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Vier Tage Messe

Von Pablo Picasso bis Gerhard Richter: Eindrücke von der 20. art Karlsruhe

Große Namen, große Dimensionen und überraschende Werke: Die 20. Ausgabe der art Karlsruhe verwandelt die Messehallen bis Sonntag in ein großes Museum der Moderne und Gegenwartskunst.

Blick auf das Ausstellungsgelände auf der art Karlsruhe 2023.
Zum Kunstmarktplatz werden die Karlsruher Messehallen bei der Kunstmesse art: Bis zum Sonntag präsentieren 207 Galerien hier zahlreiche Werke. Foto: Jürgen Rösner

Die 20. art Karlsruhe ist gestartet: Wieder zeigt die Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst eine Fülle und Vielfalt an Werken in ausgezeichneter Qualität, bunt und überraschend.

Die Künstlerliste enthält große Namen wie Pablo Picasso, Max Beckmann, Egon Schiele, Max Pechstein oder Ernst Ludwig Kirchner, aber auch Arnulf Rainer und Maria Lassnig sowie die deutschen Malerstars Gerhard Richter und Georg Baselitz.

Jetzt können Kunstfreunde wieder in den hellen großzügigen Karlsruher Messehallen durch 120 Jahre Kunstgeschichte auf weit gefassten Gängen von Skulpturenplatz zu Skulpturenplatz flanieren. Diese „Aufplanung“ der Kunstmesse wie unter stadtplanerischen Gesichtspunkten war einst die besondere Idee von art-Initiator Ewald Karl Schrade.

Messehallen wirken wie ein großes Museum

Inspiriert dazu wurde der Galerist und Kurator nach eigenem Bekunden von historischen Städten wie Straßburg – mit ihren mittelalterlichen Platzgestaltungen und den alten Gassen drumherum. Sie haben viel Aufenthaltsqualität. Bis Sonntag mutet der Kunstmarktplatz wie ein großes Museum an: 207 nationale wie internationale Galerien aus 15 Ländern haben ihre Angebote ausgebreitet.

Illustre Künstler finden sich zuhauf. Großzügig verteilt über alle vier Messehallen gibt es viel ausdrucksstarke Malerei vom Expressionismus über die Pop-Art, bis hin zur plakativ Aufmerksamkeit heischenden aktuellen Kunst. Eine stattliche Zahl traditionsreicher Galerien und Kunsthändler ist vertreten, die die Klassiker der Moderne und der Gegenwartskunst selbstverständlich führen, aber genauso aktuelle Bildsprachen ausprobieren.

Internationale Kunst mit großen Namen vertreten

Die spielerische Nana von Niki de Saint Phalle in Königsblau reckt den Besuchern spielerisch die Arme entgegen. Sie gehört ebenso zu den Schätzen wie die die Lichtlinie des Zero-Künstlers Heinz Macks aus den 1960er Jahren – oder das zarte Mobile von US-Künstler Alexander Calder, das bei der Bielefelder Galerie Baumgarte im Vorbeigehen vom sanften Luftzug in Bewegung versetzt wird.

Die Kunsttradition mit neuen Werken der Malerei, Plastik und auch der Fotografie – wie den farbkräftig herausstechenden Fotoarbeiten von Astrid Lowak – zu verknüpfen, ist zentrales Programm auf der art. Mit dem Schweizer Marck ist auch ein Videokünstler vertreten, der seine bedrückenden Filme über eine von Gewalt bedrohte junge Frauen sogar in eine Fischdose packt.

Gründer Ewald Karl Schrade nimmt seinen Abschied von der art Karlsruhe

Zum Abschied von Ewald Karl Schrade, der die Leitung der art nach dieser Ausgabe abgibt, sind angestammte Galeristen wie der Hamburger Thole Rotermund gekommen.

Er schätzt in Karlsruhe das „treue, kaufkräftige Sammlerpublikum“ . Rotermunds Hingucker ist die Landschaft „Kakteenhügel auf Ischia“ von Hans Purrmann, geschaffen 1953. In diesem Nukleus in Halle 3 sind traditionell Galerien wie Maulberger, Schwarzer und Ludorff mit Klassikern platziert worden. Dort sind die hochpreisigen Werke zu finden, im mindestens sechsstelligen Bereich.

