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Auszeit vom Alltag

Einkehrtag in Bretten: „Von den großen Sorgen einen Schritt zurücktreten“

Wolfgang Max ist Pfarrer im Ruhestand. In Bretten will er im Februar erstmals einen „Einkehrtag“ veranstalten. Eine Übung dabei: Stillsitzen, bis zu 25 Minuten lang. Was es mit dem Angebot auf sich hat.

Stiftskirche Bretten
Im Gemeindehaus links neben der Stiftskirche Bretten findet am 3. Februar der Einkehrtag statt. Foto: Arnd Waidelich

Bei der Evangelischen Michaelbruderschaft lernte Wolfgang Max das Konzept des Einkehrtags kennen. Später bot er die Zusammentreffen zum gemeinsamen Innehalten als Gemeindepfarrer und zuletzt als Klinikseelsorger in Pforzheim selber an.

Die Eröffnung des umgebauten Gemeindehauses der evangelischen Kirchengemeinde in Bretten nimmt der 68-Jährige zum Anlass, das Angebot an seinen Wohnort zu verlagern. Am 3. Februar soll der erste Einkehrtag im Gemeindehaus an der Stiftskirche stattfinden.

Wolfgang Max
Wolfgang Max Foto: Julia Trauden

Der Kurs ist kostenlos und ein Angebot der Evangelischen Erwachsenenbildung im Dekanat Bretten-Bruchsal. Unterstützt wird Wolfgang Max bei dem Kurs von seiner Frau Annegret, Diplommusik- und Religionspädagogin.

Im Interview erzählt der Pfarrer im Ruhestand, was die Teilnehmer beim Einkehrtag erwartet und welche hilfreichen Nebenwirkungen er haben kann.

Was ist der „Einkehrtag“, den sie am 3. Februar erstmals in Bretten anbieten?
Max
Einkehrtag ist ein alter Begriff. Man könnte auch von einem Rückzugstag sprechen, an dem man sich aus den alltäglichen Beschäftigungen rauszieht beziehungsweise von den großen Sorgen einen Schritt zurücktritt. Man zieht sich ins eigene Innere zurück und schaut, was da so passiert. Ziel ist es, sich für die Begegnung mit Gott zu öffnen. Das Angebot richtet sich aber nicht nur an Gläubige oder speziell an Christen. Menschen, die einfach Meditationserfahrungen sammeln möchten, sind willkommen. Ich biete Einkehrtage schon seit vielen Jahren an – zuletzt in Pforzheim, wo ich als Klinikseelsorger gearbeitet habe. Dabei nahmen sehr unterschiedliche Menschen teil. Sie kommen aus allen sozialen Schichten und Altersklassen, von Anfang 20 bis über 80. In meiner Zeit als Gemeindepfarrer gab es erstaunlich viele Männer als Teilnehmer, die im Beruf viel Verantwortung hatten und die sich auf diese Weise eine Auszeit nahmen.
Wie läuft der Einkehrtag ab?
Max
Der Einkehrtag dauert von 10 bis 16 Uhr, die maximale Teilnehmerzahl liegt bei 15. Zu Beginn stellen wir uns gegenseitig vor. Im Laufe des Tages wechseln dann verschiedene Formen des Übens einander ab. Dazu gehört insbesondere das Sitzen in der Stille, je nach Gruppe bis zu mehrmals 25 Minuten. Ich gebe Impulse, etwa anhand von Bibeltexten, aber auch zur Haltung beim Sitzen oder zum Atmen. Meine Frau ist mit dabei, sie macht Übungen zur Leiberfahrung, die helfen, den eigenen Körper zu spüren, zu lockern, zu dehnen, sich aufzurichten. Einkehrtage finden im Schweigen statt, während der Übungen wird also nicht gesprochen. In der Mittagspause – jeder bringt sich sein Essen mit – ist es der Gruppe freigestellt, sich auszutauschen oder im Schweigen zu bleiben. In der Regel ziehen es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor, weiter zu schweigen.

Hilfreiche Nebenwirkungen – aber auch Risiken

Was bringt der Einkehrtag den Teilnehmern?
Max
Er muss nichts bringen. Mir selber geht es darum, dem lieben Gott ein bisschen Zeit zu schenken. Ich will diesen Tag zweckfrei halten. Es kann hilfreiche Nebenwirkungen geben, wie eine bessere Präsenz im Beruf oder Gelassenheit in der Familie. Auch Risiken birgt der Tag: Man kann sensibler werden für sich und andere, für die Mitwelt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Einkehrtage mir geholfen haben, den Alltag anders anzugehen. Dadurch, dass ich mich anders wahrnehme, kann ich andere auch anders wahrnehmen.
Wie oft soll der Einkehrtag künftig stattfinden?
Max
Geplant ist er etwa drei- bis viermal im Jahr. Zusätzlich ein Einkehrwochenende im Herbst. Ich will im Februar aber erst einmal schauen, wie das Angebot in Bretten ankommt.

Anmeldung und weitere Infos

Der Einkehrtag am 3. Februar von 10 bis 16 Uhr ist eine Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung im Dekanat Bretten-Bruchsal. Die Teilnahme ist kostenlos.
Teilnehmer sollten bequeme Kleidung, warme Socken und Verpflegung für das Mittagessen mitbringen. Anfragen und Anmeldung bis 27. Januar per E-Mail an pfr.max@t-online.de oder per Post an Albert-Einstein-Str. 3, 75015 Bretten. Weitere Infos unter www.kb-bretten-bruchsal.de

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