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Lob und Tadel für OB

So reagieren Karlsruher Bürger auf die Mentrup-Analyse der BNN

Der Beitrag über den OB provoziert Reaktionen. Drei Leser nennen ihn „oberflächlich, einseitig und überheblich“, andere sprechen von einem „mutigen und überfälligen“ Artikel.

Frank Mentrup
Kritisch beäugt: Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup nehme vieles zu persönlich, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Foto: Jörg Donecker

Maria Rave Schwank sowie Dieter und Diemut Daub haben zunächst an einen April-Scherz geglaubt. „Es wurde uns jedoch bald klar, der Artikel ist ernst gemeint“, schreiben sie in einer Stellungnahme an die Redaktion.

Sie beziehen sich auf den Text „Es läuft nicht rund für Frank Mentrup“, der am Freitagabend online ging und am Samstag in der Printausgabe der BNN erschien. Der als „Analyse“ gekennzeichnete Artikel über die Arbeit des SPD-Oberbürgermeisters in den vergangenen Monaten sorgte für Reaktionen: für die eingangs erwähnte Kritik und für Lob.

Natürlich müsse es in einer demokratischen Gesellschaft möglich sein, Führungspersonen zu kritisieren, schreiben Rave-Schwank und das Ehepaar Daub. Die Kritik in diesem Artikel aber sei oberflächlich, einseitig und überheblich.

„Eine Beurteilung oder gar ein Zeugnis über die hochkomplexe Koordination zwischen Verwaltung, Gemeinderat, Landesregierung sowie Parteien, Ortschaftsräten und Bevölkerung – von der Bundesregierung ganz zu schweigen – ist nicht einfach“, heißt es in dem Brief weiter.

Karlsruher OB Mentrup wirkte oft dünnhäutig und frustriert

Man könne aber sicher nicht ein Projekt herausgreifen und die Probleme einem einzigen Akteur, dem OB, zuschreiben. Die gewählten Mitglieder des Gemeinderates und andere Akteure seien vernachlässigt worden.

„Wie soll ein OB vernünftig arbeiten, wenn sich Mitbürger und Organisationen nicht an die demokratischen Regeln halten, indem nämlich die Minderheit die nach intensiven Debatten gefällten Entscheidungen der Mehrheit nicht mehr akzeptiert?“

Die Analyse mehrerer Autoren der BNN-Stadtredaktion war zu dem Schluss gekommen, dass Mentrup in den vergangenen Monaten oft dünnhäutig und frustriert wirkte, zumal der Gemeinderat zuletzt bei den Wertstofftonnen gegen Vorschläge der Verwaltung stimmte.

Stadträtinnen und Stadträte klagten, dass der OB sie meist zu spät ins Boot holte, er Dinge oft zu persönlich nehme und sich in Details verkämpfe. Das Fazit des Artikels: Mentrup und der Verwaltung gelingt es derzeit nicht, wichtige Entscheidungen überzeugend vorzubereiten und die Bürger mitzunehmen.

Susanne W. (sie möchte ihren vollen Namen nicht in den Medien lesen) spricht von einem tollen, mutigen Artikel. Diese Einschätzung habe sie auch aus ihrem Umfeld gehört, sagt die Ladeninhaberin aus der Weststadt. „Fällig, ja überfällig“ sei es gewesen, die Vorgehensweise im Rathaus deutlich zu benennen, findet Wilfried Glöckner. „Möge der Angesprochene doch endlich seine Schlüsse daraus ziehen, beziehungsweise sich seinen Bürgern einmal mehr vertrauensvoll zuwenden – sie sind im Grunde sehr interessiert an Karlsruhe!“

Ich bin froh, wenn solche Artikel geschrieben werden.
Ulrike Diener, BNN-Leserin

Auch Ulrike Diener hebt den Daumen. „Ein sehr guter Beitrag zum Nachdenken, gerichtet an Frank Mentrup“, schreibt sie an die Redaktion. Sie selbst würde sich ein transparentes Rathaus wünschen, insbesondere bei Geldflüssen.

Andrea Schmidt verweist auf das Thema Pressefreiheit. „Ich bin froh, wenn solche Artikel geschrieben und gedruckt werden, weil das bedeutet für mich, in einem freien Land mit einer freien Presse leben zu dürfen“, lautet ihr Fazit. Das heiße für sie nicht, jemanden an den Pranger zu stellen, sondern einfach Dinge anzusprechen und aufzuzeigen, die nicht in Ordnung sind und besser laufen könnten. „Und wenn es den Herrn OB persönlich betrifft.“

Maria Rave-Schwank, Dieter und Diemut Daub bleiben bei ihrem Fazit. Karlsruhe sei eine lebendige und interessante Großstadt geworden. „Dazu haben die Kooperationsfähigkeit und der Überblick des OB beigetragen – und die gute oder schlechte Arbeit von vielen anderen, die gar nicht erwähnt wurden. OB-Sein ist keine Ein-Mann/Frau-Arbeit.“

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