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Zeitweise Flüchtlingsunterkunft

In der ehemaligen Musikakademie in Kürnbach soll neuer Wohnraum entstehen

Sozialwohnungen und ein medizinisches Versorgungszentrum sollen dem Gebäude in Kürnbach eine neue Bestimmung geben. Bürgermeister Armin Ebhart drängt auf schnelle Umsetzung.

Anstelle der ehemaligen Musikakademie sollen sozialgebundene Wohnungen und ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen.
Anstelle der ehemaligen Musikakademie sollen sozialgebundene Wohnungen und ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Foto: Michael Fritz

Bis März 2021 waren in der ehemaligen Musikakademie Kürnbach minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Seit deren Auszug stehen die Gebäude leer, bauliche Aktivitäten sind nicht erkennbar.

Dabei bestehen schon seit 2019 ambitionierte Pläne zur städtebaulichen Entwicklung des in zentraler Ortslage von Kürnbach gelegenen Gebäudekomplexes. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.

Stuttgarter Unternehmen plant neuen Wohnraum

Das Stuttgarter Familienunternehmen Solèr kaufte bereits 2016 die aufgegebene Musikakademie vom Blasmusikverband Baden-Württemberg und plant seither dringend benötigten Wohnraum. Von Anbeginn bei der Projektentwicklung beteiligt war Eugen Höschele. Er fädelte den Deal zwischen dem Blasmusikverband und der Familie Solèr ein und begleitet die Verhandlungen mit Landratsamt und Gemeinde bis heute.

Die Gemeinde Kürnbach unterstützt das Vorhaben und hat 2021 in Abstimmung mit den Eigentümern und deren Architekten einen Bebauungsplan für das rund 4.000 Quadratmeter große Areal aufgestellt.

Dieser sieht Erhalt und Modernisierung des denkmalgeschützten alten Schulhauses und des Wohngebäudes in der Leiterstraße 3 sowie den Abriss der Musikakademie vor. An deren Stelle sollen vier Wohngebäude mit rund 25 Wohnungen nebst Quartiersplatz und Tiefgarage neu errichtet werden.

Um das Großprojekt wirtschaftlich zu unterstützen, erweiterte die Gemeinde schon 2020 das bestehende Sanierungsgebiet „Ortskern“ um das Areal der Musikakademie. 400.000 Euro Zuschuss aus Sanierungsmitteln wurden im Januar 2021 für den Abriss der Musikakademie und die Modernisierung der beiden Gebäude zugesagt.

Bürgermeister Ebhart will jetzt konkrete Schritte sehen

Auch der Forderung der Investoren nach weiterer finanzieller Unterstützung kam der Gemeinderat nach und erhöhte im Oktober 2022 den Zuschuss für die Modernisierung des Schulhauses um weitere 100.000 Euro. Somit sind mittlerweile gut ein Drittel des gesamten Sanierungstopfes für das Projekt Musikakademie reserviert.

Bürgermeister Armin Ebhart (parteilos) will nun konkrete Schritte auf dem für Kürnbach so wichtigen Gelände sehen. „Wir als Gemeinde haben alle unsere Aufgaben erledigt, das Sanierungsgebiet erweitert, den Bebauungsplan aufgestellt und Fördermittel in Höhe von einer halben Million Euro bereitgestellt. Nun liegt der Ball im Feld des Investors“, betont der Verwaltungschef.

Es waren in den letzten Jahren viele Hürden zu nehmen, bei denen manch andere das Handtuch geworfen hätten.
Alessandro Solèr
Familienunternehmer

Die Familie Solèr, die sich weder als reiner Investor noch als klassischen Projektentwickler sieht, teilte auf Nachfrage dieser Redaktion mit: „Unser Familienunternehmen sieht diese Immobilie als langfristige Entwicklung, die wir im eigenen Bestand halten werden.“

Alessandro Solèr erläutert weiter: „Es waren in den letzten Jahren viele Hürden zu nehmen, bei denen manch andere das Handtuch geworfen hätten. Aber nun haben wir ein tragfähiges Konzept entwickelt, das neben sozial gebundenem Wohnraum auch ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) vorsieht.“

Beteiligter Arzt hat Erfahrung mit MVZ-Betrieb

Mit im Boot ist der Arzt Thorsten Pilgrim, der über viel Erfahrung mit dem Betrieb eines MVZ verfügt. „Eine alternde Gesellschaft und gleichzeitig Ärzte, die keine Nachfolger für ihre Praxis finden, das wird gerade in ländlichen Räumen zum Problem“, erläutert Pilgrim.

„Wir suchen daher gezielt nach Objekten, um ein neues Versorgungskonzept zu etablieren“, sagt der Mediziner. „Die Musikakademie bietet sich hier geradezu ideal an. In einer Praxisklinik – einer Arztpraxis mit den Strukturen einer Klinik – behandeln angestellte Ärzte vor Ort, können aber über Telemedizin bei Bedarf besondere Fachdisziplinen kombinieren.“

„Das ist attraktiv für unsere Ärzte und vorteilhaft für die Patienten.“ Das Angebot könne auch noch beispielsweise um Physiotherapie, Ergotherapie oder eine Apotheke ergänzt werden und sei so auch für Patienten über Kürnbach hinaus interessant. Aktuell liefen bereits vielversprechende Gespräche, versichert Pilgrim.

Unser Ziel ist es, das Projekt auf sichere Beine zu stellen.
Alessandro Solèr
Familienunternehmer

Parallel dazu ist Alessandro Solèr mit der Landesbank wegen eines Förderprogramms zum sozialen Mietwohnungsbau in Kontakt. „In diesem Bereich sind wir seit 30 Jahren tätig und haben entsprechende Erfahrung“, sagt er.

„Unser Ziel ist es, das Projekt auf sichere Beine zu stellen und ein Kleinod für Kürnbach zu schaffen. Wir planen mit Hochdruck weiter und werden im ersten Quartal 2024 die Baugenehmigung beantragen.“ Eine Nachricht, die auch Bürgermeister Armin Ebhart freuen dürfte.

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