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Jahresrückblick 2023

Mehrere Droh-Mails halten das Schulzentrum in Stutensee in Atem

Anfang Mai gehen an den beiden weiterführenden Schulen in Blankenloch anonyme Drohungen ein. Die Polizei nimmt die Lage ernst. Auch die Stadt reagiert.

Mehrere Polizisten stehen vor dem Schulzentrum Stutensee.
Polizisten statt Schüler versammeln sich Anfang Mai am Schulzentrum in Blankenloch. Wegen anonymer Droh-Mails wird der Unterricht am 4. Mai abgesagt. Foto: Christel Manzey

An ruhigen Unterricht ist im Frühjahr am Schulzentrum in Stutensee-Blankenloch nicht zu denken. Anfang Mai – am 4. und 10. – gehen gleich zwei E-Mails mit bedrohlichem Inhalt beim Thomas-Mann-Gymnasium (TMG), der Erich Kästner Realschule (EKRS) und dem Polizeipräsidium Karlsruhe-Waldstadt ein.

Vor den Schulen reihen sich Polizeiautos auf. Schülerinnen und Schüler werden noch vor Unterrichtsbeginn auf dem Weg zur Schule abgefangen und wieder nach Hause geschickt. Der Schock eines Amokfehlalarms Ende März steckt da vielen noch in den Knochen. Die Stadt Stutensee reagiert und verpflichtet für das Schulzentrum einen Sicherheitsdienst.

Polizei kann Urheber der Droh-Mails nicht abschließend ermitteln

Gefunden wurden der oder die Täter nie. Die Polizei richtet nach eigener Aussage die Ermittlungsgruppe „Schule“ ein. Auch Jugendsachbearbeiter und Sacharbeiterinnen sowie Angehörige der Kriminalpolizei sind beteiligt, sagt Polizeisprecher Daniel Hölzer.

Zwar können die Beamten ermitteln, dass die Droh-Mails mutmaßlich von derselben Person abgeschickt wurden. Diese habe die Mails aber über einen VPN genannten Dienst – also ein virtuelles privates Netzwerk, das den Internetverkehr in ungesicherten Netzwerken verschlüsselt und die eigene IP-Adresse verbirgt – und einen ausländischen Betreiber versandt.

„Tiefergreifende Ermittlungen gestalteten sich schwierig“, sagt Hölzer. Der Grund: Der ausländische Betreiber sei an dort gültige, nationale Rechte gebunden. Inzwischen sind die Ermittlungen abgeschlossen, die Ermittlungsgruppe wurde aufgelöst.

Schulen sind inzwischen wieder im Alltag angekommen

Wie geht es rund ein halbes Jahr später den Schülerinnen und Schülern? „Das Erlebte wird mittlerweile durch einen ruhigen, fröhlichen und klar strukturierten Schulalltag überdeckt“, sagt EKRS-Schulleiterin Inge Steimer.

Dennoch sitze die Erinnerung bei einzelnen Schülerinnen und Schülern sowie bei vielen Lehrkräften tief. Sie könnte sich jederzeit in den Vordergrund drängen, wenn äußere Signale das Erlebte aktivierten. Da reiche ein Signalgong, ein Klopfen an der Tür oder das Warnsignal bei einem Probealarm.

Manche haben es schneller abgehakt, manchen hing es noch lange nach.
Angela Mielke
Beratungslehrerin am TMG

„Wir haben gelernt, dass es unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Verarbeitung einer solchen Krise gibt“, sagt Angela Mielke, Beratungslehrerin am TMG. „Manche haben es schneller abgehakt, manchen hing es noch lange nach.“ In der akuten Krise habe man aber aufeinander aufgepasst und gut reagiert.

Der Sicherheitsdienst ist mittlerweile nicht mehr am Schulzentrum tätig. „Diese Maßnahme war für den Akutfall geeignet – wir waren sehr dankbar darum“, betont EKRS-Rektorin Steimer. Die Mitarbeiter hätten geholfen, das verloren gegangene Sicherheitsgefühl wiederzuerlangen.

„Als dauerhafte Maßnahme wäre eine Security nicht zielführend und würde ein falsches Signal setzen“, betont sie. Das Schulzentrum sei an sich kein gefährlicher Ort. Die dauerhafte Anwesenheit von Security-Mitarbeitern könnte da die Erinnerung an das Geschehene wachhalten und die Rückkehr zur Normalität erschweren.

Für die Zukunft nehmen beide Rektoren die Erfahrung mit, was die Schulgemeinschaft miteinander aushalten kann. „Jeder lernt sich in solch einer Situation selbst neu kennen und kann über sich hinauswachsen“, sagt Steimer.

TMG-Rektor Christian Beck will den schuleigenen Krisenplan – auch wenn er sich als grundsätzlich funktional erwiesen habe – weiter optimieren. So wurden etwa die Notfalltaschen in den Klassenzimmern aktualisiert.

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