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Gegen Spende von fünf Euro

Bei „Bretten live“ wird der Marktplatz zur Tanzfläche

Bei „Bretten live“ ist der Marktplatz am Wochenende zur gut besuchten Tanzfläche geworden. Die Verantwortlichen zeigten sich sehr zufrieden. Die Besucher waren von Shades of Soul begeistert.

Viele Menschen vor Bühne mit Band
Eine Stunde nach dem Start sind Sitzplätze schon rar: Nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit heizt das Festival der guten Taten auf dem Brettener Marktplatz dem Publikum ein. Bereits zum Auftakt kommen rund 2.000 junge wie alte Besucher. Foto: Susanne Roth

Es scheint zunächst, als ob Bretten am Samstagabend in einem trägen Sommerschlaf versunken ist. Doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm, wie sich zeigt.

Claudia Debatin und ihr Kollege vom Musikverein Bauerbach nehmen kurz vor 19 Uhr statt eines Eintritts die ersten Spenden entgegen für das „Festival der guten Taten“ – „Bretten live“ – entgegen. „Bisher war noch niemand dabei, der nichts geben wollte“, sagt Claudia Debatin. Fünf Euro Spende, das bringen die Besucher, die Richtung Marktplatz gehen, gern auf.

So auch Elisabeth Flirl, die mit ihrer Tochter Jennifer und Enkel Marlon „endlich mal wieder einen gemeinsamen Termin gefunden hat“. Da ist es schon fast egal, welche Musikband nachher auf der Bühne stehen wird.

Um es vorweg zu nehmen: Auch der kleine Marlon wird den Kinderwagen verlassen und auf dem Arm seiner Großmutter verfolgen, wie die Formation Shades of Soul laut und mitreißend ihre großen Soul-Schatten wirft. Laute Musik? Kein Problem. „Bei Peter und Paul hat es ihm auch gut gefallen“, sagt die Mutter und lacht.

schwarze Sängerinnen auf Bühne
Wirft einen großen Schatten: Shades of Soul reißt das Publikum mit Songs wie „Superstition“ von Stevie Wonder mit. Foto: Susanne Roth

Auch Günter Heidelberger aus Diefenbach verfolgt mit glänzenden Augen, wie sich die Bühne füllt mit Sängerinnen und Sängern, die spätestens bei „Superstition“ von Stevie Wonder vor allem das weibliche Publikum von den Bierbänken reißen und auf die pflastersteinige Tanzfläche ziehen.

Shades of Soul begeistern bei „Bretten live“

Auch Günter Heidelberger tanzt sich schon mal warm, bis seine Ehefrau von der Arbeit kommt: „Ich bin extra wegen dieser Band gekommen! Die habe ich schon mal vor zwei Jahren gehört. Die sind einfach toll.“ Die Freude sieht man ihm an. Auch Silvia aus Bretten ist im Soul-Himmel. Ihr gekühlter Weißwein bleibt erst mal neben dem Glas ihres männlichen Begleiters stehen und akklimatisiert sich mit der immer noch um die 30 Grad Celsius schwebenden Temperatur.

Noch hat Annette Stricker Zeit, um auf dem Rand des „Primo Café Bar“-Getränkewagens sitzend eine Zigarette zu rauchen und dem Treiben zuzuschauen. „Später wird es mehr werden“, ist sie sich sicher. „Gestern war es auch so.“ Begeistert erzählt sie, dass am ersten Abend „irgendwann alle getanzt haben“.

Das wären laut Festival-Impresario Uli Lange bereits beim Start 2.000 junge wie alte Besucher gewesen. Er seit 1975 überwiegend im musikalischen Sektor am Start von „Bretten live“.

Er ist neben der Stadt Bretten auch Co-Veranstalter. „Das war die tollste Party, die ich je erlebt habe bei Bretten live“, schwärmt er vom Auftakt, den Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) eröffnet hat und der musikalisch von Krachledergesang (Classic Rock und bayerischer „Slang“) und Rock-Pop-Evergreens von Sudden Inspiration gestaltet wurde. „Tolle Stimmung, tolle Leute“, sein Fazit.

Und von wegen chaotische Jugend: Alles war friedlich und Uli Lange konnte feststellen, dass die jungen Leute vor allem Hip-Hop lieben. Überhaupt ist der Impresario voll des Lobes: über die Journalisten, über die Stadtverwaltung (hier erwähnt er nicht nur den Bauhof, sondern vor allem auch Nadja Scheurer) und nicht zuletzt auch über die Sponsoren.

Nach über 40 Jahren „Bretten live“ seien auch einige Freundschaften entstanden. Allerdings: Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause habe er, so gibt Uli Lange gern zu, bei der diesjährigen Vorbereitung, die vor einem halben Jahr begann, „unter Starkstrom gestanden“. Manche Bands hatten inzwischen aufgegeben, die damals verpflichteten konnte er aber überwiegend wieder gewinnen.

Sitzplätze sind rar

Am Rand des Geschehens steht das Ehepaar Renate und Günter Gauß aus Bretten und genießt mit einem Blick auf die Bühne und die vielen Zuschauer – eine Stunde nach dem Start am Samstag werden Sitzplätze bereits rar – die Atmosphäre. „Wir sind immer dabei“, sagt Renate Gauß.

Um sie herum wirbeln die beiden Enkel Eli und Sebastian aus Waghäusel. „Sie sind heute den ersten Tag da. Da wollten wir ihnen mal zeigen, was hier so los ist“, sagt die Großmutter. Den Enkeln gefällt es.

Dass sie allerdings beim Refrain „Voulez-vous coucher avec moi?“ mitsingen, ist eher unwahrscheinlich. Doch die Songs der 1960er Jahre sind ganz augenscheinlich generationenübergreifend. Erinnerungen werden sicherlich auch bei dem ein oder anderen wach, als Demon‘s Eye zu vorgerückter Stunde Deep-Purple-Songs von der Bühne in die laue Sommernacht schickt.

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