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Thomas Schalla wiedergewählt

Soziale Netzwerke und Coworking Spaces: Evangelische Kirche in Karlsruhe will neue Wege gehen

30 Prozent der evangelischen Gotteshäuser in Karlsruhe müssen in den nächsten Jahren geschlossen werden. Dekan Thomas Schalla blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft. Er will neue Wege gehen – und damit noch mehr Menschen erreichen.

Dekan Thomas Schalla ist erneut zum Stadtdekan gewählt worden.
Neuer und alter Dekan: Die Karlsruher Stadtsynode hat Thomas Schalla im Amt bestätigt. Er bleibt für weitere acht Jahre Stadtdekan. Foto: Jörg Donecker

Thomas Schalla ist sich seiner Herausforderung bewusst: „Die Leute fühlen sich nicht mehr automatisch der Kirche zugehörig“, sagt der wiedergewählte Karlsruher Stadtdekan. Diese Menschen möchte er erreichen – und dafür auch neue Wege gehen. Die Kirche müsse „experimenteller und diverser“ werden, fordert Schalla.

Die Stadtsynode hat den 59-Jährigen mit großer Mehrheit erneut zum Dekan gewählt, es ist seine zweite achtjährige Amtszeit. Die Wiederwahl sieht Schalla zum einen als Feedback für seine bisherige Arbeit. Gleichzeitig blickt er auch nach vorn. Dass es keine einfachen acht Jahre werden, ist ihm klar. „Die Zeiten sind kompliziert“, sagt der 59-Jährige.

So seien es „schmalere Zeiten“, denen die Evangelische Kirche in Karlsruhe da entgegenblicke. „Klar ist, dass wir in den nächsten Jahren 30 Prozent weniger Ressourcen haben“, verdeutlicht Schalla im Gespräch mit Journalisten. Das bedeutet: Kirchen und Gemeindehäuser werden zusammengelegt, manche umgenutzt, andere bleiben als Denkmäler bestehen, wieder andere werden ganz geschlossen.

30 Prozent der Kirchen werden geschlossen – welche in Karlsruhe es trifft, ist unklar

Welche der 30 evangelischen Kirchen in Karlsruhe es am Ende trifft, ist zum momentanen Zeitpunkt aber noch nicht klar. „Wir werden bis Ende 2023 festlegen, wie viele Gebäude wir noch zentral halten können“, so der Stadtdekan. Gleichzeitig sagt er: „Nur weil eine Kirche gerade kaputt ist, heißt es nicht, dass wir sie abgeben.“

So sieht er etwa die Zukunft der evangelischen Kirche in Stupferich noch lange nicht als besiegelt an – obwohl diese seit gut zwei Jahren wegen eines Wasserschadens geschlossen ist.

Über Kirchen wird bis Ende 2023 entschieden

Laut Schalla wird es ein Ampelsystem geben. Auf „Rot“ stehen Ende 2023 die 30 Prozent der Kirchen, die es am Ende nicht mehr geben wird. „Grün“ bekommen die 30 Prozent, die eine Zukunft haben. Die übrigen 40 Prozent stehen erst einmal auf „Gelb“ – „über diese wird dann noch zu entscheiden sein“, so der Dekan. Ihm ist bewusst, dass solche Entscheidungen auch ein Spagat sind „zwischen Einzelinteressen und der Aufgabe, die Kirche enkeltauglich zu machen“.

Zudem wird es weniger Pfarrerinnen und Pfarrer geben. Von den aktuell 31 Pfarrstellen sollen am Ende noch 20 übrig bleiben.

Kirche muss sich verändern, weil sich die Welt ändert.
Thomas Schalla, Dekan der Evangelischen Kirche in Karlsruhe

Bei alldem ist es Thomas Schalla wichtig, die Menschen mitzunehmen. Für ihn ist Kirche kein starres Konstrukt: „Kirche muss sich verändern, weil sich die Welt ändert.“ Schalla will „erläutern, wofür wir als Kirche da sind“. So gebe es Aufgaben oder Angebote der Kirche, die für viele plausibel sind – etwa die Vesperkirche. Gleichzeitig nennt Schalla weniger Bekanntes wie etwa die Krankenhaus-Seelsorge oder verschiedene Beratungseinrichtungen.

Den Pfarrerinnen und Pfarrern komme darüber hinaus eine große Aufgabe bei den „entscheidenden Schwellen im Leben“ zu. „Sie begleiten bei Geburt, Taufe, Hochzeit oder Tod“, sagt Schalla. „Die Kirche ist hier für viele ein wichtiger Begleiter.“ Da auch die evangelische Kirche mit Missbrauchsvorwürfen zu kämpfen habe, gehe das manchmal unter, sagt Schalla.

Coworking Space im Karlsruher Gemeindehaus

Gleichzeitig möchte der Dekan für die Kirche neue Bereiche erschließen. So gibt es beispielsweise seit vergangenem Jahr im Gemeindehaus in der Kreuzstraße den Coworking Space „Kairos 13“. „Damit wollen wir junge Leute ansprechen“, sagt der Stadtdekan. „Kairos 13“ biete Studenten einen Ort zum Lernen, gleichzeitig will man auch Start-ups ansprechen.

Um mehr Leute zu erreichen, setzt die Kirche zunehmend auf digitale Formate. Durch die Pandemie sei das eigentlich mehr aus der Not heraus entstanden. Mittlerweile sehe man Podcasts oder die Präsenz auf Facebook oder Instagram auch als „Chance, Menschen in anderen Lebensbereichen zu erreichen“, so Schalla.

Mit der Reihe „Bewegte (W)orte“ bietet die Kirche zudem Online-Andachten aus dem Karlsruher Stadtkirchenbezirk.

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