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Mutter verärgert

Laut Fahrplan: Schulbus in Bretten fährt fünf Minuten vor Unterrichtsende los

Um 15.35 Uhr endet der Nachmittagsunterricht an der Brettener Max-Planck-Realschule. Den Bus in Richtung Ruit erwischen sie dann nicht mehr. Warum ist das so – und soll das so bleiben?

Bushaltestelle
Die Schüler der Max-Planck-Realschule haben nachmittags keine Chance, den Schulbus nach Ruit zu erwischen. Seit zwei Jahren geht es nach den Worten einer Mutter so. Foto: Catrin Dederichs

Bahn und Bahn, Bus und Bus – oder nur Bus: Viele Wege führen nach Bretten-Ruit. Trotzdem springt Tamara P. (Name zum Schutz ihrer Kinder geändert) regelmäßig als Mama-Taxi ein.

Jedenfalls regelmäßig, wenn der Unterricht ihrer Kinder an der Max-Planck-Realschule um 15.35 Uhr endet. Denn wenn nachmittags die Schule zu Ende ist, ist der Schulbus seit fünf Minuten weg.

Ich finde das ein Unding. Es gibt zwar einen Schulbus, aber der fährt nicht dann, wenn die Kinder ihn brauchen.
Tamara P.
Mutter aus Ruit

„Ich finde das ein Unding“, sagt Tamara P. „Es gibt zwar einen Schulbus, aber der fährt nicht dann, wenn die Kinder ihn brauchen.“

Die Alternative „Bahn und Bahn“ hat ebenfalls ihre Tücken. Die S4 Richtung Bahnhof bekommen die Schüler in der Regel noch problemlos.

Am Bahnhof angekommen, haben sie genau vier Minuten Zeit zum Umsteigen. Sobald sich die S4 aber verspätet, fährt ihnen der Anschlusszug „Mex“ vor der Nase davon. „Auf den KVV kann man sich überhaupt nicht verlassen“, schimpft Tamara P.

Das ist eine knappe Umstiegszeit. Und sobald die erste Bahn später kommt, wird es noch knapper.
Michael Krauth
Pressesprecher Verkehrsbetriebe Karlsruhe

Michael Krauth, Pressesprecher der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, versteht den Ärger der Mutter. „Das ist eine knappe Umstiegszeit“, sagt er. „Und sobald die erste Bahn später kommt, wird es noch knapper.“

Die Max-Planck-Realschule liegt genau zwischen der Schillerschule und dem Edith-Stein-Gymnasium in Bretten.
Die Max-Planck-Realschule liegt genau zwischen der Schillerschule und dem Edith-Stein-Gymnasium in Bretten. Foto: Catrin Dederichs

Trotzdem sei es der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) aktuell nicht möglich, früher am Brettener Bahnhof anzukommen, um ein paar Minuten zu gewinnen. Grund dafür sei, dass der neue Winterfahrplan gerade erst festgelegt ist.

Krauth sichert jedoch zu, dass die Verkehrsbetriebe nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. „In sechs oder zwölf Monaten könnte man das vielleicht anpassen.“

Stadt Bretten spricht von zwei Herausforderungen

Auch bei der Stadt Bretten ist das Thema bereits mehrfach aufgeschlagen. „Wir haben schon öfter geprüft, ob wir eine Verbesserung erreichen können“, sagt Pressesprecher Marcel Winter.

Momentan sei es – ebenfalls mit Verweis auf den neuen Winterfahrplan – aber nicht zu ändern.

Denn nach seinen Worten gibt es zwei Herausforderungen: erstens, drei Schulen zu koordinieren, und zweitens, die Taktung durch das Rendezvous-System.

Bushaltestelle
Schüler des Edith-Stein-Gymnasiums und der Schillerschule fahren mit demselben Schulbus. Ihr Unterricht endet aber teilweise zu unterschiedlichen Zeiten. Foto: Catrin Dederichs

Zu Punkt eins: Die Max-Planck-Realschule liegt räumlich zwischen der Schillerschule und dem Edith-Stein-Gymnasium. Die Schüler der beiden anderen Schulen fahren mit demselben Schulbus. Ihr Unterricht endet aber nicht immer synchron mit dem der Realschule.

Punkt zwei ist das Rendezvous-System, das die Stadt im Sommer 2022 eingeführt hat. Seither kommen alle Busse zeitgleich am Bahnhof an, damit die Fahrgäste bequemer umsteigen können. Auch der Schulbus ist laut Winter im Rendezvous-System eingeplant.

Busbahnhof
Der Busbahnhof ist ein Knackpunkt des Fahrplans. Dort halten alle Busse zur selben Zeit, auch der Schulbus. Damit er pünktlich am Bahnhof ankommt, fährt er nachmittags an der MPR los, bevor die Schule aus ist. Foto: Catrin Dederichs

Damit dieser Bus pünktlich am Bahnhof ist, fährt er demnach um 15.30 Uhr von der Haltestelle Im Grüner aus zunächst nach Ruit. In Ruit dreht er um und sammelt auf dem Rückweg die Schüler ein, die in nördliche Richtung fahren.

Für viele ist es besser so, wie es ist, aber man kann es nicht allen recht machen. Es ist die Quadratur des Kreises.
Marcel Winter
Pressesprecher Stadt Bretten

In Richtung Norden fahren nach Winters Worten etwa 100 Schüler, nach Ruit sind es ungefähr 30. „Für viele ist es besser so, wie es ist, aber man kann es nicht allen recht machen. Es ist die Quadratur des Kreises.“

Winter spricht noch von der dritten Möglichkeit, von der MPR aus nach Ruit zu kommen: mit Bus und Bus. Sechs Minuten nach Schulende fährt einer in Richtung Bahnhof los.

Am Bahnhof steigen die Kinder dann um. „Man mutet eher den Ruitern diese Alternative zu, als deutlich mehr Schüler warten zu lassen“, sagt Winter.

Allerdings bleiben den Ruitern auch bei der Bus-und-Bus-Variante nur wenige Minuten Zeit für den Umstieg.

Womöglich soll sich aber schon Anfang 2024 irgendetwas ändern. Angela Knapp, Rektorin der MPR, schreibt im November auf Anfrage der Redaktion, die Schule werde das bei der nächsten Schulkonferenz schulintern regeln. Diese Konferenz soll im Dezember stattgefunden haben.

Gerüchten zufolge soll es inzwischen auch eine Lösung geben. Davon wissen jedoch offenbar weder die Verkehrsbetriebe noch die Stadt Bretten. Auch die Redaktion erfährt aktuell nichts. Vielleicht ist das den Ferien geschuldet.

Tamara P. baut nun jedenfalls darauf, dass sich die Situation nach rund zwei Jahren tatsächlich verbessert. Und wenn es wieder Richtung Sommer geht, ist es ohnehin entspannter: Da können die Kinder alternativ mit dem Fahrrad zur Schule und anschließend nach Hause fahren.

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