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Ausflüge werden vermieden

Ramadan: Albert-Schweitzer-Schule in Linkenheim richtet Aktivitäten auf die Fastenzeit aus

Rund 20 Prozent der Schüler sind muslimischen Glaubens. Schon zu Beginn des Schuljahrs haben die Lehrer den Mondkalender im Blick.

Jugendlicher sitzt mit Hund vor Graffiti-Mauer
Im Jugendtreff in Linkenheim fühlt sich Khalid auch im Ramadan wohl. Das Fasten brechen er und seine Familie daheim mit drei Datteln und einem Glas Wasser. Foto: Pia Frei

Der Wecker klingelt. Es ist fünf Uhr morgens an einem Schultag im März. Gerne würde Khalid Sharaf noch eine Stunde weiterschlafen. Aber es ist Ramadan – Fastenzeit.

Die Zeit, in der gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten. „Manchmal habe ich schon verschlafen. Dann ist es hart, bis abends nicht zu essen“, erzählt Khalid Sharaf. „Jetzt habe ich auf meinem Telefon eine Ramadan-App, die mich rechtzeitig weckt.“ Denn die Zeiten richten sich nach dem islamischen Mondkalender und ändern sich täglich.

15-Jähriger geht auf die Albert-Schweitzer-Schule in Linkenheim

Khalid ist 15 Jahre alt und geht in Linkenheim auf die Albert-Schweitzer-Schule. Rund 20 Prozent der Jugendlichen dort sind muslimischen Glaubens. „Schon zu Beginn des Schuljahrs haben wir den Mondkalender im Blick“, so die Schulleiterin Emira Poppelreiter. „Wir richten unsere Aktivitäten und Lerninhalte auf die Fastenzeit aus.“

Ausflüge werden in dieser Zeit vermieden. Schnell könne es passieren, dass beim Zoobesuch oder anderen Aktivitäten gerannt und getobt werde. Ohne Trinken und Essen eine brenzlige Situation für die fastenden Jugendlichen. Auch im Unterricht werde Rücksicht genommen.

Im Fach „Alltagskultur, Ernährung und Soziales“ kochen die Lehrer dann nicht, sondern legen den Schwerpunkt auf Gerätekunde. „Normalerweise frühstücken wir mit den Schülern am letzten Schultag vor den Ferien gemeinsam“, schildert Poppelreiter ein Schulritual. „Vor den Osterferien haben wir in diesem Jahr wegen des Ramadan darauf verzichtet.“

Auch in der Grund- und Werkrealschule Linkenheim geht Rektor Claus Neck offen mit der islamischen Fastenzeit um. „Ramadan ist bei uns kein Tabuthema. Unsere Schule ist multikulti.“ Im Unterricht behandelt werde das Thema nur in den ersten beiden Klassen der Grundschule.

Für die älteren Schüler sei Ramadan normal – eine Zeit, die in jedem Schuljahr wiederkomme. In manchen muslimischen Familien werde strenger auf die Rituale geachtet. Andere, die bereits seit mehreren Generationen in Deutschland sind, sehen die Regeln oftmals etwas lockerer.

Dass Eltern ihre Kinder zu Beginn oder am Ende des Ramadan für einen Tag vom Unterricht befreien lassen, wie dies in Baden-Württemberg möglich ist, komme vor. Entschuldigungen der Eltern für den Sportunterricht gebe es allerdings normalerweise nicht. Fühle sich ein fastender Schüler beim Sportunterricht schlapp, könne er sich jederzeit auf der Bank ausruhen oder auch mal Bälle aufpumpen statt aktiv mitzuspielen.

Für Khalid Sharaf ist der Ramadan auch die Zeit, um an Menschen zu denken, denen es nicht so gut geht. Und dankbar für das zu sein, was man selbst hat. „Die meisten Mitschüler nehmen Rücksicht. Wenn sie in der Pause essen, drehen sie sich um, damit ich es nicht sehe“, erzählt er. „Mein Freund hat sogar einen Tag mit mir gefastet, obwohl er kein Moslem ist.“ Auch eine Lehrerin habe im vorigen Schuljahr den letzten Tag des Ramadan auf Essen verzichtet – als Zeichen der Solidarität. Natürlich gebe es auch Mitschüler, die absichtlich nerven und ihm zugewandt genussvoll in ihr Brötchen beißen würden.

Dass andere Menschen in der Fastenzeit tagsüber wie gewohnt essen, damit muss Sharaf umgehen können. Denn seine beiden kleinen Geschwister fasten mit ihren vier und sechs Jahren noch nicht. Die Mutter koche tagsüber für sie, in der Wohnung rieche es nach Essen. Er freue sich dann eben auf das Fastenbrechen am Abend, auf die drei Datteln mit einem Glas Wasser und auf die Familie, die zusammenkommt, gemeinsam betet, isst und trinkt.

Im Fußballtraining wird der Schwerpunkt auf Technik verlagert

Erfahrung mit fastenden Jugendlichen hat auch der Trainer der B-Junioren vom Fußballverein Leopoldshafen. „Im Ramadan lege ich im Training den Schwerpunkt auf Technik und nicht auf Ausdauer“, schildert Uwe Heilmann seinen Ansatz. Er und seine Jungs gehen offen mit der Fastenzeit um. Es gehe um Fußball und nicht um Glaubensfragen.

Die beiden muslimischen Mannschaftskollegen seien physisch stark und durchtrainiert. Sie wollten keine Sonderbehandlung und entschieden selbst, ob und wie lange sie bei Spielen mitmachen.

„Leistungsmäßig merke ich bei unseren Spielen keinen Unterschied“, so Heilmann. Dass die Spiele aktuell am Sonntagmorgen stattfinden, sei dabei sicherlich von Vorteil. Früher hat er eine andere Mannschaft trainiert, deren Spiele am Nachmittag waren. Da sei es dann vorgekommen, dass er Spieler zur Halbzeit auswechseln musste.

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