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Überraschender Rückzug

Kinderbetreuung: Eröffnet der Tageselternverein doch kein TigeR-Haus in Rheinstetten?

Betreuungsplätze werden in Rheinstetten dringend benötigt. Der Tageselternverein Ettlingen (TEV) und ein privates Projekt von zwei Tagesmüttern sollten Abhilfe leisten. Jedoch hat der TEV nun seinen Rückzug angekündigt.

Die Tagesmutter Vanessa Di Pardo spielt am 08.09.2017 in der Kindertagespflege "Wuselbande" in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) mit Kindern. (zu dpa: "«Wir arbeiten mit den Allerkleinsten»: Tagesmütter fehlen") Foto: Rolf Vennenbernd/dpa ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Betreuungsplätze, gerade für kleine Kinder unter drei Jahren, werden immer stärker nachgefragt. Die Kindertagespflege – hier ein Symbolbild – ist deshalb für viele Kommunen eine wichtige Stütze. Foto: Rolf Vennenbernd picture alliance / Rolf Vennenbernd/dpa

Der Tageselternverein Ettlingen und südlicher Landkreis, kurz TEV, will vorerst doch kein TigeR-Haus für die Betreuung von Kindern bis drei Jahre in Rheinstetten eröffnen. Dies erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion Azra Bredl, die Vorsitzende des Vereins.

Man werde zwei Tagesmüttern den Vortritt lassen, die mit den „7 Freunden“ in Rheinstetten gleich mehrere Großtagespflegestellen einrichten wollten, so Bredl – und zwar unabhängig vom TEV.

„Wir wollen denen nichts wegnehmen“, sagt Bredl, „diese beiden Frauen sind ja dabei, eine Existenz zu gründen.“ Solange die Stadt nicht sage, „wir brauchen die Plätze“, werde sich der TEV zurückhalten.

Das Angebot, das die beiden Tagesmütter planten, sei im Endeffekt nichts anderes als das, was in den TigeR-Häusern gemacht werde.

So böten Aude Leblanc und Nadine Klumpp Bewerbern auch eine Festanstellung an – dies sei anfangs nicht so kommuniziert worden, meint Bredl. Stattdessen sei man von selbstständigen Mitarbeitern ausgegangen. „Es ist nicht das, was vorgestellt wurde.“

Planungen für zwei Angebote (TigeR-Haus und „7 Freunde“) liefen parallel

Tagesmutter Nadine Klumpp widerspricht: Sie kenne viele Großtagespflegen, die mit Festangestellten arbeiteten, und dies sei auch immer als Option gesehen worden.

Mehrere Großtagespflegestellen seien im Übrigen nicht geplant, zumindest nicht sofort. „Wir gehen derzeit noch von einer Einrichtung aus.“ Außerdem habe man mit dem Fokus auf die Montessori-Pädagogik und eine bilinguale Betreuung einen ganz anderen Schwerpunkt als die TigeR-Häuser.

Klumpp zeigt sich von dieser Entscheidung des TEV genauso überrascht wie die Stadtverwaltung. Denn noch im März, als die „7 Freunde“ ihr Angebot im Verwaltungs- und Finanzausschuss vorstellten, hatte die Verwaltung erklärt, dass die Planung für beide Einrichtungen weiterverfolgt werden soll.

Stadtverwaltung: Noch keine schriftliche Absage vom Tageselternverein

Bei einem Treffen der Verwaltung mit dem TEV und den „7 Freunden“ zur Besprechung des weiteren Vorgehens hätten die Vertreterinnen des TEV angekündigt, dass sie zurückziehen, bestätigt auf Nachfrage Rheinstettens Hauptamtsleiter Christian Schorpp.

Schriftlich habe man bisher aber noch keine Absage. Und bei einem späteren Treffen, bei dem zwei Gebäude in Forchheim besichtigt wurden, in die die Betreuungseinrichtungen einziehen könnten, sei der TEV auch dabei gewesen. „Klar ist, dass wir einen Prüfauftrag vom Gemeinderat haben“, so Schorpp. „Wir und der Tageselternverein arbeiten weiter zusammen.“

Rheinstetten ist wie Ettlingen, Waldbronn, Karlsbad, Malsch, Marxzell und Pfinztal Mitglied im Tageselternverein. Selbstständige Tagesmütter, die Kinder bis drei Jahre versorgen, seien eine wichtige Stütze für die Kommune, die Kindergartenplätze bereithalten muss, so Schorpp.

Das TigeR-Haus und die „7 Freunde“ würden Lücken füllen im Bedarfsplan. Laut Schorpp gibt es aktuell bei den Kindergartenanmeldungen 93 unterversorgte Kinder im U3-Bereich (Unter-Dreijährige), bei den Über-Dreijährigen sind es 25.

Allerdings, betont Schorpp, sind unter diesen Kindern auch welche, die zwar noch nicht den Platz in ihrer bevorzugten Betreuungseinrichtung bekommen haben, potenziell aber auf eine andere wechseln könnten. Außerdem bezögen sich nicht alle Anmeldungen auf das kommende, im September startende Kindergartenjahr.

Zwei Immobilien wurden besichtigt – 18 Betreuungsplätze könnten geschaffen werden

„Da gibt es immer noch Verschiebungen“, sagt Schorpp, etwa wenn ein Kind in die Schule übergeht oder es Wegzüge gibt. Außerdem werden zum September 2023 im Kinderhaus Sonnenschein 21 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen.

Fakt ist aber: Bedarf nach zusätzlichen Betreuungsplätzen in Rheinstetten ist da. Und deshalb, so Schorpp, habe die Stadt ein Interesse daran, mit beiden Akteuren, dem TEV und den „7 Freunden“ weiter zu planen.

In den Immobilien, die kürzlich besichtigt wurden, könnten kurzfristig 18 Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige geschaffen werden. Ob nun der TEV und die „7 Freunde“ einziehen oder nur einer von beiden, müsse sich noch klären. Wenn die Immobilien geeignet sind, dann würden die Kosten geprüft und die Gebäude dann gekauft oder gemietet. „Das geht dann nochmal in den Gemeinderat.“

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