Skip to main content

Corona-Lockdown setzt Gastronomie zu

Wirte in Walzbachtal setzen auf Unterstützung durch die Bevölkerung

Die Gaststätten bleiben im Lockdown zu. Auch in Walzbachtal reichen die finanziellen Hilfen für die Wirte längst nicht aus, um zu überleben. Sie hoffen auf etwas anderes.

Antonio d`Amico und  seine Schwester Theresa betreiben gemeinsam das Jöhlinger "Lamm" - hier beide in der Gaststube.
Antonio d`Amico und seine Schwester Theresa betreiben gemeinsam das Jöhlinger "Lamm" - hier beide in der Gaststube. Foto: Arnd Waidelich

Seit Anfang November sind Gaststätten wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Sie befinden sich in einer nie dagewesenen Extremsituation. Viele der Betriebe stünden vor der Insolvenz, sagt Michael Kant von der Geschäftsstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Karlsruhe.

In der Region ist es nicht anders. Mit weit ausgebreiteten Armen weist Antonio d`Amico in seinem Jöhlinger „Lamm“ auf die leeren Tische und Stühle in seinem Lokal.

Wo sich sonst die Gäste am „Jöhlinger Spieß“ oder dem „Töpfchen d`Amico“ laben, herrscht seit Anfang November gähnende Leere.

Wirte zeigen sich kämpferisch

Doch unterkriegen lassen will sich der „Lamm“-Wirt nicht. Schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr hat er die Gelegenheit genutzt und sich an die Renovierung des Lokals gemacht in dem Bewusstsein: „Irgendwann ist die Plage wieder vorbei.“

Er hat die Fensterlaibungen erweitert, hat die alte Bruchsteinmauer freigelegt und den Thekenbereich modernisiert. Schließlich will die „Lamm“-Mannschaft im Mai das 25-jährige Bestehen gebührend feiern. Leise Zweifel, dass das klappt, plagen ihn allerdings doch noch.

Schließlich ist seine Gaststätte schon fast drei Monate geschlossen. Fast klingt es ein wenig nach Pfeifen im dunklen Wald, wenn er sagt: „Den ersten Lockdown haben wir überstanden. Den zweiten werden wir auch überstehen.“

Stammkundschaft kommt weiterhin

Unverzichtbar dafür sei die Unterstützung aus der Bevölkerung. Er könne sich allerdings, so sagt er, auf seine Stammkundschaft verlassen. Sie halte ihm in der Krise die Treue und mache von seinem Abholservice reichlich Gebrauch, den er kurz nach Beginn des ersten Lockdowns eingerichtet hat.

Schwester Teresa, die mit ihm zusammen das Lokal betreibt, bestätigt das. Sie kann immer noch kaum glauben, „dass uns die Stammkundschaft so die Treue hält. Das hätte ich nicht gedacht“.

Ein gewaltiger Umsatzeinbruch war aber trotzdem unvermeidbar. „Wir fahren nur noch mit 30 Prozent“, berichtet ihr Bruder. Das ganze Servicepersonal sei in die Kurzarbeit geschickt, die Aushilfen sowieso. Die Hoffnung hat er aber nicht aufgegeben, „dass der Laden bald wieder läuft, dass wieder Feste stattfinden können“.

Geschlossen hat auch Andreas Philipp sein Leopoldshafener „Andreasbräu“. Die Hausbrauerei hat den Gaststätten-Betrieb am 12. November eingestellt. Jetzt braut er sein Bier nur noch für seine Stammgäste.

Sie würden sich freuen, wenn sie ihr gewohntes Hausbräu holen könnten, berichtet er. „Wir werden in der Beziehung vor allen Dingen von unseren Stammgästen unterstützt“, freut er sich und mischt gleichzeitig einen sarkastischen Ton darunter: „Das machen wir bis zum bitteren Ende.“

Umsatzeinbruch von 95 Prozent

Sein Umsatzeinbruch liege bei 95 Prozent. Er ärgert sich vor allen Dingen über die von Wirtschaftsminister Altmaier zugesagte Unterstützung, von der er allerdings erst die Abschlagszahlung für den November erhalten habe.

Auch die Hähnchen, für die die „Alte Brauerei“ in Rußheim bekannt ist, gehen derzeit eher schleppend über deren Ausgabestelle in der Huttenheimer Straße. Der Straßenverkauf, den er schon vor Corona betrieben habe, sei um 50 Prozent eingebrochen, berichtet Luka Majstorovic.

Mit 30 Prozent weniger Umsatz habe er den Sommer abgeschlossen. Die Gaststätte selbst ist schon seit Anfang November geschlossen. Die wirtschaftliche Entwicklung sei eine einzige Katastrophe.

Deshalb überlege er schon seit geraumer Zeit, ob er nicht endgültig einen Schlussstrich ziehen und die Räume in Monteurszimmer umwandeln solle, die er vermieten könne. Sehr viel Alternativen gebe es für ihn nicht. „Wenn es so weitergeht“, so sagt er, werde er spätestens im Herbst den Gedanken angehen müssen, aber unter Umständen parallel dazu den Straßenverkauf aufrecht erhalten.

Nicht gut zu sprechen ist er auf die „Bazooka“, die Bundeswirtschaftsminister Olaf Scholz zu Beginn der Pandemie angekündigt hatte. Völlig unglaubwürdig sei diese Ankündigung. Eine erste Unterstützung von 9.000 Euro, die er im April erhalten habe, habe er wieder zurückzahlen müssen, weil er den Straßenverkauf weiter betrieben habe.

Davon habe er erst zwei 3.000-Euro-Raten zurückzahlen können. Von der November Hilfe, berechnet nach dem vergleichbaren Vorjahresmonat 2019, seien ihm gerade mal 268 Euro geblieben. Von denen wiederum seien ihm nach Abzug der Steuerberaterkosten gerade mal 90 Euro geblieben. Für ihn sei das Altmaiersche Versprechen ein Betrug, aber keine Unterstützung.

nach oben Zurück zum Seitenanfang