Depressive Störungen gehören laut dem Bundesgesundheitsministerium zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen. Fabian Nestor, Leiter der Psychologischen Beratungsstellen im Landkreis Karlsruhe, erklärt, woran Angehörige Depressionen erkennen und wie sie Betroffenen helfen können.
Darauf sollten Angehörige und Freunde achten
Wie unterscheiden sich Depressionen und Burnout?
NestorEntscheidend ist der Rahmen, in dem die Symptomatik auftritt. Bei einem Burnout handelt es sich um eine depressive Episode im Arbeitskontext, eine arbeitsstressbedingte Belastungserkrankung. Er äußert sich in der Regel durch eine reduzierte Leistungsfähigkeit, eine emotionale Erschöpfung und eine Entfremdung von mir selbst. Wenn ich zum Beispiel vorher gerne Zeit mit Kollegen verbracht habe, ziehe ich mich plötzlich zurück. Bei Depressionen treten Symptome wie Interesselosigkeit, gedrückte Stimmung und Antriebsminderung unabhängig von einem bestimmten Kontext dauerhaft auf.
Wie können Angehörige bei Depressionen helfen?
NestorSie sollten zunächst das Verhalten des Betroffenen beobachten. Wenn auffällt, dass sich ein Mensch zurückzieht, sollte man ihn unbedingt freundlich darauf ansprechen. Es ist wichtig, den menschlichen Kontakt nicht abreißen zu lassen. Außerdem sollte man relativ schnell Fachstellen mit ins Boot holen. Erkrankte benötigen professionelle Hilfe. So können sich die Angehörigen besser auf das zur Bestärkung notwendige private Miteinander konzentrieren.
Wo erhalten Betroffene und ihre Familien Hilfe?
NestorEs gibt drei niederschwellige Möglichkeiten: Für die Erstdiagnostik und die Einschätzung der Dringlichkeit ist der Hausarzt zuständig. Eine weitere Anlaufstelle sind niedergelassene psychosoziale Beratungsstellen. Deren Mitarbeiter kennen die bestehenden Hilfsangebote am besten. Gegen stressbedingte Belastung hilft außerdem Bewegung. Deshalb sollten Angehörige einen Betroffenen motivieren, gemeinsam aktiv zu werden.