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Fachkräftemangel ist ein Problem

Bei SEW in Graben-Neudorf ist das Bewerberportal das ganze Jahr offen

Unterstützung beim Führerschein, ein 49-Euro-Ticket – Betriebe lassen sich heutzutage einiges einfallen, um ihre Ausbildungsplätze besetzt zu bekommen.

Wie vor der Zwangspause durch die Pandemie können am 14. Juli wieder zahlreiche interessierte Berufseinsteiger auf der Ausbildungsmesse in Rastatt ihre Chancen nutzen.
Bei Ausbildungsmessen können sich Jugendliche über für sie attraktive Berufe informieren. Foto: Stephan Friedrich

Im September beginnt ein neues Ausbildungsjahr. Auch in Unternehmen zwischen Stutensee und Pfinztal starten junge Leute ihre berufliche Ausbildung. Wie sieht es in den Betrieben aus? Konnten alle Ausbildungsplätze besetzt werden? Haben Nachzügler oder Kurzentschlossene eine Chance, zum September noch in eine Berufsausbildung zu kommen?

„Wir sind wieder etwas positiver gestimmt beim Thema Ausbildungsplätze“, berichtet Bertram Hornung, Geschäftsführer bei Hornung-Baustoffe in Stutensee. Kaufleute im Einzelhandel und Fachkräfte in der Lagerlogistik sowie Kaufleute im Groß- und Außenhandel seien die Berufsbilder, die die Firma Hornung für Auszubildende anbiete. Im Einzelhandel (Hagebaumarkt) und in der Lagerlogistik könne das Unternehmen noch Bewerber brauchen. „Im Groß- und Außenhandel konnten wir gerade die gewünschte Anzahl vervollständigen.“

Nur noch halb so viele Auszubildende

„Für zwei Märkte konnten wir je zwei neue Auszubildende – Kaufleute im Einzelhandel – gewinnen“, berichtet Manuel Kuhn, der in Eggenstein-Leopoldshafen und Linkenheim-Hochstetten drei Edeka-Märkte betreibt. Für Eggenstein habe sich jedoch kein Ausbildungswilliger gefunden.

„Über die komplette Ausbildungsdauer in den drei Märkten zusammen haben wir üblicherweise 45 junge Frauen und Männer in Ausbildung“, sagt Kuhn. „Zurzeit habe wir gerade mal die Hälfte.“ Einerseits wirke sich die demografische Entwicklung aus – es gibt weniger Jugendliche im passenden Alter –, andererseits spüre man noch die Auswirkungen der Pandemie. Die Rahmenbedingungen seien nicht die besten.

SEW-Eurodrive hat die Ausbildungs- und Studienplätze im Vergleich zu den Einstellungen im vorigen Jahr um rund 20 Prozent erhöht, berichtet Ausbildungsleiter Technik Markus Süß: „Damit reagieren wir weiterhin auf die demografische Entwicklung, auf den Fachkräftebedarf der Zukunft und auf den Fachkräftemangel.“ Das Unternehmen habe – mit sehr viel Aufwand und Bemühungen um die jungen Menschen – die geplanten Stellen besetzen können.

Schul- und Messebesuche, Berufsinfotage, Studien- und Elterninfoabende, Schülerpraktika und viel mehr wurden angeboten, so Süß: „Der Kontakt zur Zielgruppe und deren Multiplikatoren – Eltern, Erziehende, Lehrer – ist wichtiger denn je.“

Keine klassischen Bewerbermonate mehr

Es gebe keine „klassischen“ Bewerbermonate mehr, wie es vor Corona üblich gewesen sei. Damals seien Ausbildungs- und Studienplätze im November für das Folgejahr weitestgehend besetzt gewesen, sagt Süß. Nun sei das Bewerberportal das ganze Jahr, bis kurz vor Ausbildungsbeginn im September, offen: „Für den Ausbildungsstart 2023 sind wir komplett“, so Süß. „Unsere Ausbildungs- und Studienstellen 2024 sind bereits online.“

„Wir unterstützen unsere Auszubildenden, wenn sie den Führerschein machen, und wir bieten ihnen ein 49-Euro-Ticket an“, sagt Sascha Beisel, Bäcker- und Konditormeister in Stutensee-Blankenloch. Der Chef der Fasanenbrotbäckerei hofft, mit solchen Vergünstigungen Ausbildungsbewerber anzusprechen. Ein Gespräch mit einem möglichen Bäckerlehrling hat er noch im Kalender stehen. Der könnte zum 1. September anfangen.

Wir versuchen, mehr in Tagschichten zu arbeiten.
Walter Köhler
Landbäckerei Köhler

„Wir könnten auf jeden Fall vier Auszubildende einstellen, zwei für die Berufe Bäcker oder Konditor und zwei zur Fachverkäuferin“, sagt Walter Köhler, Chef der Landbäckerei Köhler in Graben-Neudorf. „Momentan gibt es keine Nachfrage, weder für die Backstube noch für den Verkauf.“ Er frage sich immer wieder, ob der Beruf nicht mehr attraktiv sei. An den Arbeitszeiten allein könne es nicht liegen. „Wir versuchen, mehr in Tagschichten zu arbeiten. Das geht praktisch nur beim Brot, Gebäck muss frisch verkauft werden.“

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