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Beitrag aus Indonesien

Schlosslichtspiele: Ein knallbunter Zug fährt über die Karlsruher Schlossfassade

Bei den Karlsruher Schlosslichtspielen gibt es acht neue Arbeiten zu sehen. Eine stammt von einer Gruppe aus Indonesien.

Am Schloss Karlsruhe findet eine Probe zu den Schlosslichtspielen Karlsruhe 2023 statt. Abgebildet ist die Projektion Bhinneka Express aus dem Jahr 2023 von The Fox, The Folks.
Farbenfroh geht es zu bei der Projektion mit dem Titel Bhinneka Express. Den schickt bei den Karlsruher Schlosslichtspielen die indonesische Gruppe „The Fox, The Folks“ auf die Reise. Foto: Uli Deck/dpa

Farbenfroh rauscht der Zug namens Bhinneka Express über die Karlsruher Schlossfassade. Auf die Reise schickt ihn die Künstlergruppe „The Fox, The Folks“. Die stammt aus Indonesien und präsentiert bei den Karlsruher Schlosslichtspielen erstmals eine Arbeit. „Das ist für uns eine Premiere in Europa“, erklärt die im Team für PR zuständige Darina Maulana.

Die indonesische Gruppe „The Fox, The Folks“ um Fahry Aziz, Fadjar Kurnia, Jessica Lovia und Darina Maulana (von links) sitzt vor dem Karlsruher Schloss.
Aus Indonesien nach Karlsruhe gereist sind (von links) Fahry Aziz, Fadjar Kurnia, Jessica Lovia und Darina Maulana. Sie sind Teil der Künstlergruppe „The Fox, The Folks“ und zeigen eine Show bei den Schlosslichtspielen. Foto: Jörg Donecker

2019 gründete der inzwischen 27 Jahre alte Multimedia-Künstler Fadjar Kurnia sein Unternehmen. Heute hat er vier Mitstreiter, alle zwischen 24 und 27 Jahre alt. Es dauerte nicht lange, da hörten die jungen Leute von den Karlsruher Schlosslichtspielen. Die starten am Mittwoch, 16. August.

„Die Schlosslichtspiele sind bekannt in der Szene, weil das Programm nicht nur wie andernorts oft wenige Tage, sondern einige Wochen läuft“, erläutert Kreativdirektor Fadjar Kurnia. Er sagt: „Es war unser Traum, eine Show für Karlsruhe produzieren zu dürfen.“

Peter Weibel war sofort von den Indonesiern überzeugt

Der Traum wurde wahr: „The Fox, The Folks“ reichte wie 75 weitere Künstler eine Bewerbung um den BBBank-Award ein. Eine Jury wählt pro Jahr drei bis vier Sieger aus, die ihre Arbeit auf das Schloss projizieren dürfen.

„Aus Südamerika, aus Afrika, aus Asien und Europa lagen Arbeiten vor“, bilanziert Martin Wacker als Geschäftsführer der Karlsruhe Marketing und Event GmbH (KME). Die verantwortet zusammen mit dem ZKM die Schlosslichtspiele.

Wacker erinnert sich noch an die entscheidende Jurysitzung: „Peter Weibel sagte: ,Wir können über alles diskutieren, aber nicht über den ersten Platz.´“ Der damalige ZKM-Chef und Erfinder der Schlosslichtspiele war sofort vom Bhinneka Express, von seiner Farbgebung und Bildersprache überzeugt.

Schlosslichtspiele setzen auf Hoffnungshorizonte

Wenig später starb Weibel überraschend. Das Motto für diese Saison stammt noch von ihm: „Hoffnungshorizonte. Dawn Of Devices“. Kulturbürgermeister Albert Käuflein (CDU) sagt: „Er hat uns mit einem zuversichtlichen Leitspruch verlassen.“

Wacker will die Schlosslichtspiele in Weibels Sinn in die Zukunft führen, dabei immer neue Ideen entwickeln.

