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Betreiberin der Hawaii-Bar

Wird neuer Platz in Karlsruhe nach Rotlichtkönigin Margarete Reinhardt benannt?

In der Kapellenstraße soll in den nächsten Jahren ein neuer Platz entstehen. Nach dem Willen der Karlsruher Liste soll dieser Margarete-Reinhardt-Platz heißen – nach der früheren Rotlichtgröße, die einst die Hawaii-Bar betrieb.

In den Räumen des heutigen Kap in der Kapellenstraße wurde bis 1979 die Hawaii-Bar betrieben.
In den Räumen des heutigen Kap in der Karlsruher Kapellenstraße wurde bis 1979 die Hawaii-Bar betrieben. Foto: Rake Hora

Barbesitzerin, Rotlichtkönigin, Filmproduzentin: Margarete Reinhardt war eine schillernde Figur im Karlsruhe der Nachkriegszeit. Unter anderem betrieb sie die Hawaii-Bar in der Kapellenstraße 68, wo heute die Kneipe Kap untergebracht ist.

Im Zuge des Umbaus der Kapellenstraße wird vor dem Kap ein neuer Platz entstehen. Dieser soll nach dem Willen der Karlsruher Liste (KAL) nach der einstigen Rotlichtkönigin Reinhardt benannt werden. Das fordert die KAL in einem Antrag an die Stadt.

Karlsruher Liste will Lebensleistung Reinhardts würdigen

„Margarete Reinhardt hat sich unter widrigen Umständen, ohne höhere Bildung oder gesellschaftlich gegebenen Status, ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht“, heißt es in dem Antrag. An diese Lebensleistung könne nun direkt an einer Stätte ihres Wirkens erinnert werden, argumentiert die KAL.

Margarete Reinhardt hatte im Jahr 1954 die ehemalige Bar Lokalbahn in der Kapellenstraße 68 übernommen und sie bis 1979 als Hawaii-Bar betrieben. In den oberen Geschossen der Hawaii-Bar habe sich ein Bordell befunden, ist über das Karlsruher Stadtarchiv zu erfahren. Reinhardt betrieb außerdem den Passage-Palast (PaPa) in der Kaiserpassage.

Mit ihrem „wechselvollen Lebensweg, ihren vielfältigen Tätigkeiten und ihrer Nähe zum Rotlichtmilieu“ stehe Reinhardt für eine „oft als unbequem wahrgenommene Frauen-Vita“, so die KAL. Und weiter: „Sicher bedurfte es enormer Kraft und Selbstbewusstsein, sich Mitte des vergangenen Jahrhunderts als selbstständige Geschäftsfrau in diesen Milieus zu behaupten.“

Margarete Reinhardt kam 1944 nach Karlsruhe. Neben der Hawaii-Bar und dem PaPa betrieb sie auch die Bierbar Goldene Spinne und den Scotch-Club in Bretten. Die Karlsruher sahen Reinhardt häufig in ihrem Cadillac-Cabrio mit Heckflossen durch die Straßen fahren.

Margarete Reinhardt war ein deutlich sichtbarer Teil des gesellschaftlichen Lebens.
Antrag der
Karlsruher Liste

Auch an den Faschingsumzügen soll sich die Barbesitzerin beteiligt haben. Das fand das Autorenteam Eva Klingler und Wolfgang Wegner für das Buch „Eine Frage der Moral“ über die Karlsruher Rotlichtgröße heraus. Reinhardt, die im Laufe der Jahre auch immer wieder im Gefängnis landete, starb 1985 in ihrer Wohnung in der Kapellenstraße.

„Margarete Reinhardt war in der Nachkriegszeit ein deutlich sichtbarer Teil des gesellschaftlichen Lebens in Karlsruhe und Umgebung“, schreibt die Karlsruher Liste weiter in ihrem Antrag. Besonders in der Altstadt sei Reinhardt, die 1962 auch eine Filmproduktionsfirma gründete, eine „bekannte und anerkannte Person“ gewesen.

Die Kapellenstraße wird voraussichtlich ab 2026 umgebaut, dann soll auch der neue Platz vor dem Kap entstehen. Insgesamt werden in der Straße bei den Arbeiten 15 Parkplätze wegfallen, zudem sollen nach Angaben der Stadt 15 neue Bäume gepflanzt werden.

Auch soll es am Ende des rund 3,8 Millionen Euro teuren Umbaus mehr Raum für Fußgänger geben. Ein durchgängiger Fahrradstreifen wird den Angaben zufolge in der Kapellenstraße ebenfalls entstehen.

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