
Sieg im ersten Wahlgang gegen CDU-Kandidat Ingo Wellenreuther, erster SPD-Oberbürgermeister Karlsruhes seit Günther Klotz (bis 1970): Der gebürtige Mannheimer Frank Mentrup hat die Stadt im Dezember 2012 quasi im Sturm erobert. Am Mittwoch vor genau zehn Jahren, am 1. März 2013, begann er seine Dienstzeit als Oberbürgermeister der Stadt.
Zeit für eine persönliche Rückschau: Diese Redaktion hat Frank Mentrup gebeten, für jedes seiner Dienstjahre einen Gegenstand mitzubringen, der symbolhaft für das jeweilige Jahr steht.
So viel sei verraten: Das Treffen mit dem Stadtoberhaupt war sehr unterhaltsam. Für manche Jahre hatte Mentrup mehrere Dinge, aber immer ein Motto dabei.
2013: „Karlsruhe zeigt Flagge“
Erst kurz im Amt, braut sich eine Problemlage über der Stadt und ihrem neuen OB zusammen. Für Pfingsten haben rechte Organisationen eine Großdemo in der Stadt mit einem Zug vom Hauptbahnhof zum Bundesverfassungsgericht geplant. Für Mentrup die „erste große Herausforderung“ und dann „ein eindrückliches Erlebnis“, wie er sagt.

Karlsruhe begegnet dem Spuk mit einer Gegenveranstaltung mit 2.500 Teilnehmern, die in einem Familienfest auf dem Festplatz endet. Mentrup lobt, dass sich die Stadtgesellschaft klar dazu bekannt habe, denjenigen, die gegen die Verfassung sind, keinen Raum zu geben. Für das Jahr hat der OB deshalb das damalige Veranstaltungsplakat und entsprechende Buttons mitgebracht.
2014: „Wir bauen Karlsruhe“
Die grellorangefarbene Baustellenjacke und das Plüschtier „Kombi-Karle“ signalisieren, wo sich Frank Mentrup 2014 oft aufgehalten hat. „Gefühlt habe ich mich mehr auf Baustellen aufgehalten als anderswo“, sagt das Stadtoberhaupt im Rückblick. Dabei habe er viel über Ingenieurskunst gelernt und einen großen Respekt dafür bekommen.

Er habe mit Fachgebieten zu tun gehabt, von denen er bislang keine Ahnung hatte. Das 2021/22 abgeschlossene Großprojekt Kombilösung sei eine tolle Gemeinschaftsleistung gewesen. Schon damals habe die Stadt intensiv mit dem Handel zusammengearbeitet, um die Auswirkungen der Baustellen zu reduzieren. Mentrup: „Das half auch später bei Corona.“
2015: „Wir sind Karlsruhe“
Karlsruhe feiert einen Runden – und viele, viele Menschen feiern mit. Zum 300. Geburtstag erleben Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Oberbürgermeister Frank Mentrup und rund 44.000 Besucherinnen und Besucher ein rauschendes Fest – für das Stadtoberhaupt „der absolute Höhepunkt“ des Geburtstagsjahres.

Das Jahr habe viel Kraft und Neuorientierung von ihm gefordert, aber es sei auch gelungen, den Schlossgarten und den Schlossvorplatz zurück in die Stadt zu holen.
Was als persönliches Erlebnis bei Mentrup hängenbleibt: „der Stolz der Karlsruher auf ihre Stadt“. Der offizielle Bildband erinnert Mentrup an 2015, aber auch die moderne Skulptur und seine eigene Figur aus dem 3D-Drucker. Ein Geschäft in der Kaiserstraße hatte das damals angeboten.
2016: „Wir schaffen Heimat“
In Mentrups elftem Dienstjahr wird das neue Stadion im Wildpark komplett fertig, 2016 fasste der Karlsruher Gemeinderat den Grundsatzbeschluss für das Mammutprojekt. Der Oberbürgermeister erinnert sich an „einen furchtbar komplizierten Bebauungsplan“, für den allein elf Arbeitsgruppen gegründet werden mussten.

Seit 2018 läuft der Umbau, eine alte Sitzschale mit der Platznummer 971 dokumentiert die Vergangenheit. „Beeindruckend“ ist für Mentrup aber vor allem, wie der Verein Identität für Menschen schafft und ihnen ein sportliches und kulturelles Heimatgefühl vermittelt. Das neue Stadion wird Platz für 34.000 Zuschauer haben.
2017: „Karlsruhe leuchtet“
„Ein Gegenstand des Alltagsgebrauchs als Symbol“ – das findet der Oberbürgermeister beeindruckend, zumal es die gelbe Bürolampe vom Schreibtisch auf die Kaiserstraße geschafft hat. An vielen Stellen in der Innenstadt ziehen die mit einem Designpreis gewürdigten Maxi-Leuchten die Blicke auf sich.

