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„Fächergarten“ in der Oststadt

Urban Gardening in Karlsruhe: Wie öffentliche Flächen am Schloss Gottesaue zu Nutzgärten werden

Am Schloss Gottesaue kümmert sich die Karlsruherin Angelika Weißer mit 34 anderen Gartenfreunden um Blumen, Obstbäume und Kräuter. Urban Gardening heißt das Konzept des Fächergartens. Das findet viele Fans.

Urband Gardening in der Oststadt: Carola Dätz hilf mit
Neben Angelika Weißer ist auch Carola Dätz (im Foto) im Team der 35 Gärtnerinnen, die die Beete am Schloss Gottesaue pflegen. Foto: Sibylle Kranich

Gegärtnert hat Angelika Weißer schon immer gerne. Einen eigenen Garten hat sie nicht. Deshalb bearbeitet sie zusammen mit anderen Gartenfreunden am Schloss Gottesaue in der Karlsruher Oststadt eine öffentliche Fläche.

Frau mit Brille
Angelika Weißer vom Fächergarten Karlsruhe Foto: Angelika Weißer

Urban Gardening nennt man das. In Karlsruhe kümmert sich der Verein Fächergarten darum. Auf der Fläche werden Blumen, Obst und Gemüse gepflanzt.

Im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Tanja Schmith erzählt Angelika Weißer, was hinter dem Projekt steckt.

Was ist das Besondere am Fächergarten?

Ich nenne es einen Wohlfühlgarten. Es ist einfach schön, sich dort aufzuhalten. Das wird von vielen Leuten genutzt, der Garten ist frei zugänglich. Wir haben viele Blumen. Das sieht toll aus und wir können die Bienen und Insekten unterstützen.

Der Fächergarten ist ein Gemeinschaftsprojekt. Wie kann man sich das vorstellen?

Wir sind eine Gruppe von Leuten, die gemeinsam gärtnern. Die Besetzung wechselt immer. Bis Anfang Mai können sich Interessierte melden. Dann werden die Beete verteilt. Die Gruppe bleibt fest bis zum Herbst und kümmert sich um die Beete.

Was ist der Unterschied zwischen einem klassischen Schrebergarten und Ihrem Projekt?

Im Unterschied zu einem Schrebergarten hat man nur ein Beet und die Gemeinschaftsbeete zu versorgen. Das ist von der Arbeit her überschaubar. Und man trifft andere Leute, die ein Stück weit auch gleich gesinnt sind. Beim Schrebergarten hat man ein vergleichsweise großes Areal, für das man verantwortlich ist. Da gelten klare Regeln. Zum Beispiel, wie man mit Unkraut umgehen soll. Das ist richtig viel Arbeit.

Was blüht und wächst im Fächergarten?

Ursprünglich wollten wir den Fokus auf Obst- und Gemüseanbau richten. Allerdings ist der Garten ja völlig öffentlich und ohne Zaun. Manche Leute sind rücksichtsvoll und nehmen vielleicht mal ein, zwei Beeren. Oder schneiden einen Zweig Salbei ab. Es gibt aber auch Menschen, die haben keine Hemmungen. Vergangenes Jahr wurde unser kompletter Quittenbaum über Nacht abgeerntet. Das war frustrierend und echt dreist. Daher haben wir unser Konzept inzwischen ein bisschen umgestellt. Vom Schwerpunkt auf essbare Sachen eher auf den Wohlfühlgarten mit vielen Blumen.

Ist es denn grundsätzlich erlaubt, etwas aus den Beeten zu probieren?

Die Stadt hat inzwischen auf dem Schild stehen: Naschen ohne Taschen. Wenn von irgendetwas, zum Beispiel von den Kräutern, genug da ist und man schneidet einen Zweig ab, spricht nichts dagegen. Aber wenn nur eine Zucchini dort hängt, ist das nicht schön, wenn man sie aberntet.

Passiert das häufig?

Dass ein Beet komplett leergeräumt ist, passiert zum Glück nicht oft. Es wurden aber auch schon Pflanzen ausgegraben. Das kommt immer wieder vor. Das ist schade, wenn man etwas liebevoll angezogen hat und dann wird es weggenommen.

Sie sagen, die Gruppe verändert sich von Jahr zu Jahr. Wer gärtnert in dieser Saison mit?

Wir hatten durch Corona sehr großen Zulauf. Wir sind jetzt 35 Leute. Manche bleiben nur eine Saison dabei, andere auch viele Jahre. Dieses Jahr sind überwiegend junge Leute dazu gekommen, ab Ende 20. Da sind jetzt auch viele Männer dabei.

Wenn der Zuspruch so groß ist, planen Sie dann auch neue Beete anzulegen?

Nein, weil wir nicht genug Wasser haben. Wenn neue Beete gebaut werden, dann nur in Verbindung mit einem, das abgebaut wird. Wir haben drei große Wassertonnen. Das reicht, aber wir können damit nicht mehr Beete anlegen. In trockenen Sommern ist das ein Problem.

Wie klappt das gemeinsame Gärtnern? Gießt man auch bei anderen mit?

Alle 35 Beete auf einmal kann eine Person allein gar nicht gießen. Viele Beete betreut speziell jemand. Oft zwei oder drei Leute gemeinsam. Die schauen danach. Ansonsten gibt es zehn Gemeinschaftsbeete, mit Obstbüschen oder Kräutern. Da ist es natürlich wichtig, dass es sich auf mehrere Schultern verteilt. Das klappt zum Teil. Das ist wie in jeder Gruppe, es kümmert sich nicht jeder gleich viel.

Bekommen Sie bei der Gartenarbeit auch Unterstützung von der Stadt?

Das Grundstück gehört zur Hälfte der Stadt und zur anderen dem Land. Wir haben dieses Jahr sehr viel Unterstützung von der Stadt bekommen. Zum Beispiel eine riesige Menge guter Erde. Außerdem durften wir von der Stadtgärtnerei gezogene Kräuter- und Gemüsepflänzchen bestellen.

Wie wird man Fächergärtner und was muss ein frisch gebackener Gärtner mitbringen?

Man muss sich im Frühjahr bei uns melden. Jeder zahlt zehn Euro im Jahr, das reicht aus. Wir bekommen auch vieles geschenkt. Zum Beispiel die Weiden für Hochbeete oder Paletten, aus denen wir die Möbel gemacht haben. Gartengeräte hat jeder selbst dabei. Weil der Garten öffentlich zugänglich ist, können wir dort kein Werkzeug lagern. Oft tauschen wir Sachen untereinander aus. Wenn jemand mal einen Spaten braucht, das hat ja nicht jeder.

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