Kurator Schrade, selbst seit über 50 Jahren Galerist, ist seit 20 Jahren als Messekurator stets um die Bildung optimaler Galerie-Nachbarschaften bemüht gewesen. Das hat sich bis nach Wien herumgesprochen. Galeristin Sylvia Kovacek, beheimatet nahe des Stephansdoms, ist erstmals in Karlsruhe dabei: Sie hat „nur Positives von der art gehört“ – und meint: „die könnte interessant sein.“ Sammler aus dem Süden, von München bis Stuttgart, hätten schon Interesse gezeigt.

So bedient die Karlsruher Kunstmesse im Sammlerland Baden-Württemberg ihre angestammte Klientel, die mittelständischen Sammler und solche, die es noch werden mögen, wieder hervorragend – seriös, mit Qualität, in exzellenter Ausführung, auch experimentell und zuweilen etwas verrückt.

Blick auf den Skulpturenplatz in Halle 4 mit dem Bronze-Trabi von David Czerny.
Blick auf den Skulpturenplatz in Halle 4 mit dem Bronze-Trabi von David Czerny. Foto: Jürgen Rösner

Der Trabi in Bronze auf Stelzen von David Czerny könnte ein Publikumsmagnet werden, genauso die voluminöse Großplastik „Yolande“ am Skulpturenplatz der Konstanzer Bildhauerin Miriam Lenk. Die über fünf Meter hohe, gut acht Meter lange Installation „The Cage“ des deutsch-irakischen Künstlers Fahar Al-Salih aus 600 Holz-Vogelkäfigen vereint Traditionshandwerk mit politischem Hintergrund und ist begehbar.

Ihr Pendant steht vor dem Königspalast in Bagdad. Damit will der in Karlsruhe lebende Künstler auf das Leiden des unterdrückten und im Grunde eingesperrten Volks in seiner früheren Heimat hinweisen. Ein Skulpturenplatz mit großer Dimension.

Der in Karlsruhe lebende deutsch-irakische Künstler Fahar Al-Salih hat aus 600 Holz-Vogelkäfigen seine Installation „The Cage“ geschaffen.
Ein begehbares Werk mit politischer Dimension: Der in Karlsruhe lebende deutsch-irakische Künstler Fahar Al-Salih hat aus 600 Holz-Vogelkäfigen seine Installation „The Cage“ geschaffen. Foto: Jürgen Rösner

Überhaupt ist die Anzahl der Skulpturenplätze in den vergangenen 20 Jahren auf dem Karlsruher Kunstmarktplatz kontinuierlich gestiegen – inzwischen sind es 26. Eine sprichwörtliche Spielwiese der Kunst – die nun noch erweitert ist im Innenhof des Messezentrums durch einen Skulpturenparcours mit Sofas zum Verweilen. Hinzu kommen die 180 One-Artist-Shows. Bei diesen Einzelpräsentationen sind etliche Künstlerinnen vertreten, darunter die Malerin kleiner Formate, Julia Elsässer-Eckert, oder Amy Ernst, die Enkelin des Surrealisten Max Ernst.

Auch die junge Kunst Berlins hat wieder ihren Schwerpunkt mit 30 Galerien genauso wie KI-basierte Kunst auf dem Medienkunstpark des ZKM. Ergänzt wird die art jedes Jahr von der Sonderausstellung eines privaten Sammlers: Diesmal ist sie dem Messekurator selbst gewidmet, dem Galeristen Schrade.

Die von Ewald Karl Schrade letztmals kuratierte art läuft bis Sonntag, 7. Mai 2023. Die nächste Kunstmesse in Karlsruhe – dann wieder im Februar 2024 – wird in der Nachfolge Schrades von einer Doppelspitze geführt werden: Olga Blaß und Christian Jarmuschek teilen sich die Aufgabe.

Service

Ein Festakt zu Ehren Ewald Karl Schrades findet am Donnerstagabend statt. Des Weiteren gibt es drei Preisverleihungen und das Artima art meeting, ein zweitägiges Symposium zum Thema „Nachhall und Nachhaltigkeit“ (4./5. Mai, jeweils ab 14 Uhr). Geöffnet hat die Messe am 4. Mai von 11 bis 20 Uhr, am 5. und 6. Mai von 11 bis 19 Uhr und am 7. Mai von 11 bis 18 Uhr. www.art-karlsruhe.de.

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