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Meinung

von Irmeli Thienes

Glosse

Duft oder Luft – das ist zu diesem Welttag die Frage

Er manipuliert, belästigt oder verführt: Duft ist überall, oft subtil und manchmal auch zu viel des Guten, findet Autorin Irmeli Thienes

Porträtfoto von Irmeli Thienes
BNN-Autorin Irmeli Thienes Foto: Christof Bindschädel

Duft oder Luft – das ist hier die Frage. Zehn Jahre gibt es den Welttag des Duftes nun schon. Doch auch zu „Duft“ kann man ein gespaltenes Verhältnis haben. Acht Flacons altern in meinem Badezimmer vor sich hin, seit Jahren. Vielleicht gibt es für mich nicht den einen Duft. Ich suche ihn aber auch nicht. Lieber ist mir nix. Auch mein Deo ist duftfrei.

Initiiert hat den Tag des Duftes Matti Niebelschütz, Inhaber eines Parfümunternehmens, um Menschen die Bedeutung von Duft bewusst zu machen. Gelungener Marketingzug, klar, wenn man den Mann noch zehn Jahre später erwähnt.

Von der Nase direkt ins Hirn

Tatsächlich geht Duft, anders als andere Sinneseindrücke, direkt von der Nase ins Hirn, ohne lange Umwege. Das eröffnet Manipulationsmöglichkeiten Tür und Tor und die werden genutzt.

Aqua die Parma oder Pink Pepper Amberwood haben beispielsweise rein gar nichts mit Schinken oder Johnny Depp zu tun. Es sind Namen verkaufsfördernder Düfte. Wir kaufen also und wissen nicht wieso. Manchen mag das als Rechtfertigung dafür dienen, weshalb das 13. Paar Sneaker aus dem Laden mitmuss oder das 14. Fläschchen Bartöl. Und das kann ja auch dufte duften.

Duft ist also überall, meist subtil, aber mir dennoch oft zu viel. Schön, mit Jasminduft verbindet man chinesischen Tee, mit Duftkerzen aber Schnaken. Mit Duftbäumchen nicht etwa Pinien im Sommer, sondern Mief in Autos. Und besser wird es auch nicht bei Dufteinsätzen in öffentlichen Urinalen.

Vermutlich bin ich duft-traumatisiert, richtig mies geprägt von Patrick Süskinds „Das Parfum“. Denn wenn sich Serienmörder Jean-Baptiste Grenouille mit dem eigenen Parfum übergießt, läutet er – Spoiler-Alarm – sein Ende ein. „Er erlebte in diesem Augenblick den größten Triumph seines Lebens und es wurde ihm fürchterlich“, heißt es gen Ende. Grenouille kann es nicht genießen. Die Menschen lieben nicht ihn, nur sein Parfum.

Und wer will das denn schon?

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