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Influencerin aus Karlsruhe

Warum Pamela Reif von der Corona-Krise profitiert und ihre Mutter sich sorgt

Pamela Reif ist Deutschlands bekannteste Fitness-Influencerin. Weil die Fitnessstudios gerade geschlossen sind, ist ihr Youtube-Channel in der Corona-Krise gefragter denn je. Manuela Reif hat seit 35 Jahren eine Modeboutique in Karlsruhe und sorgt sich seit der Schließung ihres Ladens um die Zukunft. Mutter und Tochter – die zwei Gesichter einer Krise.

Millionen von Followern: Mit ihren Fitness-Tipps erreicht Pamela Reif im Internet in der Corona-Krise so viele Menschen wie nie zuvor.
Millionen von Followern: Mit ihren Fitness-Tipps erreicht Pamela Reif im Internet in der Corona-Krise so viele Menschen wie nie zuvor. Foto: Privat

Pamela Reif ist Deutschlands bekannteste Fitness-Influencerin. Weil die Fitnessstudios gerade geschlossen sind, ist ihr Youtube-Channel in der Corona-Krise gefragter denn je. Manuela Reif hat seit 35 Jahren eine Modeboutique in Karlsruhe und sorgt sich seit der Schließung ihres Ladens um die Zukunft. Mutter und Tochter und die zwei Gesichter einer Krise.

Zu normalen Zeiten zählt die Karlstraße zu den belebteren Straßen in der Karlsruher Innenstadt. Der Abschnitt zwischen Karlstor und Europaplatz ist vom Einheitsbrei der großen Einzelhandelsketten bislang verschont geblieben.

Der Schaufensterbummel lohnt sich noch. Alles ist ein bisschen exklusiver. Die Möbel, die Mode – sogar die Törtchen, die die Konditorei in ihrer Auslage präsentiert. Seit Corona aber, steht das Leben auch hier still und wenn der Lärm von der Baustelle an der Kriegstraße nicht wäre, dann könnte man die Stille sogar hören.

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Keine Kundschaft: Manuela Reif nutzt ihre geschlossene Boutique als Fotostudio für den Online-Handel. Foto: Privat Foto: None

 

Beängstigende Ruhe

Für Manuela Reif ist diese Ruhe beängstigend. In den 35 Jahren ihres Lebens als Boutique-Besitzern hat sie sich daran gewöhnt, dass täglich Kundinnen zu ihr in den Laden kommen. Sie suchen aus, probieren an, kaufen oder lassen sich etwas zurücklegen. „Viele besuchen mich auch einfach nur zum Plaudern“, sagt die Chefin.

Keine Kunden mehr wegen Coronavirus

Seit drei Wochen hat sich Manuela Reifs Ladentür nicht ein einziges Mal für eine Kundin geöffnet. Nur Briefträger und Paketboten schauen noch vorbei. Wie alle Einzelhändler, die kein lebenswichtiges Sortiment anbieten, musste sie ihren Laden Mitte März schließen.

Dabei hatte Manuela Reif die Regale nach dem grauen Winter gerade mit frischer Ware gefüllt. Pullover, Blusen und Hosen in zarten Frühlingsfarben, luftige Sommerkleider und Tops bleiben nun in den Regalen. Den drohenden Umsatzverlust wagt die Unternehmerin erst gar nicht zu beziffern.

Corona hat mir den größten Zuwachs aller Zeiten beschert.
Pamela Reif, Fitness-Influencerin aus Karlsruhe
 

Ein Stockwerk drüber brummt das Geschäft. Seit Beginn der Krise gehen oben, bei Manuelas Tochter Pamela, Hunderttausende von Menschen täglich ein und aus. Zum Glück nur virtuell. Auf den Internet-Angeboten der Fitness-Influencerin ist seit Beginn des öffentlichen Lockdowns so viel Verkehr wie nie.

„900.000 neue Abonnenten sind allein in den vergangenen vier Wochen dazugekommen“, sagt Pamela Reif. Ihr Youtube-Kanal zählt Stand jetzt 2,3 Millionen Follower, auf Instagram knackte die zarte Blondine zu Beginn dieser Woche die Fünf-Millionen-Marke. „Corona hat mir den größten Zuwachs aller Zeiten beschert“, stellt die 23-Jährige fest.

 

Pamela Reif ist eine Gewinnerin der Covid-19-Krise

Das Virus, das manche Menschen das Leben und andere die Existenz kostet, hat die Karlsruher Influencerin noch berühmter gemacht. Weil die Fitnessstudios gerade geschlossen sind, ist der Markt für Online-Angebote explodiert. Pamela Reif, die mit Hunderten von Trainingsvideos schon vorher gut im Geschäft war, hat sich den Bedürfnissen des Marktes ganz schnell angepasst. „Ich mache, was ich schon immer mache, aber ich habe meinen Fokus verschoben“, erklärt sie.

In Windeseile ein neues Angebot

Keine drei Tage dauerte es, bis sie ihren Fans ein neues Angebot machen konnte. Mehrmals die Woche lädt die schöne Pamela nun zu live Work-outs auf ihrem Youtube-Kanal ein. „Let ’s train together“ – lasst uns zusammen trainieren – heißt das neue Format, bei dem jeder zu Hause mitmachen kann.

Zusätzlich zum Video-Livestream lädt das Fitness-Model außerdem auf Instagram Trainingspläne für die ganze Woche hoch. Für Anfänger und Fortgeschrittene. Fit durch die Quarantäne zu kommen – das ist es, wonach der Markt gerade lechzt.

