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Altenpflegeheim Bretten

Senioren leiden in der Weihnachtszeit an Heimweh

Viele Verwandte und Freunde sind schon verstorben. Einfach zu den Kindern reisen, geht durch körperliche Einschränkung auch nicht mehr. Weihnachten alleine: Ein Schicksal, das viele ältere Menschen teilen?

Das Brettener Altenpflegeheim „Im Brückle“.
Diverse Aktivitäten für die Bewohner werden im Brettener Altenpflegeheim „Im Brückle“ angeboten. Foto: Ella Heil

Aktivitäten im Betreuten Wohnen der AWO sowie im Altenpflegeheim „Im Brückle“ in Bretten sollen Einsamkeit vorbeugen. Zu Weihnachten kommen Verwandte. Der Brettener Seniorenrat bietet aufgrund fehlender Kapazitäten diesmal allerdings keine Treffen in der Adventszeit an.

Heimweh in der Weihnachtszeit verstärkt

Christbaum und Lichterketten: Zur Einstimmung auf die Adventszeit ist die Betreute Wohnanlage der AWO in der Brettener Leibnizstraße schon festlich geschmückt. Doch die Bewohner blicken Weihnachten nicht unbedingt mit Vorfreude entgegen.

Es bedarf sehr viel Feingefühl, es muss Zeit zum Zuhören da sein.
Jutta Karl
Hausleiterin Betreutes Wohnen

„In dieser Zeit sind die Bewohner meistens sehr sensibel“, sagt Hausleiterin Jutta Karl und fügt an: „Sie haben in der Weihnachtszeit besonders Heimweh, nach Verstorbenen ihrer Familie, nach dem alten Wohnort, den alten Nachbarn, selbst nach der Bäckerei, die früher mal ums Eck war.“ Aber die Hausleiterin weiß ihnen zu helfen. „Es bedarf sehr viel Feingefühl, es muss Zeit zum Zuhören da sein“, sagt Karl.

„Gerade in dieser Zeit ist es besonders wichtig, unsere Senioren noch mehr in Aktivitäten einzubinden“, sagt Karl. Möglichkeiten zum Zusammenkommen gibt es einige. Jeden Dienstagnachmittag wird im Betreuten Wohnen der AWO ein gemeinsames Treffen mit Kaffee und Gebäck veranstaltet. „In der Adventszeit wird dazu immer eine Geschichte gelesen, über die danach geredet wird“, sagt Karl.

Donnerstagvormittags wird ein Gedächtnistraining angeboten. Dies sei immer der Jahreszeit angepasst, betont Karl. Darin enthalten sei außerdem eine Gesprächsanregung. Daraufhin würden die Senioren gerne erzählen, wie es früher so war. „Unsere Bewohner lieben unsere Treffen sehr“, sagt die Hausleiterin.

Freitags gibt es ein „Tanzen im Sitzen“. Aktuell würden die Senioren ein Programm einstudieren, das an Weihnachten vorgeführt werden soll, so Karl. Am 24. Dezember veranstaltet das Betreute Wohnen dann ein Weihnachtsfest. Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff wird das Haus besuchen, auch der Posaunenchor kommt vorbei. Gemeinsam wird gesungen und gelesen. Danach bekommen die Senioren ein Päckchen überreicht, indem höherwertige Pflegeartikel enthalten sind. Der Initiator dieser Päckchenaktion ist Uli Lange, der sich seit Jahrzehnten für gemeinnützige Zwecke einsetzt. Unter anderem sammelt er Spenden für sozial benachteiligte Menschen, für Menschen mit Behinderung und für Senioren. Denn laut Lange dürfe kein Mensch alleine sein.

„Gegen Mittag, ist dann auch bei uns Mitarbeitern Feierabend“, sagt Karl. Nach dem zweiten Weihnachtstag sind die Betreuer wieder für die Senioren da. „Man darf nicht vergessen, dass wir kein Pflegeheim sind, sondern ein Betreutes Wohnen. Jeder hat seine eigene Wohnung“, betont die AWO-Hausleiterin.

