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Was ist mit der Beute?

Keine heiße Spur nach Überfall auf Geldtransporter bei Weingarten

Nach dem Überfall auf einen Geldtransporter bei Weingarten vor rund einer Woche gibt es noch immer keine heiße Spur auf die Täter. Die Sicherheitsfirma hat eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt. Fraglich ist, ob die Verbrecher mit dem gestohlenen Geld überhaupt etwas anfangen können.

Überfall auf Geldtransporter in der Nähe der A5
Überfall auf Geldtransporter in der Nähe der A5 Foto: Riedel

Ein silbergraues Auto mit Polizei-Leuchtschrift am Heck hält den Geldtransporter an. Zwei Männer in blauer Polizeiuniform steigen aus. Doch es ist keine Kontrolle, die Männer ziehen ihre Schusswaffen. Es ist das Geld, auf das sie es abgesehen haben.

Wie viel die Räuber bei ihrem Überfall auf einen Geldtransporter des Sicherheitsunternehmens Prosegur vor rund einer Woche in der Nähe der Autobahn 5 bei Weingarten erbeutet haben, ist bislang nicht bekannt. Man wisse nicht genau, was im Fahrzeug war, erklärt Polizeisprecherin Christina Krenz auf Nachfrage der BNN. Der Geldtransporter kam gerade von einem Supermarkt, eine Tour habe jedoch normalerweise mehrere Stopps, bei denen Geld eingeladen wird.

Was passiert mit der Beute?

Fraglich ist, ob die Täter mit der Beute überhaupt etwas anfangen können. Denn die Firmen haben vorgesorgt. Prosegur will sich zu dem Überfall nicht äußern. Die Polizeisprecherin verweist darauf, dass die Kollegen gerade dabei seien, Hinweise abzuarbeiten. Die Sicherheitsfirma hat laut Pressemitteilung der Polizei für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat und zur Ermittlung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 5 000 Euro ausgesetzt. Eine heiße Spur gebe es jedoch noch nicht.

500 Millionen werden täglich transportiert

Bereits 2017 und 2018 machten Überfälle auf Geldtransporter von Prosegur Schlagzeilen. Das Unternehmen ist in Deutschland Marktführer – und auch global einer der größten Sicherheitsdienstleister. Mehr als 500 Millionen Euro transportiert Prosegur laut eigenen Angaben täglich. Im Jahr 2017 raubte im Münchner Stadtteil Blumenau ein Leiharbeiter, der den Geldtransporter fuhr und kurzerhand entführte, rund eine Million Euro. Noch etwas höher fiel die Beute 2018 in der Nähe von Hamburg aus. Täter waren ein Fahrer und sein Komplize.

Eines haben die Fälle gemeinsam: Beide Male waren Mitarbeiter in die Taten involviert. Ob bei dem jüngsten Raubüberfall bei Weingarten Mitarbeiter oder der Firma nahestehende Personen beteiligt waren, ist bislang nicht bekannt. Fraglich ist jedoch, woher die Täter die Route des Geldtransporters kannten. Mehr als 4 000 Mitarbeiter hat Prosegur nach eigenen Angaben in Deutschland – insgesamt gibt es 31 Niederlassungen. Doch wie wählt das Unternehmen seine Mitarbeiter aus? „Wir geben aus Sicherheitsgründen keine Stellungnahme ab“, heißt es von einem Sprecher.

Euro-Geldscheine
Euro-Geldscheine. Foto: Daniel Karmann/Archiv

Im Netz definiert das Unternehmen in der Stellenausschreibung „Fahrer und Bote Geld- und Werttransport“ klare Voraussetzungen: Technisches Verständnis und Interesse müssen vorhanden sein, steht da. Außerdem ist ein Führerschein der Klasse B notwendig. Interessant wird es bei den weiteren Voraussetzungen: Unterricht oder Prüfung gemäß der Gewerbeordnung und Bewachungsverordnung, Waffensachkunde, ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Negativeinträge und eine Schufa-Auskunft werden gefordert. Prosegur ist Mitglied bei der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW). Diese formuliert Anforderungen an ihre Mitglieder. So müssen, wie online zu lesen ist, alle Mitgliedsunternehmen jährlich zwei Sicherheits-Checks durchlaufen. Außerdem müssen die Unternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter mindestens zweimal im Jahr an Schulungen teilnehmen. „Wir geben nicht den Umfang oder die genauen Inhalte vor“, erklärt BDGW-Pressesprecherin Silke Wollmann auf Nachfrage. „Es gibt bestimmte Dinge, die erfüllt sein müssen.“

Genau geregelter Ablauf

Wie der Geldtransport abläuft, ist hingegen genau geregelt. „Er muss in Spezialfahrzeugen mit grundsätzlich Zwei- Mann-Besatzung erfolgen, die unter anderem über eine umfangreiche technische Ausstattung wie GPS-Ortung, Werteraumsicherung, Kommunikations- und weitere Ortungstechniken verfügen“, heißt es im „Sicherheits-Check“ der BDGW. Wie genau ein Geldtransport geschützt wird, will Wollmann nicht sagen, „das sind sicherheitsrelevante Informationen“. Auch Prosegur äußert sich auf Nachfrage nicht, auf der Online-Präsenz steht dazu lediglich: „Unsere Geldtransporte führen wir in gepanzerten und GPS-überwachten Spezialfahrzeugen durch.“ 900 solcher Fahrzeuge hat das Sicherheitsunternehmen nach eigenen Angaben. Außerhalb des Autos setze ein Bote ein nicht näher beschriebenes Transportsicherungsgerät ein.

Gestohlenes Geld wird eingefärbt

Die gängigsten Varianten, um Geldkassetten zu schützen, sind Farb- und Rauchpatronen, erklärt Wollmann. Öffnet jemand die Kassetten gewaltsam, löst er einen Mechanismus aus, die Patrone platzt. In der Ludwigshafener Tatort-Folge „Schneefieber“ reinigt ein Apotheker das so eingefärbte Geld. In der Realität ist das nicht so einfach: „Das ist dauerhaft eingefärbt, das kriegen sie nicht mehr sauber“, erklärt Wollmann. „Eingefärbtes Geld können sie nirgends abgeben.“ Warum kommen dennoch immer wieder Leute auf die Idee, Geldtransporter zu überfallen? „Wir wissen nicht, auf was es die Leute abgesehen haben.“

Eventuell spekulierten sie darauf, dass im Transporter nicht nur Geldscheine sind, sondern auch Gold. „Der Aufwand im Vergleich zu dem, was sie für Beute machen, ist immens“, befindet Wollmann. Die polizeiliche Kriminalstatistik weist für das Jahr 2018 sieben Raubüberfälle auf Spezialgeldtransporte in Deutschland aus. „Von den sieben sind vier Versuchstaten“, erklärt die BDGW-Sprecherin. In der Statistik seit 1991 sind die Jahre 1999 bis 2004 mit jährlich elf bis 13 Überfällen Spitzenreiter. Für 2019 weiß Wollmann von fünf Versuchen. Laut BDGW werden in Deutschland täglich in 2 500 Spezialgeldtransportfahrzeugen drei Milliarden Euro transportiert.

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