Schlanke Struktur des Geschäfts

Weil die Struktur ihres Geschäfts so schlank und wendig ist, wie das Model selbst, fiel die Anpassung leicht. Die Videos werden teilweise in den eigenen vier Wänden gedreht, Bruder Dennis ist für die Technik zuständig. Er filmt seine Schwester beim Vorturnen mit einer einzigen Kamera.

Mehr als eine Yogamatte und ein bisschen Musik braucht es nicht. 30 Minuten für einen knackigen Po und schöne Beine, 30 Minuten für straffe Arme und einen starken Oberkörper – bis zu 300.000 Menschen sind pro Stunde dabei, wenn Pamela zu Beginn des Work-outs den Bund ihrer Leggings richtet und sich die langen blonden Haare hinter die Schultern wirft. Die Übungen erklärt und kommentiert sie in perfektem Englisch. Jedes Workout endet mit einem Lob und einem Küsschen.

Eine Million Menschen sehen beim Training zu

Egal was trainiert wird, ob „Legs and Booty“ (Beine und Po) geformt, die Bauchmuskeln (Abs) gestählt oder gegen das „Muffin-Top“, das sind die Fettpölsterchen an der Taille, gearbeitet wird, sind nach ein paar Tagen im Schnitt gut eine Million Menschen am Bildschirm mit dabei. Mit den bekanntesten Videos wurde über 20 Millionen Mal trainiert. Die schiere Masse ist viel Geld wert.

Der Weg von Pamela Reif zum Ruhm war lang

In der gegenwärtigen Krise sind gerade viele Fitness- und Yogastudios gezwungen, ihr Angebot auf Online umzustellen. Für sie geht es ums nackte Überleben. Eine Reichweite, die so groß ist, dass sie sich in Heller und Pfennig auszahlt, ist schwer zu erreichen. Pamela Reif hat sich ihren Ruf in sieben langen Jahren erarbeitet.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick 

 

Schon als Teenager lud sie ihre ersten Selfies auf Instagram hoch. Als sie mit 17 Jahren das Abitur ablegte, hatte sie schon 500.000 Fans. „Bis dahin hätte ich nicht gedacht, dass ich da einen Businesscase habe“, erinnert sich Pamela. Was ein Influencer eigentlich macht, musste sie damals vielen Leuten erklären. Nicht zuletzt auch sich selbst, denn so richtig viele Vorbilder gab es noch nicht. „Was ich da gemacht habe, war für jeden ziemlich neu“, sagt sie.

Stationärer Einzelhandel geht den Bach runter

Als ihre Mutter Manuela vor 35 Jahren als Boutique-Besitzerin an den Start ging, war die Branche nicht unbedingt neu. Aber auch für sie ging es damals darum, sich mit neuen Ideen und Selbstvertrauen auf dem Markt zu behaupten. Sie tut das bis heute und wurde dennoch Zeugin einer Entwicklung, in dem der stationäre Einzelhandel mehr und mehr zu kämpfen hat. Von ehemals 30 Angestellten sind heute noch fünf übrig.

Exklusive Damenmode sei weiterhin gefragt, aber der Markt sei kleiner geworden. Nicht zuletzt die Konkurrenz des Online-Handels zwang auch Manuela Reif dazu, ihr Geschäftsmodell anzupassen. „Wir haben schon viele Rückschläge erlebt und überstanden“, sagt die Geschäftsfrau. Deshalb will sie auch im Fall von Corona optimistisch bleiben.

Auch Manuela Reif versucht ihr Glück im Online-Handel

Mit Hilfe ihrer Kinder versucht die Chefin des Modehauses nun auch einen Fuß in die Tür des Online-Handels zu setzen. „Was bleibt mir anderes übrig“, fragt sie. Also betätigt sich die Karlsruherin ebenfalls als Model. Die Schließzeit des Ladens nutzt sie, um in die neuen Kleiderkollektionen zu schlüpfen. Dann lässt sie sich darin fotografieren und lädt die Bilder im Online-Shop hoch. Dort können die Kunden sich das Sortiment anschauen.

Die Beratung, die Manuela Reif so sehr am Herzen liegt, erfolgt via WhatsApp oder telefonisch. Ein mühsames Geschäft ist das. Ob es reichen wird, die Verluste durch Corona auszugleichen, ist nicht klar. Auch die rechtliche Situation ist ungeklärt. Gibt es staatliche Unterstützung für Einzelhändler, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen? „Ich habe beschlossen, diese Fragen außer acht zu lassen und meinen Weg zu gehen. Ich kann schließlich nicht ewig auf Hilfe warten“, sagt Manuela Reif bestimmt.

Leidenschaft ist gemeinsamer Nenner von Pamela Reif und ihrer Mutter

Eigeninitiative ist das Wesen des Unternehmertums. Das ist der gemeinsame Nenner, der die Boutiquebesitzerin und die Influencerin verbindet. Egal, wie unterschiedlich ihre Branchen und Märkte auch sein mögen.

Eine Idee zu haben und eine Zielgruppe dafür zu begeistern, dass sei in beiden Fällen das A und O. „Wir können mitreißen, überzeugen und andere mit unserer Leidenschaft anstecken“, sagt Manuela Reif. Auf dieses Talent, da sind sich Mutter und Tochter sicher, wird es auch in der Zukunft noch ankommen.

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