Familienbesuche zu Weihnachten

Ein Adventskranz ist im Sozialraum aufgestellt, ansonsten fehlt es noch an weihnachtlicher Dekoration. Hier kommen die Bewohner des Betreuten Wohnens „Im Brückle“ zusammen. Elisabeth Flatau ist vor rund zwei Jahren in das evangelische Altenpflegeheim in Bretten gezogen, um ihren Kindern und Enkeln in Süddeutschland näher zu sein. Ursprünglich kommt sie aus Oldenburg.

Flatau meint, niemand aus ihrem Bekanntenkreis im Wohnheim sei an Weihnachten alleine. „Die meisten sind bei ihren Kindern und Enkeln eingeladen oder bekommen Besuch von ihnen“, sagt Flatau. „Die Verwandtschaft ist oft ganz in der Nähe.“ Und wie verstehen sich die Bewohner untereinander? Wer keinen Kontakt mit den anderen Heimbewohnern sucht, der würde auch in Ruhe gelassen werden, meint Flatau. Andersherum gilt das Gleiche: „Wer Kontakt sucht, der findet ihn in der Regel auch“, sagt die Bewohnerin. Es würde hier eine gute Atmosphäre herrschen. Auch sie hätte nach ihrem Umzug vor zwei Jahren gut Anschluss gefunden.

Vor allem das gemeinsame Kartenspielen sei ihr sehr wichtig. Dieses gibt es in der Regel zweimal im Monat. Das Treffen geschieht eher im kleinen Kreis und wird deswegen von den Bewohnern selbst organisiert. Doch auch die Hausleitung organisiert Aktivitäten für die Bewohner. Jeden Donnerstagvormittag wird ein Gedächtnistraining für jeden, der möchte, angeboten. Die Gruppe ist recht klein und besteht nur aus rund zehn Teilnehmern.

Am Dienstagnachmittag wird immer ein gemeinsames Kuchenessen veranstaltet. Es erscheinen mehr Leute, rund die Hälfte des Betreuten Wohnens. „Das ist eine gute Möglichkeit, um sich auszutauschen“, sagt Flatau. Letztes Jahr lag zu Nikolaus ein kleines Päckchen vor jeder Tür im Betreuten Wohnen. Darin waren Mandarinen und Schokolade für die Senioren. Allerdings ist sich Flatau nicht sicher, ob diese Weihnachtsaktion dieses Jahr stattfindet.

Die Betreuerin des Betreuten Wohnens hätte nämlich Ende November, nach wochenlanger Krankschreibung, gekündigt. Bisher sei leider noch kein Ersatz gefunden. „Wir befinden uns gerade in einer ungewöhnlichen Situation“, sagt die Bewohnerin. Ab und zu kämen Pflegekräfte aus dem Altenheim nebenan, um nach dem Rechten zu sehen. Allerdings sei das keine langfristige Lösung. „Die Pflegekräfte müssen wahrscheinlich für uns Überstunden machen“, meint Flatau und fügt an: „Die sind mit ihren Kapazitäten auch bald am Ende.“

Keine Maßnahmen gegen Einsamkeit beim Brettener Seniorenrat

„Uns ist bewusst, dass Einsamkeit im Alter ein großes Problem ist“, sagt indes Ruth Weida, die Vorsitzende des Brettener Seniorenrats. Allerdings fehle es aktuell an Kapazitäten. „In der letzten Zeit hatten wir einen anderen Fokus“, berichtet die Vorsitzende. Der aktuelle Rat ist seit Januar aktiv. Seitdem hätte es andere wichtige Themen gegeben. „Gerade sind wir mit der Kommunalwahl, die im nächsten Jahr stattfindet, beschäftigt“, sagt Weida. Auch die Verbesserung der Wohnraumsituation hätte viel Zeit in Anspruch genommen.

„Wir können deswegen leider keine Treffen zur Weihnachtszeit anbieten“, sagt die Vorsitzende und führt weiter aus: „Das würde über unsere Kräfte gehen.“ Man brauche zudem auch die Leute dafür. Die Vorsitzende verweist allerdings auf die Erfolge der „Schwätzbänkle“-Aktion im vergangenen Jahr. Die gekennzeichneten Parkbänke sollen Einsamkeit vorbeugen und Menschen zum Austausch ermutigen. „Aber im Winter ist das natürlich eher schwierig“, weiß Weida.

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