Die Schlosslichtspiele gehören inzwischen zum kulturellen Erbe der Stadt.
Albert Käuflein
Kulturbürgermeister (CDU)

An Ideen mangelte es Weibel nie. Erst 2022 präsentierte er bewegliche Scheinwerfer, die das Licht vom Schloss und dieses Jahr zudem von Lichttürmen aus auf das Publikum werfen.

Mit dieser Technik arbeitet die ungarische Gruppe Maxin10sity. Auch der Karlsruher Künstler Jonas Denzel hat dies neu in sein zuerst 2018 präsentiertes Werk „Hands on“ eingebaut, wie Kulturamtschefin Ika Szope erläutert.

Premiere zum Karlsruher Stadtgeburtstag

Insgesamt gibt es acht neue Arbeiten zu erleben, vier davon sind BBBank-Preisträger. Oliver Lüsch schwärmt als Vorstandsvorsitzender der BBBank von den allabendlichen Projektionen: „Das entspannte Gemeinschaftserlebnis macht den Reiz aus.“

Und das ist bis einschließlich 17. September zu erleben – bei freiem Eintritt, wie Käuflein betont. Er sagt einmal mehr: „Die Schlosslichtspiele gehören inzwischen zum kulturellen Erbe der Stadt.“

Erstmals zu sehen waren sie 2015 beim 300. Stadtgeburtstag. Aus Sicht des heutigen ZKM-Chef Alistair Hudson hatte sein Vorgänger Weibel da eine zukunftsweisende Idee.

Weibel selbst wiederum betonte früh, dass damals eben das Werk „300 Fragments“ von Maxin10sity so brillant war, dass der Grundstein gelegt wurde für die Fortsetzung der Projektionen in den folgenden Sommern.

Die Ungarn sind seither Jahr für Jahr dabei. Durchaus bewundernd verfolgen „The Fox, The Folks“ die Arbeiten von Maxin10sity. Man traf sich schon beim Luma Projection Arts Festival in Binghamton im Staat New York und bei der Projektion in der jordanischen Felsenstadt Petra im Frühjahr, erzählt Fadjar Kurnia.

Die Arbeit der Indonesier für Karlsruhe ist bunt. Knallbunt. „Das ist unser Stil“, erklärt Fahry Aziz. Vier der fünf Künstler sind angereist, um ihre Arbeit auf der Schlossfassade zu sehen. Danach geht es weiter zu Gesprächen in die Niederlande, Ende August zu einem Festival in der Nähe von Moskau, dann in die USA.

„Am 17. August feiert Indonesien den Unabhängigkeitstag“, erzählt Darina Maulana. Und weiter: „Der indonesische Botschafter in Deutschland freut sich sehr, dass wir in Karlsruhe dabei sind.“ Acht Minuten können Besucher mit dem Bhinneka Express auf Reisen gehen. Es geht in der Show um den Wandel durch die Globalisierung, um Vielfalt.

Künstliche Intelligenz beim Projection Mapping

„Auch wir haben alle unterschiedliche Hintergründe“, erklärt Darina Maulana: „Jeder spricht einen anderen Dialekt, den die anderen nur ein bisschen verstehen.“ Indonesisch eint alle – ebenso die Lust an der Projektion. Denn die 170 Meter breite Schlossfassade soll eben nicht nur eine große Kinoleinwand sein: Das Spiel mit der Architektur macht die Kunstform Projection Mapping aus.

Beim BBBank-Award war das ein Knackpunkt, erinnert sich Wacker. Das „Overlappingstudio_Simone Serlenga“ setzte auf Künstliche Intelligenz (KI). Weibel ließ vor der Juryentscheidung die Künstler kontaktieren: Kann KI auch Mapping? Ja, lautete die Antwort – die den Berlinern zum zweiten Platz verhalf. All die neuen Arbeiten und auch „300 Fragments“ sind in der Eröffnungswoche im Programm. Start ist um 21.15 Uhr.

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