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Vor der Gemeinderatssitzung

Genervte Eltern demonstrieren gegen Betreuungschaos an den Kitas in Stutensee

Die Stadt Stutensee hat wegen Personalmangels massive Probleme bei der Kinderbetreuung. Für viele Eltern ist das Maß mittlerweile voll.

Eltern-Demo gegen Kita-Ausfall in Stutensee
Rund 50 Eltern demonstrieren am Dienstagabend vor der Sitzung des Gemeinderats Stutensee. Wegen Personalmangels in den Kindergärten mussten zuletzt viele Kinder zu Hause bleiben. Foto: Dominic Körner

Der Unmut in Stutensee ist groß: Am Dienstagabend haben rund 50 Eltern vor der Gemeinderatssitzung gegen den Betreuungsausfall in den städtischen Kitas demonstriert.

Mit Plakaten machen sie vor dem Rathaus auf ihre Situation aufmerksam, während die Stadträte in den Ratssaal gehen. „Diese Woche 29 von 50 Stunden Kita“, steht auf dem Plakat von Michaela Blassmann. Im Kindergarten „Märchenwald“ in Büchig seien die Öffnungszeiten an drei Tagen wegen Personalmangels um jeweils drei Stunden reduziert.

„An zwei Tagen können die Kinder diese Woche überhaupt nicht in den Kindergarten“, sagt Blassmann verärgert. In der Summe kommt sie so auf 29 Stunden Betreuungsausfall. „Manchmal erfahren wir erst einen Tag vorher davon“, sagt sie.

Eine weitere Mutter berichtet von Listen, die im Kindergarten aushingen. „Wenn man die Kinder morgens bringt, kann man darauf sehen, wer bleiben darf und wer nicht“, sagt sie kopfschüttelnd.

Eltern aus Stutensee machen ihrem Ärger im Gemeinderat Luft

Die Eltern, die sich am Dienstagabend vor dem Rathaus einfinden, sind aufgebracht. „Hüten Sie Ihre Enkel, damit Ihre Kinder arbeiten gehen können“, steht auf einem Plakat. „Mein Kind will in die Kita gehen, ich zur Arbeit“ auf einem anderen. Ein Vater berichtet davon, dass sein Kind im März an neun von 23 Tagen nicht in die Kita konnte.

Angemeldet hatte die Demo Melanie Weigold. Ihr vierjähriger Sohn besucht die Kita „Sonnenschein“ in Friedrichstal. Auch dort hatte es zuletzt häufiger Betreuungsausfall gegeben. In zwei Wochen durften Eltern ihre Kinder nur an jeweils drei Tagen in die Einrichtung bringen.

Die Stadt hätte auf den Personalengpass schneller reagieren müssen.
Melanie Weigold, Anmelderin der Demonstration

„Die Stadt hätte auf den Personalengpass schneller reagieren müssen“, sagt Weigold. Die Verwaltung müsse mehr für das Anwerben von Fachkräften tun und den Betreuungskräften mehr Anreize bieten. „Man könnte zum Beispiel Boni an Mitarbeiter zahlen, die neue Fachkräfte anwerben“, sagt Weigold.

Auch im Ratssaal ist die Kinderbetreuung das bestimmende Thema der Sondersitzung. Schon in der Fragerunde äußern zahlreiche Eltern ihren Ärger über die Probleme an den städtischen Kindergärten. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagt ein Vater in Richtung von Oberbürgermeisterin Petra Becker (parteilos).

Spielzeug liegt in einer Kindertagesstätte auf dem Boden. (zu dpa «Nachbarn klagen gegen Kita - Gemeindetag: Im Normalfall kaum Chancen») +++ dpa-Bildfunk +++
Wegen Personalausfällen in den städtischen Kitas mussten Kinder in Stutensee zu Hause bleiben. Ihre Eltern wollen das nicht länger hinnehmen. Foto: Monika Skolimowska picture alliance/dpa

„Wie wollen Sie die Erzieher halten, die aktuell stark überlastet sind?“, fragt ein anderer. Man stehe in regem Kontakt mit den Kita-Leitungen, betonte Becker, und wolle gemeinsam ein Konzept erarbeiten, sie zu entlasten.

Wie Nina Jablonski, Fachgebietsleiterin Personal, ausführt, hat die Stadtverwaltung in ihrem Stellenplan mehr Stellen eingeplant als vom zuständigen Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) gefordert – und das in allen Kindergärten. Insgesamt sehe der KVJS 57,9 Stellen vor, eingeplant seien 63,5.

Stadt Stutensee verteidigt Stellenplanung in den kommunalen Kindergärten

Das Problem: die gravierenden Personalausfälle. Allein im Kindergarten „Märchenwald“ fehlten nach Aussage von Jablonski am Montag sieben Mitarbeiter – 5,9 Stellen blieben dadurch unbesetzt.

Im vergangenen Jahr habe man fünf Einstellungen vorgenommen, informiert Jablonski. Aktuell seien 4,6 Stellenanteile in den Kindergärten vakant, hinzu kämen weitere 7,1 befristete Stellenanteile.

Zuletzt hatte der Frust genervter Eltern über das Chaos an den städtischen Kindergärten zugenommen. In einem Brief an die Gemeinderatsfraktionen hatten sie kritisiert, dass einige Kinder an bestimmten Wochentagen wegen des Personalmangels in den Kitas zu Hause bleiben mussten.

Mitte März hatte der Verwaltungsausschuss die Besetzung einer neu geschaffenen 50-Prozent-Stelle im Personalamt beschlossen. Nach städtischen Angaben liegt ein besonderer Fokus dabei auf der Gewinnung von Fachpersonal im „Bereich der Sozial- und Erziehungstarife“.

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