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Reform des Führerscheinrechts gefordert

Fahrermangel: Oberderdinger Omnibusunternehmer setzt sich notfalls selbst hinters Lenkrad

Das Thema Fahrermangel macht auch dem Oberderdinger Unternehmen Wöhrle-Reisen zu schaffen. Dabei hätte Geschäftsführer Thomas Balmer sogar drei Kandidaten an der Hand. Wenn er sie denn einstellen dürfte. Was ist da los?

Am Bahnhof in Bretten treffen die Busse der Firma Wöhrle-Reisen aufeinander. Das Thema „Fahrermangel“ betrifft auch das Oberderdinger Unternehmen.
Am Bahnhof in Bretten treffen die Busse der Firma Wöhrle-Reisen aufeinander. Das Thema „Fahrermangel“ betrifft auch das Oberderdinger Unternehmen. Foto: Catrin Dederichs

Drei potenzielle Busfahrer hätte Wöhrle-Reisen-Geschäftsführer Thomas Balmer sofort an der Hand. Alle drei würde er gleich einstellen. Wenn er dürfte. Doch die potenziellen Busfahrer kommen aus der Ukraine. Entsprechend haben sie ukrainische Busführerscheine. Und damit können sie in Deutschland nichts anfangen.

Ein Ukrainer darf auch dann nicht bei uns fahren, wenn er schon 20 Jahre durch Kiew gefahren ist.
Thomas Balmer
Geschäftsführer Wöhrle-Reisen

„Jemand aus Griechenland darf bei uns sofort fahren“, sagt Balmer. „Ein Ukrainer aber darf auch dann nicht, wenn er schon 20 Jahre durch Kiew gefahren ist.“

Für Bretten und Oberderdingen sichert Unternehmer regelmäßige Fahrten zu

Thomas Balmer klagt über einen mangelnden Reformwillen beim Busführerschein und einen damit verbundenen Mangel an Fahrern. Mit dieser Klage befindet sich Balmer in bester Gesellschaft. Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen warnt bereits vor Konsequenzen. Er sieht dünnere Fahrpläne, Stillstand beim Busverkehr und wegfallende Leistungen voraus.

Für Bretten, Oberderdingen und Umgebung aber versichert Balmer: „Wir werden unsere Leistung zum Schulstart am 11. September wie gewohnt auf die Straße bringen.“ Er sagt, in den 75 Jahren seines Unternehmens sei keine einzige Fahrt wegen Fahrermangels ausgefallen. Ausfälle habe es höchstens mal gegeben, wenn ein Fahrer verschlafen habe. Und dabei soll es bleiben. Wenngleich auch bei ihm mehr Fahrer in Rente gehen als junge nachkommen.

Wenn es klemmt, sitzen Disponent, Werkstatt oder ich hinterm Lenkrad. 
Thomas Balmer
Geschäftsführer Wöhrle-Reisen

„Wenn es klemmt, sitzen Disponent, Werkstatt oder ich hinterm Lenkrad. Aber sicher ist, wir fahren.“ Doch eine richtige Lösung stellt auch Balmer sich anders vor. Er wirbt dafür, das Führerscheinrecht zu reformieren und Nicht-EU-Führerscheine anzuerkennen. „Wir brauchen Personal und müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen.“

Fakt ist: Will oben genannter ukrainischer Busfahrer mit jahrelanger Berufserfahrung auch in Deutschland fahren, muss er zunächst den deutschen Führerschein Klasse B machen. Außerdem muss er nachweisen, dass er ausreichend gut Deutsch spricht. Dann folgen 90 Pflichtstunden für den Busführerschein. „Damit sind Sie 10.000 Euro los“, sagt Balmer.

Balmer wirbt für die Arbeit des Busfahrers. Er sagt, das sei ein verantwortungsvoller und anspruchsvoller Job, der eine gute Work-Life-Balance ermögliche und körperlich wenig anstrengend sei.

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