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Leben in Unsicherheit

Integriertes Ehepaar aus dem Iran möchte in Weingarten bleiben

Fatemeh Roumi und Mohammad Maghsoudi leben seit einigen Jahren in Weingarten und sind gut integriert. Trotzdem ist das Ehepaar aus dem Iran nach wie vor als „geduldet“ eingestuft - eine belastende Situation.

Foto von links
Fatemeh Roumi,  Selina (2 Jahre), Mohammad Maghsoudi mit Sam (4 Jahre)
Fatemeh Roumi und Mohammad Maghsoudi leben mit ihren zwei Kindern in Weingarten. Foto: Foto: Marianne Lother

Vor einem knappen Jahr berichteten die Badischen Neuesten Nachrichten über eine Familie aus dem Iran, die seit einigen Jahren in Weingarten lebt und trotz erfolgreicher Bemühungen um Integration nur einen Duldungsstatus erhält.

Fatemeh Roumi und Mohammad Maghsoudi kamen 2015 und 2016 als christliche Glaubensflüchtlinge aus dem Iran, wurden Weingarten zugewiesen und stellten einen Antrag auf Asyl. Über Gerd und Beate Zimmermann fanden sie Anschluss an die Liebenzeller Gemeinschaft, sie haben Wohnung und Arbeit. Fatemeh spricht ausgezeichnet Deutsch und absolviert eine Ausbildung als Altenpflegerin, die sie im Sommer 2022 beendet haben wird. Mohammad arbeitet in der Gastronomie in Weingarten, derzeit in Kurzarbeit.

Aber ein langer Schatten aus der Vergangenheit wirkt immer noch nach. 2016 wurde Mohammad straffällig und kam in Haft. Mit der Verbüßung der Strafe war die Sache für die deutschen Behörden nicht erledigt. Beide Asylverfahren wurden negativ bewertet, im Jahr 2020 erhielten er und seine Frau einen Abschiebebescheid.

Gerd und Beate Zimmermann starteten eine Bleiberechtspetition über eine Internetplattform, die mehr als 5.100 Unterschriften bekam. Auch die Landtagsabgeordneten Joachim Kößler (CDU) und Andrea Schwarz (Grüne) setzten sich für die iranische Familie ein, ebenso der Europaabgeordnete Daniel Caspary (CDU).

Letztlich erhielt Fatemeh eine schriftliche Zusage des Regierungspräsidiums, dass sie ihre Ausbildung in Deutschland beenden und danach zwei weitere Jahre hier bleiben dürfe. Die Abschiebung ihres Mannes werde ausgesetzt. „Das war zumindest mal ein Erfolg“, stellt Gerd Zimmermann fest.

Wie es nach der Duldung weitergeht, ist unklar

Fatemeh und Mohammad leben weiterhin in der christlichen Gemeinschaft und sind dort herzlich aufgenommen. Die beiden Kinder besuchen den Kindergarten und die Krippe, somit geht es ihnen den Umständen entsprechend gut. Was das Ganze trübt, ist, dass die Familie keine Perspektive auf Sicherheit hat, da es sich nur um eine Duldung handelt.

Fatemeh berichtet, die Duldung sei bis 2024 wirksam. Wenn sie danach ein weiteres Arbeitsverhältnis vorweisen könne, dann stehe ihr eine auf drei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung in Aussicht. Für Mohammad gelte das allerdings nicht. Er ist anwaltlich beraten, aber seine Vorstrafe kann sich negativ auf eine Aufenthaltserlaubnis auswirken.

Allerdings hofft die Familie auf Zeitgewinn. Erreichen sie eine, wenn auch befristete, Aufenthaltsgenehmigung, so sei bis dahin zumindest der jetzt vierjährige Sam bereits schulpflichtig, sagen sie. Dann, so hofft Fatemeh, zähle das als weiterer Grund hierbleiben zu dürfen, zumal beide Kinder ausschließlich deutsch sprechen.

Belastende Situation für die Familie in Weingarten

Der Status „geduldet“ wirkt sich auch finanziell belastend auf die Familie aus. Sie bekommt keinerlei staatliche Unterstützung wie beispielsweise Kindergeld. Für Geburtsurkunden der in Deutschland geborenen Kinder und andere Dokumente müssen die Eltern die Anträge amtlich übersetzen und beglaubigen lassen, per Post in den Iran schicken und die Originale erneut übersetzen lassen. Es dauert Wochen und Monate, bis diese wieder hier sind.

Dass weder ein erfolgreiches Integrationsbemühen, sehr gute Sprachkenntnisse noch ein Arbeitsverhältnis und ein stabiles soziales Umfeld die Waagschale zum Positiven beeinflussen können, sondern im Gegenteil der iranischen Familie nur Steine in den Weg gelegt werden, empfinden das Ehepaar Zimmermann im Vergleich zu anderen anerkannten Asylbewerbern als ungerecht.

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