent der Kunden sind weiblich. „Sie kaufen auch eher die größeren Shirts“, sagt Winkels. Und Maier ergänzt: „Oversize ist bei den Frauen sehr beliebt.“ Mit ihrem Streetwear-Style sprechen die Karlsruher vor allem die jüngere Generation an. Ihre Kunden schätzen Winkels und Maier auf ein Alter zwischen 16 und 30 Jahren.

Besonders wichtig ist ihnen mit Blick auf die Nachhaltigkeit, dass die Kleidung in einem EU-Staat produziert wird. Anfangs habe das Geld gefehlt, erzählen Winkels und Maier. Damals ließen sie die Ware in China herstellen. Im Herbst 2021 suchten sie einen neuen Produzenten. Die Schneiderei ist nun in Polen, die Druckerei in Lübeck. „Jetzt stimmt es nicht nur vor, sondern auch hinter den Kulissen“, sagt Winkels.

Kinder der Osiligi-Vorschulen in Tansania halten große Tassen in der Hand, aus denen sie essen.
Der „Power-Brei“: In großen Tassen bekommen die Kinder der Osiligi-Vorschulen in Tansania den warmen Brei aus Maismehl, Öl, Salz und Zucker. Foto: Jannis Winkels/One Hundred

100 Portionen „Power-Brei“ pro bestelltem Kleidungsstück

Mit dem neuen Produzenten änderten sie auch ihren Namen in „One Hundred“. Denn mit jedem im Online-Shop bestellten Kleidungsstück – egal ob Socken, Basecap, Mütze, T-Shirt, Tank-Top oder Hoodie – finanzieren Winkels, Maier und Sohl 100 Portionen von dem sogenannten Powerbrei aus Maismehl, Öl, Salz und Zucker für Kinder der Osiligi-Vorschulen.

Die insgesamt 16 Bildungseinrichtungen der Asien-Afrika-Mission (ASAF) in Tansania hat Winkels’ Tante Brigitte gegründet. Die Vorschulen sind kostenlos. Dort lernen etwa 800 Kinder zwischen vier und sechs Jahren Lesen, Schreiben und Rechnen. 2018 waren Winkels und seine Frau Ines selbst in den Vorschulen in Tansania. „Die Kinder laufen ohne Frühstück bis zu acht Kilometer alleine durch den Busch zur Vorschule.“ Viele können sich danach nur noch schwer auf den Unterricht konzentrieren.

Die Kinder laufen ohne Frühstück bis zu acht Kilometer alleine durch den Busch zur Vorschule.
Jannis Winkels, Gründer von „One Hundred“

Brigitte Winkels führte deshalb 2014 die sogenannte Schulspeisung ein. Inzwischen gibt es den warmen Brei in großen Tassen an vier von 16 Schulen. Pro Schule kostet das für die etwa 50 Kinder sowie die Bezahlung der Köche 2.500 Euro, sagt Winkels. „Viele Eltern schicken ihre Kinder nur in die Vorschule, damit sie einmal am Tag etwas zu essen haben.“ Über 250.000 Mahlzeiten hat „One Hundred“ bislang finanziert.

Wir verkaufen uns nicht als christliche Marke, sondern als Marke mit Herzschlag. Wir machen Mode für jeden.
Oliver Maier, Gründer von „One Hundred“

Eigentlich sind die Vorschulen Kirchen. Denn neben der kostenlosen Bildung geht es in den Schulen auch darum, den Kindern die christliche Religion nahezubringen. Wären Bildung und Essen sowie die Missionsarbeit nicht besser voneinander getrennt? „Ich glaube, dass das Projekt ohne den Rückhalt der Kirche gar nicht laufen würde“, sagt Winkels.

Mitgründer und Kumpel Maier ergänzt mit Blick auf das eigene Modelabel aber: „Wir verkaufen uns nicht als christliche Marke, sondern als Marke mit Herzschlag. Wir machen Mode für jeden.“ Für den Sommer planen die drei Jungs eine neue Kollektion.

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