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Am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe

Mobiles Geschichtslabor zum KZ Kislau mach Halt in Karlsruhe: Was ist Widerstand?

Das mobile Geschichtslabor zum KZ Kislau ist jetzt auf Tour. Erste Station ist das Bismarck-Gymnasium in Karlsruhe. Die Jugendlichen lernen dort die Unterschiede zwischen Recht und Unrecht sowie zwischen Demokratie und Diktatur kennen.

Die Peer-Guides Mathea Nägeli (links) und Laura Pastal zeigen eine Station des mobilen Geschichtslabors.
Derzeit am Bismarck-Gymnasium: Die „Peer-Guides“ Mathea Nägeli (links) und Laura Pastal zeigen eine Station des mobilen Geschichtslabors, das künftig in den Landkreisen Karlsruhe und Rhein-Neckar unterwegs sein wird. Foto: Judith Midinet-Horst

Hitzige Diskussionen gab es bereits vor den einzelnen Stationen des mobilen Geschichtslabors, das seit kurzem im Bismarck-Gymnasium in Karlsruhe steht.

Wo fängt Unrecht an? Was ist eigentlich Widerstand? An acht Doppelstationen erarbeiten sich die Schüler die Geschichte des KZ Kislau, aber auch die Bezüge zur Gegenwart.

„Es geht darum, die eigenen Positionen zu hinterfragen“, erklärt Anja Schuller-Müller, die das Projekt koordiniert. Die Stationen des Geschichtslabors sind interaktiv gestaltet. Drehelemente, Klappen und Schieberegler laden dazu ein, Inhalte zu entdecken und die eigenen Erfahrungen und Haltungen auf den Prüfstand zu stellen.

Die Jugendlichen können offen zu Wertfragen Stellung nehmen und kommen so miteinander ins Gespräch. Und das funktioniert: „Es gibt keine Pause, in der die Ausstellung alleine steht“, hat Tobias Markowitsch, Geschichtslehrer am Bismarck-Gymnasium, beobachtet.

Wichtiger Aspekt für das Geschichtslabor ist der Faktor Nähe. Gleichaltrige im Alter zwischen 14 und 24 Jahren übernehmen als „Peer-Guides“ auf Augenhöhe die Vermittlungsarbeit, geben den Nutzern Orientierung, beantworten Fragen, moderieren und leiten vertiefende Mini-Workshops. Zu ihnen gehören auch Laura Pastal, FSJ-Kraft im Lernort, und Mathea Nägeli, Schülerin am Bismarck-Gymnasium.

Viele kennen das KZ Kislau nicht

„Das ist ja hier“, würden viele erstaunt feststellen, erzählt Mathea Nägeli. Von der Existenz des KZ Kislau auf halber Strecke zwischen Karlsruhe und Heidelberg hätten einige zuvor noch nie gehört. „Die frühen Lager sind kaum bekannt“, erklärt Anja Schuller-Müller, „sie sind aber ein wichtiger Schritt, um die späten Lager zu verstehen, und warum es Auschwitz überhaupt geben konnte.“

Wie aktiv das nationalsozialistische Terror-Regime auch hier in der Region war, zeigt im Geschichtslabor ein animierter Film über den gebürtigen Odenwälder Adam Remmele (1877–1951), der als Landesinnenminister und Regierungschef wirkte. Er bot den Feinden der jungen Weimarer Republik konsequent Paroli. Er erklärte zum Beispiel im Februar 1923 vor dem Badischen Landtag, dass er Hitler in eine Heil-und Pflegeanstalt schicken würde, wenn er Zugriffsrechte hätte. Den badischen Nazis galt Remmele als ihr Hauptfeind. In einer „Schaufahrt“ wurden er und sechs seiner politischen Mitstreiter am 16. Mai 1933 ins KZ Kislau verschleppt.

Labor wechselt seine Standorte

Nähe bedeutet im Geschichtslabor aber auch, dass das Labor die Jugendlichen aufsucht und nicht umgekehrt. „Siebtklässler würden nicht unbedingt ins Museum gehen“, erklärt Mathea Nägeli die Vorzüge des mobilen Labors, „wenn man es zu ihnen bringt, dann interessieren sie sich.“

Das Geschichtslabor soll Jugendliche und junge Erwachsene vor allem dort ansprechen, wo sie in ihrer Freizeit aktiv sind. Deshalb wandert es in vier- bis achtwöchigem Wechsel durch unterschiedliche Einrichtungen und Vereine im Karlsruher Stadtgebiet sowie in den Landkreisen Karlsruhe und Rhein-Neckar. „Das freiwillige Befassen mit dem Thema ist wichtig“, sagt Anja Schuller-Müller. Angesprochen werden sollen Jugendliche aller Altersgruppen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Ziel sei es, so Schuller-Müller, das Interesse möglichst gemischter Gruppen zu wecken.

Nachdem das Labor am 29. September im Landtag in Stuttgart präsentiert wird, zieht es weiter zu den nächsten Stationen: Jugendhaus Waldstadt, Villa Federbach in Malsch und Odenheim stehen auf der Liste. „Wir haben sehr viel Interesse“, freut sich Schuller-Müller über eine positive Resonanz.

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