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Wohnen auf kleinstem Raum

Karlsruher Tiny House Festival: 30 Minihäuser und neue Größe

Minimalistisch, flexibel, am Puls der Zeit: Die Fans lieben ihre Tiny Houses - und die Messe Karlsruhe wartet mit guten Neuigkeiten für sie auf.

Das Tiny House des Philippsburger Unternehmens Mi Casa zeigt in der dm-Arena der Messe Karlsruhe, wie ökologisches Bauen mit Lehmputz und Holz aus dem Schwarzwald funktioniert und auf vier Räder gebracht werden kann.
Das Tiny House des Philippsburger Unternehmens Mi Casa zeigt in der dm-Arena der Messe Karlsruhe, wie ökologisches Bauen mit Lehmputz und Holz aus dem Schwarzwald funktioniert und auf vier Räder gebracht werden kann. Foto: Jörg Donecker

Wer einmal mit dem Tiny-House-Virus infiziert ist, den lässt das Thema nicht mehr los. Egal, ob beim Bauen oder selbst in einem der kleinen, praktischen Häuschen wohnend: Es ist ein Lebensgefühl, da ist sich die Fangemeinde der Minihäuser einig, die sich in diesen Tagen auf dem Tiny House Festival in der Messe Karlsruhe trifft.

„Ich habe alles, was ich brauche, aber nichts, was ich entbehren kann“, bringt Viola Schubert den neuen Minimalismus auf den Punkt. Ihr Mann Georg Boos legt gerade noch letzte Hand an den Holzbau, den er mit einigen Helfern seines Philipsburger Unternehmens „Mi Casa“ in den vergangenen Monaten errichtet hat. Holz aus dem Schwarzwald, nachhaltig verarbeitet: „Wir versuchen, jedes Klebeband und jede Folie zu hinterfragen: Kann man das nicht auch konstruktiv lösen?“, sagt Boos.

Die junge Familie lebte, aus Karlsruhe-Durlach kommend, zuletzt ein Jahr im eigenen Tiny House in Philippsburg, um dort die Großmutter zu pflegen. Jetzt steht der erste Umzug wieder Richtung Karlsruhe an: „Nur die Sicht aus dem Fenster wird anders“, sagt Schubert.

Noch sucht die Familie ein passendes Grundstück. Ansonsten bleibt die vertraute Umgebung, von der die zweifache Mutter sagt: „Ich weiß absolut, welche Materialien mich umgeben. Ich finde das wichtig, wenn man Kinder hat.“

Tiny House Festival in der Messe Karlsruhe wächst Jahr für Jahr

Mi Casa ist einer von über 70 Ausstellern in diesem Jahr. Das Tiny House Festival in Karlsruhe wächst Jahr um Jahr. Bei der Premiere vor fünf Jahren waren es noch elf Aussteller mit sieben Häusern. Jetzt sind auf dem Areal in Rheinstetten 30 Minihäuser zu besichtigen, die meisten in der dm-Arena: Sie bildet zum ersten Mal den Hauptort des Festivals.

„Wir haben noch nie so viele Häuser da gehabt wie dieses Jahr“, sagt Messechefin Britta Wirtz. „Ich bin persönlich sehr angetan von der Entwicklung, wir haben da ein Trendthema aufgespürt.“

Gezeigt werden in Rheinstetten Häuser auf Rädern, „Tiny Houses on Wheels“, sowie größere Minihäuser mit einer Grundfläche bis etwa 50 Quadratmeter. Im Trend liegen auch Tiny Houses in der Modulbauweise: Sie lassen sich je nach Wunsch, Bedarf und Lebenssituation einfach erweitern und wieder reduzieren, wenn etwa das Kinderzimmer nicht mehr benötigt wird. 

Adliger Besuch auf Tiny House Festival in Karlsruhe

Auf diese Modulbauweise hat sich auch Maja Prinzessin von Hohenzollern konzentriert. Die Designerin präsentiert ihr eigens designtes Modulhaus in der sogenannten Tiny Giants Arena. Man ahnt, dass die Bauten hier etwas größer werden. Nachhaltigkeit verspricht aber auch die (angeheiratete und mittlerweile geschiedene) Adlige: Alles soll vegan und ohne Tierleid sein.

Gezeigt werden in Rheinstetten – hier ein Foto des Festivals 2020 – Häuser auf Rädern, „Tiny Houses on Wheels“, sowie größere Minihäuser mit einer Grundfläche bis etwa 50 Quadratmeter. 
Gezeigt werden in Rheinstetten – hier ein Foto des Festivals 2020 – Häuser auf Rädern, „Tiny Houses on Wheels“, sowie größere Minihäuser mit einer Grundfläche bis etwa 50 Quadratmeter.  Foto: Jürgen Rösner/Messe Karlsruhe

Aus der Messe 2018, die noch als Versuchsballon am Rande einer Design-Messe gestartet war, erwuchs auch die Idee, einen Verband zu gründen. „Viele würden gerne in einem Tiny House wohnen, wissen aber nicht, ob sie eine Baugenehmigung dafür bekommen“, sagt Frank Thieme, Bereichsleiter der Messe und Vorstandsmitglied in dem Bundesverband mit Sitz in Karlsruhe.

Die Mitglieder wälzten 16 verschiedene Bauverordnungen aus den einzelnen Bundesländern, um dann zu definieren, wann überhaupt von einem Tiny House die Rede sein kann: Welche Mindestanforderungen müssen für Kleingebäude erfüllt werden?

Industrienorm soll Genehmigungen von Tiny Houses erleichtern

Ziel des Verbandes: Bauanträge für Minihäuser sollen einfacher genehmigt werden können. Seine Erkenntnisse hat der Tiny-House-Verband mittlerweile in der „Industrienorm Kleingebäude“ zusammengefasst. Werden die Kriterien erfüllt, wächst die Wahrscheinlichkeit, eine Baugenehmigung zu erhalten.

Dabei geht es eigentlich nur darum, einen Platz zum Aufstellen zu finden. Alexander Hemer aus Gammesfeld bei Schwäbisch-Hall hat seinen bereits am Bodensee gefunden. Erst aber zeigt er seinen Vorzeigebau in Karlsruhe.

„Es macht unbändig viel Spaß, so was selbst zu bauen“, sagt Hemer. Sein Haus fällt durch große Glasfronten auf. Er kommt aus dem Fensterbau, hat Erfahrung mit Wintergärten – und baut in seinem Unternehmen mittlerweile sehr gerne Tiny Houses. Auch sein Dach ziert ein großes Fenster. Darunter steht das Bett: „Es ist toll, wenn es draußen regnet oder schneit und man liegt darunter.“

Im vergangenen Jahr war Hemer als Gast auf der Messe in Karlsruhe – und erinnert sich gut, wie die Menschen bei 35 Grad im Schatten fast eine Stunde warteten, um mal einen Blick in ein kleines Häuschen werfen zu können. „Da geht was“, dachte sich der Fensterbauer – jetzt stellt er selbst in Karlsruhe aus.

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