Und nicht nur das: Sie wurden zu einem äußerst beliebten Fotomotiv auch auf sozialen Kanälen und vermitteln dort ein strahlendes Bild der Stadt. Sie entstammen einer Marketingkampagne, die laut OB alle Facetten und die Zukunft der Innenstadt berücksichtigt: Handel, Gastronomie, Wohnort Innenstadt und Dienstleistungszentrum.
2018: „Karlsruhe wimmelt“
Im Hause Mentrup ist das Karlsruher Wimmelbuch aus dem Jahr 2018 längst ein Klassiker – und eines der Lieblingsbücher der 2017 und 2021 geborenen Enkelinnen des Oberbürgermeisters, wie er erzählt. Er habe es gerade wieder beim Fastnachtsumzug erlebt, sagt Mentrup: „Karlsruhe ist bunt und wimmelt“. Das Buch zeige die Vielfalt der Stadt.

Der OB bezeichnet Karlsruhe als „bunte, friedvolle und zugewandte Stadt“, in der man Miteinander erleben könne. „Hier kommt jeder mit jedem zurecht.“ Das Karlsruher Wimmelbuch ist übrigens von der Illustratorin Steph Burlefinger aus Waldkirch.
2019: „Karlsruhe entscheidet“
Die Bundesrepublik feiert 70 Jahre Grundgesetz, und Karlsruhe darf das offizielle Verfassungsfest dazu ausrichten. An den „Volksfestcharakter“ denkt Frank Mentrup gerne zurück, als sich 2019 eine Woche lang alle wichtigen Organe Deutschlands in der Stadt des Rechts präsentieren.

Der Oberbürgermeister betont die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Justizorgangen und Stadtgesellschaft. Mentrup ist überzeugt, dass die Stiftung Forum Recht die Ansprache in Richtung Bürger noch verstärken wird.
2020: „Karlsruhe schützt sich gemeinsam“
Gerade noch erlebt Mentrup „mit einem Bus voll Karlsruher Narren“ den ausgelassenen Karneval in Rijeka, da gehen zu Hause auch schon „die Rollläden runter“. Anfang März 2020 erfasst Corona auch Karlsruhe. Die von einer Berufsschule entwickelte und im 3D-Drucker entstandene Schutzmaske trug der Oberbürgermeister bei der Wiedereröffnung der Stadtbücherei im April.

Die Pandemie hinterlässt beim Stadtoberhaupt trotz zweier positiver Tests (Bild) auch positive Gedanken: Er erlebt Rücksichtnahme und gegenseitige Hilfe, vernünftige Menschen, Auftritte von Künstlern auf Straßen und Plätzen. „Das war ermutigend, trotz aller Dramatik.“ Es sei für die Bürger einfach gewesen, die gemeinsame Verantwortung zu akzeptieren, weil sie schon immer so gewesen seien.
2021: „Karlsruhe geht in die Welt (1)“
Noch immer hat die Pandemie Karlsruhe im Griff. Doch die Stadt setzt dem etwas entgegen. Die Schlosslichtspiele, seit dem 300. Stadtgeburtstag ein Publikumsrenner, werden fortgesetzt – digital.

„Auf allen Kontinenten waren Menschen im Netz, um die Veranstaltung zu sehen“, erzählt der Oberbürgermeister mit erkennbarem Stolz. Die Schlosslichtspiele seien seit 2015 ein echter Renner und das große Rückgrat für die Bewerbung zur Unesco City of Media Arts.
2022: „Karlsruhe geht in die Welt (2)“
30 Jahre Städtepartnerschaft zu Temeswar (Rumänien), 35 Jahre zu Halle, Abbruch der offiziellen Kontakte ins russische Krasnodar, das Bekenntnis des Gemeinderats zum Aufbau einer Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Winnyzja, Karlsruhe als Gastgeberstadt für die internationale Ökumenische Vollversammlung: Die internationale Ausrichtung Karlsruhes hat sich 2022 gefestigt und gleichzeitig verändert.
Viermal war Frank Mentrup mittlerweile mit Delegationen in Indien, um wirtschaftliche und kulturelle Kontakte zu vertiefen. Von dort stammt die Figur des Elefantengotts Ganesha, die der OB mitgebracht hat. Sie soll dem Besitzer Kraft, Glück und Reichtum bringen (Mentrup: „Das kann für die Haushaltsdebatten nicht schaden“).

Für die Kontakte nach Winnyzja steht die traditionelle ukrainische Schutzpuppe. Bei einer Reise nach Ostafrika hat Mentrup die Sandalen geschenkt bekommen. Außerdem auf dem Foto zu sehen ist die gemeinsame Erklärung mit Temeswar aus dem vergangenen Jahr.
Was Mentrup übergeordnet von seinen Reisen mitgebracht hat: „Die Erkenntnis, dass wir noch stärker Perspektiven aus aller Welt kennenlernen müssen – zum Beispiel im Kampf gegen den Klimawandel.“