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Miete und Energiekosten steigen auch

Viele Neukunden aus Ukraine: In den Tafelläden im Karlsruher Norden wird die Ware knapp

Immer mehr neue Kunden und immer weniger Ware von den Supermärkten: Auch mit Spenden können die Tafeln im Karlsruher Norden ihren Bedarf nicht mehr decken.

Tafelladen Hochstetten
Leere im Regal: Klaus Gaß (links) und Werner Kimmig vom Tafelladen in Hochstetten macht die Versorgungslage zu schaffen. Foto: Alexander Werner

Mit dem Zustrom von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine geraten die Tafelläden in der Region zunehmend unter Druck. Mancherorts wie etwa in Karlsruhe sahen sich Träger bereits zu Aufnahmestopps von Neukunden gezwungen. Im nördlichen Landkreis versuchen die Einrichtungen mit ihren Ehrenamtlichen so gut wie möglich mit der Situation umzugehen.

„Nach wie vor verzeichnen wir eine hohe Zahl von Neukunden mit einem wachsenden Bedarf an Lebensmitteln, den wir nicht decken können“, beschreibt Oliver Frowerk vom Caritasverband Bruchsal die Lage. Als Tafelleiter ist er auch für die Läden in Blankenloch und Graben-Neudorf zuständig. Angesichts der angespannten Lage verdoppelte die Gemeinde Graben-Neudorf ihre Zuschüsse für Miete und Energiekosten.

Auch in Blankenloch funktioniere die Zusammenarbeit mit der Stadt Stutensee sehr gut, so Frowerk. Man wende sich jetzt verstärkt an die Kommunen zur Unterstützung. Die Zuwächse zur Stammkundschaft beziffert er auf rund 50 Prozent. „Nach Zuwächsen bereits am Jahresanfang wurde es ab Februar akut.

Spenden reichen nicht mehr, um alle zu versorgen

Auf der anderen Seite kalkulieren die Supermärkte genauer und bieten in hohem Maß selbst Waren zum Abschlagspreis an“, erklärt er die Engpässe bei den Tafelläden. „Wir rufen deswegen zu Spenden für dringend benötigte Lebensmittel auf. Aber das reicht nicht, um alle zu versorgen.“ So bleibe letztlich für alle weniger. Ein Ende dieser Lage sei nicht abzusehen.

Wir leben von Woche zu Woche und entscheiden dann jeweils neu.
Oliver Frowerk, Caritasverband Bruchsal

„Einen Aufnahmestopp haben wir noch nicht“, sagt er. „Wir leben von Woche zu Woche und entscheiden dann jeweils neu.“ Die Ehrenamtlichen würden bereits an der Belastungsgrenze arbeiten. Träger des Tafelladens in Linkenheim-Hochstetten mit seinem Dettenheim und Eggenstein-Leopoldshafen einschließenden Einzugsbereich ist die Diakonie Ettlingen.Die Zahl der Stammkunden liegt bei rund 35, berichtet Klaus Gaß vom Leitungsteam. In den vergangenen drei Wochen habe es einen deutlichen Zuwachs gegeben.

Aktuell kämen rund 30 Flüchtlinge. Werner Kimmig kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir machen regelmäßig Aufrufe für Spenden von haltbaren Lebensmitteln, was gut funktioniert. Wenn wir Geldspenden zum Einkaufen von Lebensmitteln erhalten, sind unsere Möglichkeiten wegen der hohen Preissteigerungen geringer geworden“, sagt er.

Supermärkte bestellen weniger Ware – so bleibt weniger für die Tafel übrig

Supermärkte würden ihre Artikel bei Ablauf der Mindesthaltbarkeit selbst vermarkten und auch weniger Waren bestellen. Damit bleibe für die Tafeln am Ende nicht mehr viel übrig. „Im Moment ist der Rückgang in der Gemüse- und Obstabteilung deutlich“, so Gaß. „Zurückliegend bekamen wir kaum Salate. Defizite gibt es stark bei Öl und Mehl, das wir wie Kaffee und Waschmittel bei der Abgabe kontingentieren.“

Ein verhältnismäßiges Überangebot gebe es dagegen bei Backwaren, durch die Spendenfreude von Bäckern aus der Umgebung. Er spricht auch von den organisatorischen Herausforderungen im Laden. Den Verkauf wie zurückliegend über die normalen Öffnungszeiten hinaus auszuweiten, sei nicht weiter möglich.

„Über einen Aufnahmestopp haben wir noch nicht gezielt geredet. Es sollen aber alle Kunden gleich zur Öffnung kommen. Dann wird die Reihenfolge bei jeweils nur drei Kunden gleichzeitig im Laden ausgelost“, so Gaß. Zudem müsse man lösen, wie es zu machen sei, dass Kunden nicht an beiden Öffnungstagen pro Woche, sondern nur noch an einem kommen.

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