Skip to main content

„Tag der Pflege“ am 12. Mai

„Es ist fünf nach zwölf“: Seniorenzentrum Stutensee macht auf Personalmangel aufmerksam

Das sieht man nicht allzu häufig in Blankenloch: Ein lautstarker Demonstrationszug aus Bewohnern und Mitarbeitern des Seniorenzentrums Stutensee zieht durch die Straßen. Er soll auf die Situation in der Pflege aufmerksam machen.

Zum Tag der Pflege zieht am Freitagvormittag ein Demonstrationszug durch Blankenloch. Damit soll vor allem auf den Fachkräftemangel aufmerksam gemacht werden.
Zum Tag der Pflege zieht am Freitagvormittag ein Demonstrationszug durch Blankenloch. Damit soll vor allem auf den Fachkräftemangel aufmerksam gemacht werden. Foto: Nico Fischer

Ausgestattet mit Ratschen, Fahnen und Schildern ziehen Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenzentrums Stutensee in Blankenloch los. Vom Hof der Einrichtung in der Wiesenstraße geht es bei leichtem Regen entlang des Friedhofs und am Kindergarten vorbei auf den Neuen Markt.

Immer wieder rufen die rund 30 Teilnehmer des Demonstrationszugs: „Pflege ist Stolz, Pflege ist Mut, Pflege ist hart, Pflege tut gut“ und schwenken dazu ihre Ratschen.

Mit der Aktion am Tag der Pflege, der traditionellerweise am 12. Mai begangen wird, wollen sie auf ihre Situation aufmerksam machen. Das Motto: „Es ist 5 nach 12, Zeit zum Handeln.“

Fehlende Fachkräfte führen zu Stress bei Mitarbeitern

„Es ist unser Tag“, sagt Einrichtungsleiter Sergej Schlender bei seiner Ansprache auf dem Neuen Markt. „Wir haben einen Beruf mit Sinn, trotzdem ist der Fachkräftemangel enorm“, ruft Schlender den Mitarbeitern zu. Lautes Klatschen und Rufe unterstreichen seine Ausführungen. „Most wanted: Pflegepersonal“, steht auf dem Schild, das eine Bewohnerin über den Schultern trägt. „Dringend gesucht: Pflegepersonal“, heißt es auf Deutsch.

Wir heben einen Beruf mit Sinn, trotzdem ist der Fachkräftemangel enorm.
Sergej Schlender, Einrichtungsleiter

Kinder, die an der Versammlung vorbeilaufen, bekommen Luftballons, Erwachsene Flyer mit Informationen zur Veranstaltung. Edith Nagel bleibt stehen und beobachtet das Geschehen, macht Fotos mit ihrem Handy. „Ich bin rein zufällig hier, von der Aktion habe ich nichts gewusst“, erzählt sie.

Mit Schildern machen Teilnehmer des Demonstrationszuges auf die aktuelle Situation und den Mangel an Pflegekräften aufmerksam.
Mit Schildern machen Teilnehmer des Demonstrationszuges auf die aktuelle Situation und den Mangel an Pflegekräften aufmerksam. Foto: Nico Fischer

Sie selbst hat bis zu ihrem Ruhestand vor gut einem Jahr in Eggenstein in der Altenpflege gearbeitet. Das größte Problem sei der Fachkräftemangel, sagt auch Nagel. „Der führt zu großem Stress bei den anderen Mitarbeitern.“ Wie man ihn beheben kann? „Das weiß ich nicht.“

Viele gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand

Die Sorge um den Nachwuchs beschäftigt auch Annett Houna. „In zehn Jahren sind die Hälfte der aktuell 54 Mitarbeiter im Ruhestand“, sagt die Pflegedienstleiterin des Seniorenzentrums, die seit 1995 in der Pflege arbeitet.

Oft werde in den Medien ein schlechtes Bild vom Pflegeberuf gezeichnet. Das stimme aber nicht. „Wir sind hier gut aufgehoben, haben einen guten Lohn und haben Spaß bei der Arbeit.“ Rund 3.400 Euro brutto verdient eine Pflegefachkraft nach dem Tarif der Diakonie, sagt Schlender. Dazu kommen Schichtzulagen.

Mitarbeiter wünschen sich mehr Wertschätzung

Dass sich nur wenige für eine Ausbildung in der Altenpflege interessieren, liege vor allem am schlechten Image des Berufs. Ihrem Sohn habe man bei der Berufsberatung gesagt, dass er mit einem Hauptschulabschluss „ja in die Pflege gehen könnte“, sagt Houna.

„Dabei ist unser Beruf anspruchsvoll. Wir haben Fachwissen und kennen uns mit den Medikamenten und Diagnosen der Bewohner aus“, sagt sie. „Die Berufsberatung sollte uns auf Händen tragen“, meint die 44-Jährige.

Die Corona-Pandemie habe das Problem mit dem Fachkräftemangel erheblich verschärft, sagt Sergej Schlender. In den vergangenen drei Jahren hatte die Einrichtung in Blankenloch keine einzige Ausbildungsbewerbung von außerhalb. Es gab einen Quereinsteiger und eine Ausbildung eines Pflegehelfers.

Von Vorteil sei, dass während der Pandemie keine Mitarbeiter gegangen seien. Dennoch müsse man den Fachkräftemangel im Blick behalten. „Wir müssen in die Zukunft schauen“, sagt Houna. Und dafür wird Pflege auch mal laut, wie es auf zahlreichen Plakaten der Demonstranten steht.

nach oben Zurück zum Seitenanfang