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Schule kooperiert mit Universität

Wie Schüler aus Stutensee an einer Forschungsstation am Südpol mitgewirkt haben

Das IceCube-Neutrino-Observatorium ist der größte Teilchendetektor der Welt. In ihm steckt auch Forschung aus dem KIT. Unterstützung bekommen die Forscher von Schülern des TMG Stutensee.

Das Kontrollzentrum des IceCube-Detektors am Südpol. Hier laufen die Daten der über 5.000 tief im Eis eingefrorenen Sensoren zusammen.
Im Kontrollzentrum des IceCube-Detektors am Südpol laufen die Daten der über 5.000 tief im Eis eingefrorenen Sensoren zusammen. Foto: IceCube Collaboration / Stephan Richter, Beatrix v. Puttkamer

Was hat kosmische Strahlung mit einer Thermoskanne zu tun? Und was um Himmels willen sind Myone? Wer am kommenden Donnerstag dem Vortrag von Andreas Haungs lauscht, ist danach vielleicht etwas schlauer.

An diesem Abend nämlich hält der Physiker am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und stellvertretende Leiter des Instituts für Astroteilchenphysik einen Vortrag über das IceCube-Neutrino-Observatorium am Südpol und wird diese und weitere Fragen beantworten.

Was viele nicht wissen: Nicht nur das KIT hat einen Teil zur Forschung am weltweit größten Teilchendetektor am Südpol beigetragen. Auch Schüler des TMG waren an dem Projekt beteiligt. Hintergrund dafür ist eine besondere Kooperation der beiden Bildungseinrichtungen.

Schüler aus Stutensee unterstützen Forscher am KIT Campus Nord

Dass es die überhaupt gibt, hat das TMG dem Sohn von Andreas Haungs zu verdanken. Der besuchte seinerzeit als Schüler das Gymnasium in Blankenloch und hatte für Physik wenig übrig – war dafür aber umso überzeugender. Er brachte seinen Vater und seinen damaligen Mathelehrer Hartmut Aichert zusammen.

Was mit einer Reihe kleiner Vorträge begann, wuchs sich nach und nach zu einer handfesten – und sehr lebendigen – Kooperation aus.

Andreas Haungs, Hartmut Aichert, Dennis Krug und Simeon Sturm (von links) sitzen an einem Tisch. Joshua Feis ist per Videokonferenz zugeschalten.
Aus den ehemaligen Schülern Simeon Sturm, Dennis Krug (von rechts) und Joshua Feis (per Videokonferenz zugeschaltet) sind längst selbst Wissenschaftler geworden. KIT-Physiker Andreas Haungs und Mathelehrer Hartmut Aichert (von links) freut’s. Foto: Christel Manzey

Von der profitierten Jahre später auch Dennis Krug, Simeon Sturm und Joshua Feis. Die ehemaligen Schüler des TMG haben inzwischen alle selbst den Weg in die Naturwissenschaft eingeschlagen. Krug studiert Luft- und Raumfahrttechnik, Sturm Verfahrenstechnik und Feis Physik. Der 26-Jährige hat jüngst seine Doktorarbeit beendet.

Als Schüler durften die drei jeweils rund ein halbes Jahr mit Forscherinnen und Forschern des KIT Campus Nord zusammenarbeiten. Die Forschungsgruppe von Andreas Haungs ist spezialisiert auf hochenergetische kosmische Strahlung.

Die grundlegende Idee war, dass die Schüler Aufgaben übernehmen, die eigentlich Studenten machen.
Andreas Haungs
Physiker

Immer freitagnachmittags unterstützten die Schüler – Krug und Sturm waren damals in der elften Klasse – zunächst einen Masterstudenten beim Entwickeln eines Experiments zur Detektion von Myonen. „Die grundlegende Idee war, dass die Schüler Aufgaben übernehmen, die eigentlich Studenten machen“, sagt Andreas Haungs.

Forscher sind auf der Suche nach Antworten zu kosmischer Strahlung

Rückblickend wird klar: Die Jungen arbeiteten quasi wie wissenschaftliche Mitarbeiter. Für Simeon Sturm eine ganz neue Erfahrung. „Man kannte die Lösung nicht“, sagt er. „Es gab aber auch niemanden, den man fragen konnte.“ Denn auch die übrigen Beteiligten hatten kein Lösungsbuch zur Hand – ganz im Gegensatz zur Schule.

Joshua Feis konnte sogar noch am Kascade-Grande-Experiment teilnehmen. Das Akronym steht für „Karlsruhe Shower Core and Array Detector-Grande“ und bestand aus einem bodengebundenen Netz von 252 Detektorstationen. Mit dem sollten ausgedehnte Luftschauer vermessen werden, die durch die Reaktion von hochenergetischer kosmischer Strahlung mit der Erdatmosphäre entstehen.

Eine der großen Leistungen bei solchen Experimenten sind die Unmengen von Daten, die ausgewertet werden müssen.
Joshua Feis
ehemaliger Schüler des TMG Stutensee

„Eine der großen Leistungen bei solchen Experimenten sind die Unmengen von Daten, die ausgewertet werden müssen“, sagt Feis. Genau dabei unterstützen die Schüler.

Für das IceCube-Neutrino-Observatorium war die Aufgabe der Schüler ähnlich. Auch dort ging es um Detektoren und deren richtige Anordnung. Ziel war es, möglichst optimale Messergebnisse für die Grundlagenforschung zu bekommen. „Damit kommt man einen Schritt näher an den Urknall“, so Haungs.

Aus Schülern werden selbst Wissenschaftler

Auch wenn die Kooperation mit dem KIT für die ehemaligen TMG-Schüler bereits einige Jahre zurückliegt: Sie wirkt immer noch nach. „Diese Erfahrung wird uns noch lange in Erinnerung bleiben“, ist sich Dennis Krug sicher. Ihn hat vor allem die Wertschätzung beeindruckt, die die Wissenschaftler dem Beitrag der Schüler entgegengebracht haben.

In der Schule lernt man nur für sich selber. Mit dieser Kooperation haben wir einen Beitrag auch für andere geleistet.
Simeon Sturm
ehemaliger Schüler des TMG Stutensee

Das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein, hat auch Simeon Sturm geprägt. „In der Schule lernt man nur für sich selber“, sagt er. „Mit dieser Kooperation haben wir einen Beitrag auch für andere geleistet.“

Joshua Feis hat der Einblick in die Arbeit der Forscher geholfen, das Thema Wissenschaft ein Stück weit zu „entmystifizieren“. „Die Erfahrung ist: Du kannst das auch“, betont er. Für ihn war es am Ende die Eintrittskarte in die wissenschaftliche Gemeinschaft.

Service

Der Vortrag von KIT-Wissenschaftler Andreas Haungs über das IceCube-Neutrino-Observatorium am Südpol findet am Donnerstag, 14. Dezember, ab 17.30 Uhr in der Mensa des TMG statt. Weitere Vorträge halten unter anderem Judith Ulmer, Genderbeauftragter von Baden-Württemberg (17. Januar, 14.30 Uhr), Ralph Krupke vom KIT-Institut für Nanotechnologie (1. Februar, 18 Uhr), die Europaabgeordneten Daniel Caspary (CDU) und René Repasi (SPD) zusammen mit SWR-Redakteur Mathias Zurawski (13. März, 18 Uhr) oder, die Diplom-Medienpädagogin Eva Weiler (29. April, 18 Uhr).

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